Die Teufel in deinem Kopf

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Hopes Kopf schmerzte. Eigentlich nichts neues. Ihre nächtlichen Heulkrämpfe zogen nämlich diese Konsequenz. Jeden Morgen hatte sie Kopfschmerzen, als ob sie zwei Kästen Bier geext hätte.

Trotzdem raffte sie sich auf, begab sich in ihr Badezimmer, machte sich bereit.
Salbe auf die Wunden und Beulen schmieren, Augenringe soweit wie möglich kaschieren, in die Zentrale gehen.

Kaum war sie dort angekommen, kam Wanda auf sie zu. Sie begann auf sie einzureden, erzählte von tausend Dingen.
Hope hörte zu, nickte, lächelte.
Eine fröhliche Hülle, die ihr inneres Dilemma versteckte.

Irgendwann am Nachmittag liess Hope die anderen mit ihren Diskussionen über Thor's Hammer, die stärkste Waffe und den Präsidenten von Amerika alleine.
Sie spazierte durch die Gänge, dachte nach.
Sie nahm nicht wahr wo hin sie ging. Sich zu bewegen tat ihr einfach gerade gut.
Als sie eine Weile durch die Anlage gelaufen war, kam sie zum Übungsraum.
Ihr Blick fiel auf den Boxsack. Genau das Richtige.
Sie begann mit nackten Knöcheln auf den Sandsack einzuschlagen.
Sie nahm nicht wahr, dass ihre Knöchel aufschürften.
Sie nahm nur ihre Wut über sich selbst wahr, welche sie auf diese Weise rausliess.
Sie schlug immer härter.
Ihre Fingerknöchel bei Zeige- und Mittelfinger waren schon aufgeplatzt.

,, Hope?"
Diese Zögerliche Frage riss sie aus ihrer Trance.
Sie schaute auf.
In der Tür stand Clint.
Erschrocken riss er die Augen auf.
,, Hope, warum weinst du?"
Verwundert rieb Hope sich über die Wange.
Tatsächlich.
So viel wie ich in der letzten Zeit geweint habe, dürfte ich gar keine Tränen mehr haben, dachte Hope.
Schnell schob sie sich an Clint vorbei.

Sie wollte vorbeigehen, doch er hielt sie an ihrem Handgelenk fest.
,, Geht es dir gut Hope?", fragte er besorgt.
Hope sagte, so überzeugend wie möglich:,, Ja, alles gut."
Sie versuchte fröhlich zu lächeln, doch auch dieser Versuch scheiterte kläglich.

Sie drehte sich um und ging ruhig um die nächsten Ecke.
Als Clint sie nicht mehr sehen konnte rannte sie los.
Während dem rennen versuchte sie sich nicht auf die Fresse zu klatschen, denn sie trug nur Socken.

Hope schaffte es tatsächlich, sich in ihr Zimmer zu retten, ohne hinzufallen.
Dort angekommen, setzte sie sich erst mal auf ihr Bett.
Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, liess ihren Tränen wieder mal freien Lauf.
Ihr Gedanken drehten sich nur noch um ihre eigene Schuld. Doch irgendwann hörte sie aus diesem Chaos an Stimmen die schrien :,, DU HAST SIE GETÖTET!!ALLE!! MONSTER!!" eine ganz leise Stimme, sie klang wie die Stimme ihrer Schwester, die rief:,, Hope, reiss dich zusammen! Was geschehen ist, ist geschehen, du kannst es nicht mehr ändern. Lerne mit deiner Schuld zu leben."
Und diese leise Stimme der Vernunft, brachte sie dazu, sich zusammenzureissen.
Sie stand von ihrem Bett auf und stellte sich vor ihren Spiegel.
Fast wäre sie wieder weggelaufen. Das Wesen welches sie sah, sah der normalen Hope eindeutig nicht ähnlich.
Ihre Augen waren rot und geschwollen.
Das Hope-Typische Glitzern war aus ihren Augen verschwunden und war durch ein fiebriges Glänzen ersetzt worden.
Die Platzwunde an der Schläfe machte es eindeutig nicht besser.
Im grossen Ganzen sah sie aus wie ein Zombie.

,, Hope, reiss dich zusammen!", redete sie mit ihrem Spiegelbild, ,, Da draussen sind immer noch Aliens. Du musst die Menschen die noch leben schützen!" Erneut rann eine einzelne Träne ihre Wange herunter.
,, Komm schon!! Du kannst nicht dein ganzes Leben lang deiner Familie nachweinen, obwohl das die logischste Lösung zusein scheint! Komm ins Leben zurück!"
Die letzten Paar Worte hatte sie laut raus geschrien.
Irgendwie schafften es ihre eigenen Worte, ihren Tränenfluss zu stoppen.
Sie nahm einen Lappen und hielt ihn unter eiskaltes Wasser.
Mit diesem fuhr sie sich solange durchs Gesicht bis das klebrige Gefühl der Tränen von ihren Wangen verschwand.

Violet EnergyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt