Close As Strangers

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You feel a little further away
And I don't know what to say
Are we wasting time
I feel like we are close as strangers
('Close as Strangers' – 5 Seconds Of Summer)

Marios Sicht:

Ich lag in meinem großen Bett und starrte gedankenverloren an die Wand. Sie lag neben mir und ich musste dem Drang widerstehen, mich einfach zu ihr zu drehen, sie zu berühren.

Wenn ich sie ansah, konnte ich nicht klar denken. Nur so war das zu erklären, was ich gestern getan hatte. Oder was sich in mir regte, wenn sie mich anlächelte. Verdammt, sie hatte ein so schönes Lächeln.

Wieso war mir das früher nie aufgefallen? Es war als würde nach tagelangem Regen endlich wieder die Sonne aufgehen. Wortwörtlich.  Und wie ihre Augen dabei strahlten, wie funkelnde Sterne, ich könnte gar nicht genug davon bekommen.
Fuck, funkelnde Sterne? Ich war ganz bestimmt nicht bei Verstand. Sonst war ich doch auch nicht so ein schnulziger Poet? Wenn Rosamunde Pilcher meine Gedanken hören könnte, würde sie glatt grün anlaufen vor Neid.

Götze, es reicht!

Ich brauchte einen klaren Verstand, um diesen Gefühlen auf dem Grund zu gehen. Nur daran zu denken, was es sein könnte, schien mir zu abwegig, zu riskant. Es stand zu viel auf dem Spiel und ich durfte mir keinen Fehltritt erlauben. Nicht nochmal

Ich musste mir ganz sicher sein und das war ich nicht. Ich kannte mich. Gefühle kamen und gingen. Selbst wenn sich das hier gerade so real anfühlt...oder?
Mal mochte ich dies, mal mochte ich das. Mal fand ich das aufregend, um es nach kurzer Zeit wieder langweilig zu finden. Und hier ging es nicht um irgendwas oder irgendwen.

Es ging um sie.

Bella murmelte etwas im Schlaf, drehte sich zu mir. Ich sah kurz zu ihr runter. Hatte ich sie gestern wirklich auf dem Mund geküsst?

Ich schüttelte über mich den Kopf. Was war nur in mich gefahren? Zum Glück hatte sie schon geschlafen, sonst hätte dieser Kuss eine Auseinandersetzung mit sich gebracht, die ich noch nicht bereit war zu führen. Zumal ich einfach nicht wusste, wie sie wohl reagiert hätte. Was hätte ich mir für eine Reaktion gewünscht? Nur diese Frage ließ mein Herz schon seltsam schneller schlagen.

Um einen frischeren Kopf zu bekommen, stand ich leise mit der Absicht auf, mir einen Kaffee zu machen.

Kaffee war immer eine gute Idee.

Ich sah noch einmal zu ihr, ehe ich vorsichtig die Tür hinter mir schloss.

~

Ich war gerade dabei schon mal den Tisch fürs Frühstück zu decken, da klingelte es an der Tür. Überrascht sah ich zur Uhr. Wer klingelte unangekündigt um halb acht an meiner Tür?

Fabian war schon vor einigen Stunden zu seiner Freundin gefahren, außerdem hatte er einen Schlüssel. Es konnte eigentlich nur der Postbote sein. Also lief ich zur Wohnungstür und warf einen Blick zum kleinen Bildschirm, der sich neben der Tür befand. Wenn man so bekannt war wie ich, war es besser eine Kamera an der Eingangstür zu haben.

Was ich dort sah bzw. wen, ließ mich erstarren.

Sie stand da, top gestylt wie immer, ihre blonde Lockenmähne etwas länger als ich sie in Erinnerung hatte. Ann-Kathrin, die ungeduldig erneut auf die Klingel drückte.
'Perfektes Timing' konnte ich nur mit einem mulmigen Gefühl im Magen denken, ehe ich zögerlich den Türöffner betätigte.

Maybe tomorrow (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt