Noch nicht zu Ende?

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Hope stand vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und betrachtete ihren geschundenen Körper.

Sie war bei einem Arzt gewesen, welcher ihr gesagt hatte, dass sie keine inneren Blutungen habe.
Sie hatte aber einige Prellungen, Platzwunden und Schrammen.

Diese versorgte sie nun. Sie beschmierte praktisch ihren ganzen Körper mit Salbe.
Am schlimmsten sah ihre Schulter aus. Die Prellung war schon blau und grün, an den Rändern gelb. Sie konnte den rechten Arm nicht mehr heben.
Die Prellung war auch geschwollen.
Als sie sie berührte brannte sie.
Hope sog scharf Luft ein.
Augen zu und durch!
Sie verteilte die Salbe auf der Prellung.

Nachdem sie alle Wunden und Prellungen eingesalbt hatte, klebte sie noch sterile Gasen oder Pflaster darauf.
Als sie fertig war zog sie einen frischen Kapuzenpulli an, dazu eine zerrissene Hose.

Sie trat in den Flur und schaute unschlüssig von einer Seite zur anderen.
Trainieren gehen konnte sie nicht.
Sie hatte alle Seelenportraits fertig.
Sie entschied sich dazu ein Bild zu Malen.
Sie schnappte sich ihren Block, Bleistifte, Pinsel und ihren Aquarell-Malkasten.
Damit setzte sie sich mühsam auf ihr Bett und begann mit den Bleistiften zu vorzuzeichnen.
Irgendwann war sie fertig mit ihrem Bild.
Sie hatte die Avengers in einer Reihe gezeichnet.
Das was sie gesehen hatte bevor sie in den Kampf gezogen war.

Als sie fertig war zog sie sich Socken an, jedoch keine Schuhe. Die Socken waren dick, also waren die Schuhe gar nicht nötig.
Sie zog sich die Kapuze über und trat nun doch in den Gang.
Sie ging Richtung Küche.
Sie hatte nämlich schon ungefähr eineinhalb Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Und dass war eindeutig zu lang.

,, Da ist ja unsere kleine Heldin!", rief Clint aus als Hope die Küche betrat.
,, Hiiiii", rief sie übermütig.
Clint sass mit Natascha, Wanda und Vision am Küchentisch.
Hope ging an diesem vorbei, zur Kücheninsel.

Natascha schaute besorgt zu Hope. Diese schenkte sich gerade ein Glas Wasser ein.
Als sie den Blick hob, bemerkte sie Nataschas Besorgnis.
,, Was ist los? Hab ich blaue Flecken im Gesicht?"
,, Ich habe nur das Gefühl, dass es noch nicht zu Ende ist."
Hope, welche sich in der Zwischenzeit zum Kühlschrank umgedreht und diesen geöffnet hatte, antwortete bescheiden:,, Ich weiss."
,, Und du kannst einfach hier sein und warten?", fragte Wanda.
,, So wie ich diese Armee kenne, müssen wir sowieso auf sie warten."
Darauf hatten die anderen nichts zu erwidern, sie hatte absolut recht.

Da Hope nichts vernünftiges im Kühlschrank gefunden hatte,
begann sie die restlichen Schränke zu durchstöbern.
Irgendwann schaute sie auf die Uhr.
,, Hat jemand etwas gegen Abendessen? Niemand? Gut."
Sie begann Lebensmittel aus den Schränken zu holen.
Dann begann sie Gemüse zu schälen und zu schneiden.
Irgendwann begann sie zu singen.
Alles was ihr gerade einfiel, von Let it Go bis Sound of Silence.
Nur die Weihnachtslieder liess sie aus.

Sie war so vertieft im ihre Arbeit, dass ihr nicht auffiel, als Steve sich an den Tisch lehnte und ihr zuhörte. Die anderen waren inzwischen gegangen.
Ihre Stimme war unglaublich rein.
Steve hörte ihr einfach nur zu und beobachtete sie beim Kochen.
Sie hakte in einem unglaublichen Tempo mehrere Peperoni zu kleinen Streifen.
Wenn sie sich zu den Herdplatten umdrehte, machte sie eine kleine Drehung.
Irgendwann begann sie Poulet zu schneiden. Als sie das Messer dazu holte liess sie es zwischen ihren Fingern herumwirbeln.
Sie warf ihre vorbereiteten Zutaten in eine Bratpfanne, begann die Nudeln in einen Kochtopf zu kochen.
Da sie nun nur noch warten konnte, drehte sie sich um..., und erschrak.
Ihre Hand fuhr zu ihrem Herzen.
,, Erschreck mich doch nicht so!", rief sie aufgebracht, während sie versuchte ihren Puls wieder herunter zu bringen.
Steve lächelte, was ihrem schnellen Puls auch nicht unbedingt half.
,, Wie lange sitzt du schon da?", fragte Hope nun trotzdem Neugierig.
,, Ungefähr seit du die Peperoni geschnitten hast."
Hope lachte auf, während sie ihre Hände wusch:,, Es könnte ein Elefant hier herum trampeln ich würde es nicht bemerken."

Steve lächelte zwar noch, aber langsam kam die Sorgenfalte zurück.
,, Wie gehts dir?", die Sorgenfalte war endgültig zurück.
,,Ach es geht", meinte Hope.
Sie nahm eine Gabel aus der Besteckschublade, um eine Nudel aus dem Topf zu ziehen und zu probieren.
Sie waren noch etwas hart.
Steve war inzwischen neben sie getreten.
Er sah die Seite ihres Gesichts mit der grösseren Schramme.
Als sie zu ihm aufsah, legte er eine Hand an ihre Wange und strich vorsichtig über ihre Wunde.
Hopes Augen strahlten nichts als Wärme aus.

Trotzdem drehte sie den Kopf weg um eine weitere Nudel aus dem Topf zu fischen, denn ihr Herz sagte ihr dass er sie nicht mehr so ansehen würde, wenn er die Wahrheit wüsste, die ganze Wahrheit.
Sie hielt Steve die Gabel hin.
,, Gut?", fragte sie während sie Gewürze aus dem Schrank zog.
,,Gut."

Sie stellte die Gewürze neben den Herd.
Das Wasser von den Nudeln trennen, die Nudeln zu dem Poulet und den Peperoni, Erbsen und Cashew-Kernen, und fertig.

Hope würzte das ganze mit Sojasosse und Curry, ganz leicht aus dem Handgelenk.
Steve fühlte sich ziemlich unnütz, wie er so neben ihr stand.
Als sie begann den Tisch zu decken, war dies eine willkommene Beschäftigung für ihn.
Nachdem Hope die Teller auf den Tisch gelegt hatte, brachte er das Besteck.
Hope lächelte ihn beim vorbeigehen an.
Dieses stille Lächeln reichte schon, um ihn die ganzen Alltagssorgen eines Steve Rogers verblassen zulassen.
Schon begann sie wieder ein Lied zu summen.
Dieses mal war es ,If I were a boy'.
Sie unterbrach ihr Gesumme nur um Steve zu sagen er solle die anderen hohlen.

Nach dem Essen half Hope abzuwaschen, obwohl sie gekocht hatte. Sie stand da, wusch die Teller und Pfannen ab, vollkommen in Gedanken versunken.
Wieso hatten all die Leute für sie sterben müssen? Diese Frage drehte in ihrem Kopf Runden und brannte Spuren ein, wie Dagobert Duck, wenn er überlegt wie er seine verlorenen zwei Dollar wieder zurück gewinnen kann.
Sie fühlte sich wie Harry Potter. Für ihn waren alle aus Liebe gestorben.
War das bei ihr auch so gewesen? Nein. Alle waren wegen ihr gestorben. Nicht für sie.
Manchmal brach sie deswegen fast in Tränen aus. Meistens Abends in ihrem Bett, wenn sie Löcher in die Dunkelheit starrte.
,,Hope?" Sie wusste nur, dass Clint mit ihr geredet hatte, aber nicht mehr was er gesagt hatte.
,,Hm?", fragte sie verwirrt.
,,Geht es dir gut?", fragte er besorgt.
,,Mh", antwortete sie halbpatzig.
,, Aha", meinte er misstrauisch und trocknete einen Teller ab.

Als Hope im Bett lag hatte sie immer noch nicht aufgehört über die Tode ihrer geliebten Menschen nachzudenken.
Natürlich ging ihr der Tod ihrer Schwester am nächsten.
Ihre Schwester war der einzige Mensch, den Hope mit allen ihren Fehlern geliebt hatte.
Sie hatte sie dafür geliebt, dass sie trotz ihrer Jähzornigkeit immer für Hope da gewesen war.
Sie hatte sie dafür geliebt, dass sie ihr Kuscheltier immer im Arm gehalten hatte, egal wie alt sie gewesen war.
Sie hatte sie für ihre Stimme geliebt, mit welcher sie die schönsten Geschichten erzählt hatte. Ihre Stimme hatte Hope über den Tod ihrer Mutter hinweg getröstet, denn ihre Schwester hatte genau die gleiche Singstimme wie ihre Mutter gehabt.
Und nun waren sie beide tot.

Diese Tatsache knallte Hope nun so richtig ins Gesicht.
Eine einsame, warme Träne rollte ihr die Wange herunter.
Diese Träne war wie der Schmetterlingsflügelschlag, der einen Tornado auslöst.
Dieser einen Träne folgte ein Strom, welcher zu einem Heulkrampf ausartete.
Hope lag in ihrem Bett und schrie in ihr Kissen.
Dieser Heulkrampf  erschöpfte sie so weit, dass sie, wie so oft in letzter Zeit, deswegen einschlief.
                                                 1256 Wörter

Violet EnergyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt