I will be your slave

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Anfänglich hatte er tatsächlich versucht, das blutjunge naive Mädchen davon zu überzeugen, dass es besser wäre, in ihre Welt zurück zu kehren und ihren Bruder zu vergessen, trotz der Tatsache, dass er sie für interessant befunden hatte. Die Angst in ihren Augen bei ihrer ersten Begegnung ließ ihn jedoch schnell zur Besinnung kommen und sie als das ansehen, was sie nun einmal war: eine gewöhnliche Sterbliche.

How you turn my world
You precious thing
You starve and near exhaust me

Doch er musste sich schließlich eingestehen, dass er sie unterschätzt hatte: sie hatte zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, aufzugeben und hatte tapfer weiter gekämpft, bis sie sich schließlich hier, in den Trümmern seines Schlosses – sie hatte es wohl wahr geschafft, ihn zu schwächen -, gegenüber standen. Es waren ihre Augen gewesen, die ihn ein- für alle mal erkennen hatten lassen, dass sie anders, dass sie stark war.

Everything I've done
I've done for you
I move the stars for no one

Erhobenen Hauptes war sie auf der Plattform gestanden, die Augenbrauen leicht zusammen gezogen, die blauen Augen, in denen sich eiserner Wille widerspiegelte, fixierten ihn und erwiderten seinen Blick. Die Hände hatte sie kämpferisch zu Fäusten geballt, sodass sich ihre Fingernägel schmerzhaft in die Haut bohrten, doch sie nahm den Schmerz nicht wahr. Ihre kindlichen Züge waren mit einem Mal fort. Sie war ihm ebenbürtig.

Your eyes can be so cruel
Just as I can be so cruel

Mit allen Mitteln hatte er letztlich versucht, sie auf seine Seite zu ziehen. Die Illusion eines Balls, eines wunderschönen Kleids, das wohl jedes andere Mädchen überzeugt hätte; der Versuch, ihr Geschenke zu machen; seine Offenbarung, dass er alles für sie getan hatte.
Dass sie mehr für ihn geworden war als eine angenehme Abwechslung zur Eintönigkeit seines Daseins.
Sie schien jedoch regelrecht resistent gegen die Macht zu sein, die er sonst auf Sterbliche ausübte; als sie gemeinsam getanzt hatten und sie ihn auf diese Art und Weise angesehen hatte, war er sich sicher gewesen, sie nun für sich gewonnen zu haben.

You've run so long
You've run so far

Sarah. Das lange, dunkle Haar fiel über ihre schmalen Schultern und umrahmte ihr blasses Gesicht; die vollen Lippen energisch zusammengepresst. Sie hatte all die Strapazen auf sich genommen, um ihren Bruder zurück zu holen, war tapfer und mutig geblieben – wie sehr er sich in ihr getäuscht hatte.

Oh I do believe in you
Yes I do

Warum, warum nur verstand sie es nicht? Konnte sie es denn wirklich nicht sehen?

Live without your sunlight
Love without your heartbeat
I, I can't live within you
I can't live within you

Als sie begonnen hatte, diese Worte – diese grauenhaften, vernichtenden Worte – auszusprechen, versuchte Jareth noch einmal, ihr seine Gefühle nahe zu bringen, doch Sarah schien seine Beweggründe tatsächlich nicht zu verstehen.
Mit flehendem Blick und ausgestrecktem Arm bot er ihr sein letztes und wertvollstes Geschenk in Form eines Kristalls an, hoffte, sie würde es annehmen. Zum ersten Mal seit Beginn seiner Existenz fühlte er sein Herz; es schlug schnell und so kräftig, dass er kaum noch klar denken konnte. Er wusste, dass das Ende gekommen war und konnte sie nicht einfach für immer gehen lassen. Der König der Kobolde musste sie es wenigstens wissen lassen.

Just fear me. Love me. Do as I ask, and I shall be your slave ...!

Seine Worte, die er voller Inbrunst und Zärtlichkeit an sie richtete, ließen sie aufhorchen und inne halten, sodass er für einen kurzen Augenblick die Hoffnung hegte, dass sie ihn verstanden hatte; doch dann fuhr sie mit Nachdruck fort, als hätte seine Ehrlichkeit das absolute Gegenteil bei ihr bewirkt.
Als sie endete, hatte sie ihn an den Rand der Plattform gedrängt; nun war er nicht mehr länger der Jäger - er war der Gejagte. Sein Herz, und damit sein letztes Geschenk an Sarah, barst in jenem Augenblick. Ein schneidender, unglaublich intensiver Schmerz durchfuhr ihn. Er wusste, dass er nun sterben würde, doch es war ihm gleich; als er von der Plattform in eine unendliche Schwärze stürzte, galt sein einziger Gedanke Sarah – sie vor seinem nahenden Tod noch einmal zu sehen, war alles, was er wollte; sie war stark und wunderschön, doch er konnte noch erkennen, dass sich leises Entsetzen auf ihrem Gesicht abzeichnete, so als hätte sie begriffen, was sie soeben getan hatte.
Die Alte hatte die Wahrheit gesprochen: seine Kräfte waren außergewöhnlich, doch es gab eine Macht, die selbst ihn brach.
Mit einem traurigen Lächeln der Erkenntnis, dass Sarah seine Liebe nie erwidert hätte, schloss er seine Augen, während eine einzelne Träne seine Wange hinab lief sich in der Dunkelheit in hunderte, funkelnder kleiner Kristalle verlor.

As the pain sweeps through
Makes no sense for you
Every thrill has gone
Wasn't too much fun at all
But I'll be there for you
As the world falls down


Falling

Falling down

Falling in love ...

***

//Ich hoffe, es hat euch gefallen, auch wenn es diesmal etwas kitschiger ausfällt. Mich würde es sehr freuen, eure Meinung besonders zu diesem Kapitel zu lesen, da ich noch wenig Erfahrung im Schreiben von traurig-romantischen Szenen habe und gerne wissen würde, ob das ebenso traurig rüber kam, bzw. was ihr beim Lesen empfunden habt. Danke!//

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