Goodbye my lover
Goodbye my friend
You have been the one
You have been the one for me
('Goodbye my lover' - James Blunt)Mein ganzer Körper bebte, als ich mein Gesicht in den Händen verbarg.
Nachdem ich Marios Wohnung verlassen hatte, hatte ich es nur bis um die Ecke geschafft und hatte mich auf den leeren Gehweg sinken lassen.Und so saß ich immer noch zusammengekauert hier, vollkommen in der Vergangenheit gefangen. Bildete mir sogar fast ein, dass sich jener Spielplatz, der unser Schicksal bestimmt hatte, gleich hier um die Ecke befinden musste.
Die Bilder von Mario und mir ließen mich nicht los, sobald ich die Augen schloss, sah ich mich auf der Schaukel. Sah, wie er mich sacht anstieß und auf mich einredete. Er war immer so unglaublich liebenswürdig zu mir gewesen, das konnte ich nun wirklich nicht bestreiten.
Nach diesem Tag auf dem Spielplatz, hatte ich mich so glücklich gefühlt. Ich hatte gedacht, dass sich endlich alles wieder zum Guten wenden würde, dass das Leben es gut mit mir meinte und Mario und ich zusammen gehörten. Wir zusammen gegen den Rest der Welt.
Für immer.
Doch jetzt wusste ich es besser. Alles waren nur Bilder gewesen, nur bescheuerte Illusionen. Ein hoffnungsloser Traum, den ich mit offenen Augen geträumt hatte. Eine unglückliche Romanze, die nichtmal richtig existiert hatte, weil sie von Anfang an eine Lüge gewesen war.
Mit 17 war ich naiv gewesen, ja und ich glaubte, hätte ich mich darauf konzentriert, dann hätte ich auch die Lügen entdeckt, die jeden Kuss, jedes Wort von Mario vergiftet hatten.
Aber ich hatte es nicht gewollt. Konnte man mir wirklich übel nehmen, dass ich in der schweren Zeit einfach nur wieder glücklich sein wollte?Im Nachhinein war man immer schlauer. Ich würde gerne alles ungeschehen machen, hätte lieber Marios Ablehnen ertragen als seine Lügen, die letztendlich alles viel schlimmer machten.
Das würde nämlich jetzt nicht so sehr wehtun. Und genau deshalb war ich unendlich sauer auf Mario.
Selbst wenn er es wirklich für mich getan hatte, hätte er doch wissen müssen, dass sein Verrat irgendwann ans Licht kommen würde. Das tat es immer. Stattdessen, hatte er mir mit seinen Lügen viel tiefer das Herz gebrochen.
Hätte er damals auf dem Spielplatz mir die Wahrheit gesagt, ja dann wäre mein Herz gebrochen gewesen, aber ich könnte dann heute hier sitzen und mich wenigstens mit der schönen Zeit, mit ihm als besten Freund trösten. Denn er konnte ja schließlich nichts dafür, dass er nicht in mich verliebt gewesen war. Mit seinem Verrat hatte er mir auch noch unsere Freundschaft gestohlen. Das würde ich ihm niemals verzeihen.~
Betreten erhob ich mich vom Gehweg und lief planlos umher.
Verdammt, ich kannte mich in dieser Gegend Münchens überhaupt nicht aus. Doch ich würde eher sterben, als bei Mario zu klingeln, um ihn zu fragen, ob er mich nach Hause fuhr.
Irgendwie würde ich hier schon anders weg kommen.Orientierungslos, lief ich die Straße runter, kam nur an edlen Wohnungen und Häusern vorbei. Vielleicht war hier ja irgendwo eine Bushaltestelle, bei der ich nachsehen konnte, wo ich mich befand?
Doch nach 20 Minuten, war ich immer noch in diesem 'Reichenviertel' und mich verließ langsam der Mut.
Fast hätte ich deswegen das Auto nicht bemerkt, das plötzlich links an mich ranfuhr und anhielt.„Isabella?", ich zuckte sofort zusammen, doch es war nicht Mario, der da das Fenster des Audis runtergekurbelt hatte, sondern Fabian. Der große Götze-Bruder sah mich besorgt an.
„Magst du einsteigen und ich fahre dich nach Hause?"Verunsichert blickte ich ihn an. Eigentlich wollte ich doch gar nicht mehr mit jemandem zu tun haben, der auch nur im Geringsten mit Mario zusammenhing.
Fabian schien dies zu spüren, denn er fügte nachdrücklich hinzu: „Ich sage ihm auch nichts davon, versprochen."Kurz wog ich meine Alternativen ab, aber es war wirklich klüger, jetzt zu Fabian zu steigen als hier irgendwo in München verloren zu sein. Also ging ich auf das Auto zu und stieg auf den Beifahrersitz ein. Er lächelte mich beruhigend an, dann startete er den Motor.
„Wohin soll ich dich bringen?"
Das war eine gute Frage.
‚Nach Hause' wollte ich ganz bestimmt nicht, er sollte nicht sehen, in was für einer Gegend ich wohnte. Außerdem wusste ich, dass ich jetzt einen Ort brauchte, wo ich allein sein und mich beruhigen konnte.
„Kennst du den Lechenauer See?", fragte ich ihn dann. „Du willst jetzt, wo es dunkel wird, zu einem See?"
Er klang verwirrt. Ich konnte es ihm nicht verübeln.
Ohne ihn anzusehen, nickte ich entschlossen. „Ja."
Fabian warf mir einen komischen Blick zu, doch dann zuckte er mit den Schultern. „Na schön."Den Rest der Fahrt schwiegen wir und ich war ihm zu tiefst dankbar. Fabian hatte schon immer die Fähigkeit gehabt, in den richtigen Momenten zu schweigen. So wie heute auch, denn ich war mir sicher, dass er mein verweintes Gesicht bemerkte. Aber er fragte nicht, fragte nicht was ich bei seinem Bruder gemacht hatte, fragte nicht, was damals passiert war. Ließ es mich einfach selbst verdauen.
Plötzlich flossen mir ungewollt wieder einige Tränen über die Wangen, verärgert wischte ich sie weg. Schluss jetzt!Als das Auto dann auf dem Parkplatz, vor dem Lechenauer See, anhielt, raffte ich mich zusammen, um mich zu verabschieden. Fabian kam mir allerdings dazwischen: „Was auch immer mein Bruder getan hat und ich weiß, er kann ein richtiges Arschloch sein, aber du musst wissen, dass du ihm immer noch was bedeutest. Er hat in den letzten Jahren seine beste Freundin nicht vergessen. Tief in ihm, vermisst er dich."
Er sagte dies ohne irgendwelchen Nachdruck, doch es hörte sich unheimlich ehrlich an. Ich schluckte hart.
„Danke fürs Fahren, Fabian.", zwang ich mich schließlich zu erwidern und stieg aus.Es gab einen Ort beim Lechenauer See, da hatte man vollkommen seine Ruhe (vor allem um diese Zeit) und man war trotzdem am Wasser. Dort ging ich jetzt schnell hin, ließ mich auf den Rasen fallen und sah mir die letzten Phasen des Sonnenuntergangs an.
Es war wunderschön, wie die Dunkelheit langsam aber sicher mit dem dunklen Orange der Sonne verschmolz und schließlich die Oberhand gewann.
Es war genau richtig, genau das, was ich jetzt brauchte, bemerkte ich erleichtert.Ich dachte an die schöne Zeit mit Mario - ob Lüge oder nicht, es hatte wirklich viele schöne Momente gegeben - viel Orange. Doch wie es dunkle Sachen nun mal an sich hatten, gewannen sie dann die Oberhand und ich ließ es sogar gern zu, konnte die Dunkelheit schließlich nicht vertreiben. Außerdem hieß Dunkelheit nicht gleich etwas Schlechtes.
Ich trauerte um meinen persönlichen Kindsheitshelden, meinen Beinahe-Liebhaber und merkte schnell, dass ich mich irgendwie besser fühlte. Seltsam befreit.
Denn dabei wurde mir genau klar, dass ich ihn endlich loslassen konnte und ich schwur mir, war mir sicher, dass dies die letzten Tränen waren, die ich je wieder um Mario Götze vergießen würde.
Der nächste Tag würde dann ein Neuanfang - ein Sonnenaufgang sein.Verborgen in mir jedoch, hörte ich noch diesen einen Satz nachhallen: „Er hat in den letzten Jahren seine beste Freundin nicht vergessen, tief in ihm, vermisst er dich."
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Maybe tomorrow (Mario Götze)
FanfictionBella und Mario waren mal die besten Freunde gewesen. Mehr als das. Doch ihre Freundschaft überlebte Marios Verrat nicht und die Beiden sahen sich nie wieder. Bis jetzt. Alles ist anders, außer diese besondere Verbindung aus ihrer Vergangenheit. Abe...