Kapitel 1 - Amelia

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"Also haben die Abgaben bis 14 Uhr in den Briefkästen zu sein. Ich hoffe das haben Sie alle verstanden. Dann entlasse ich Sie jetzt ins Wochenende. " Der laute Applaus riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah mich kurz um und merkte sofort, dass mittlerweile jeder aufgestanden war. Einige der Studenten warteten, dass ich aufstand weil sie an mir vorbei zum Ausgang mussten. Man es war immer so überfüllt im Hörsaal, ich hasste es. Ich dachte nurnoch an die lange Fahrt die ich noch vor mir hatte.

Viel schlimmer als die überfüllten Hörsääle war die viel zu lange Zugfahrt zwischen Bochum und Köln. Richtig. Ich fuhr jeden verdammten Tag über eine Stunde mit dem Zug hin und wieder zurück. Leider hatte ich mich etwas zu spät im Studentenwerk der Uni erkundigt und ein Zimmer beantragt. Die Studentenwohnheime waren natürlich überfüllt und ein Zimmer in einer der WG's zu finden war auch nicht gerade einfach. Eine komplett eigene Wohnung in Köln wäre mir zu teuer gewesen und ich glaube meine Eltern hätten es mir sowieso nicht erlaubt. Durch das Wohnheim bin ich ja quasi auf dem Campus, was so natürlich auch entspannter für mich ist. Also wird.

Im moment musste ich ja immer noch mit dem Zug fahren.

Plötzlich fiel mir ein, dass ich doch heute endlich die Schlüssel zu meinem neuen Zuhause bekomme. Ich freute mich riesig darauf. Das einzige was ich bisher wusste war, dass es eine zweier WG ist, jeder hat ein eigenes Zimmer, Gemeinschaftsküche und ein gemeinsames Bad.

Meine Mitbewohnerin kannte ich noch nicht. Aber ich hoffte mich gut mit ihr verstehen zu können, was mir eigentlich meistens gut gelang, da ich ein eigentlich offener Mensch war ud gern neue Kontakte knüpfte. So auch hier an der Uni.

Ich war wahrscheinlich die einzige blöde, die jeden Tag den ganzen Weg aus Bochum hier her machte. Meine alten Freunde aus der Schulzeit studierten alle im nahen Umfeld, heisst Bochum, Dortmund, Essen-Duisburg usw. Tortzdem hatte ich hier bereits viele neue Leute kennengelernt was mich tierisch erleichterte. Ich hatte am Anfang echt gedacht, dass ich hier in Köln keine Freunde haben und mich zu Tode langweilen werde. Ich verstand mich schon immer viel besser mit Jungs als mit Mädchen, was meiner Meinung nach daran liegt, dass Jungs einfach unkomplizierter sind.

Auf dem Weg zum Hausmeister ging ich die Möglichkeiten durch, wie ich mich vorstellen sollte wenn ich meine Mitbewohnerin traf. Ich betete förmlich dass sie genau wie ich Südländerin war, im besten Fall Türkin. Ich hätte natürlich auch nichts gegen eine deutsche oder anders sprachige Mitbewohnerin, um Gottes Willen nein. Aber bei Südländern passt einfach die Mentalität.

Ich klopfte vorsichtig an der Tür und betrat das Büro des Hausmeisters. Er bittete mich herzlich rein und lächelte freundlich. Oh Gott mit dem würde ich klar kommen, das wusste ich sofort. Ein etwas älterer, dicker Mann mit wenig Haaren auf dem Kopf. Er kam super sympatisch rüber.

Ich stellte mich kurz vor und reichte ihm meine Unterlagen, in denen stand welchem Wohnheim und welchem Zimmer ich zugeteilt wurde. Wir plauderten ein wenig über das Studium, Wetter, dieses und jenes. Ein kleiner SmallTalk eben. Er reichte mir meine Schlüssel und beschrieb mir den Weg zum Wohnheim.

HAUSMEISTER: .. da ist es dann auch direkt. Es ist wirklich nicht weit von hier. Ihre Wohnung ist im 2. OG, aber ich denke Sie werden es finden. Die Liste des Inventars haben Sie bekommen, ja ?

AMELIA: Vielen vielen Dank ! Ja die Liste hab ich bekommen. Bett, Schrank und Schreibtisch stehen schon drin wurde mir gesagt.

HAUSMEISTER: Na gut. Dann heiße ich Sie herzlich Willkommen Frau Aydin. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Und wenn was ist, Sie wissen ja wo Sie mich finden.

AMELIA: Vielen Dank nochmals. Auf Wiedersehn !

Ich folgte der Wegbeschreibung des Hausmeisters und wurde immer nervöser. Ich hatte die ganze Zeit nur daran gedacht wie es wäre, wenn wir uns gut verstehen. Aber was, wenn wir garnicht miteinander klar kommen ? Plötzlich wurde mir ganz mulmig zu Mute. Ich bekam echt Panik.

Da stand ich also vor dem relativ großen weißen Gebäude. '2. OG' wiederholte ich in Gedanken. Ich ging die Treppen hoch und laß mir beim vorbeigehen die ganzen Namensschilder an den Türen durch. Außer der zweier WG's gab es auch noch vierer Wohnungen. Ich stellte fest, dass im Haus nicht nur Frauen wohnten. Jedoch jede einzelne Wohnung eingeschlechtig war. Viele Ausländische Names bekam ich nicht zu lesen, das enttäuschte mich schon ein bisschen.

Aber dann kam ich an meiner Tür an. Wohnung 2A. Die Wohnungen waren durchnummeriert, um sie einfacher zuteilen zu können. Ich bemerkte, dass an meiner Tür kein Namesschild hing. Komisch, vielleicht wohnt sie ja auch noch garnicht hier.

Ich schloss vorsichtig auf und wagte mich den ersten Schritt. Leer. War das erste was mir durch den Kopf ging. Denn das war es wirklich. Der Flur war total kahl, keine Deko, nichts. Ich ging weiter rein, stellte meine Taschen und Koffer neben der Gaderobe ab. Die Küche war riesig. Das zauberte mir ein Grinsen ins Gesicht. Ich kochte für mein Leben gern und schmecken tat es meistens auch noch. Wenn ich schlechte Laune hatte backte ich viel und vertrieb mir so immer die Zeit. Auch das Badezimmer war für die Verhältnisse ziemlich groß. Wir hatten sogar Wanne und Dusche. Wow. Ich war begeistert. Das 'Wohnzimmer' wenn man es so nennen konnte, war ebenfalls relativ groß. Wurde aber in Vergangenheit wahrscheinlich eher als Partyraum genutzt. Das ließen zumindest die Bierkästen so aussehn. Ich stellte fest, dass die Zimmer abgeschlossen waren und bemerkte erst dann den zweiten Schlüssel am Anhänger. Der Schlüssel passte in die esrte Tür, die näher an Bad und Küche war. Perfekt, dachte ich mir aber merkte schnell, dass er sich nicht drehte. Enttäuscht ging ich zur anderen Tür und öffnete sie. Wow. Das Zimmer war zwar kaum möbliert, aber es war ziemlich groß. Wände weiß gestrichen, weißes Bett, weißer Schrank, wobei mir schnell klar wurde dass ich einen größeren kaufen musste. Bis jetzt fand ich es hier wunderbar. Wenn ich das alles hier noch dekorieren würde, dann könnte es einem zuhause echt nahe kommen. Man könnte sich hier locker wohl fühlen. Ich ging zurück in den Flur um meine Taschen zu holen. Ich räumte meine Klamotten in den Schrank ein, bezog mein Bett und machte erstmal sauber. Als ich fertig mit meinem Zimmer war beschloss ich auch noch Küche und Wohnzimmer zu reinigen. Im Wohnzimmer stand ein schwarzes Sofa, wahrscheinlich von den Vormietern. Aber, wir brauchten auf jedenfall einen Fernseher.

Nach dem ganzen Putzen und Aufräumen hatte ich den mordshunger bekommen. Ich hatte von 'Zuhause' einige Kleinigkeiten mitgenommen, um nicht gleich am ersten Tag zu verhungern. Ich holte dieTüte mit den Lebensmitteln aus meiner Tasche, und entschied mich etwas ganz einfaches zu kochen. Spaghetti Napoli. Während ich die Nudeln kochte, ließ ich im Bad schonmal Wasser einlaufen. Ein schönes Schaumbad ist jetzt genau das richtige um zu entspannen. Als das essen zubereitet war beschloss ich erstmal mein Bad zu nehmen. Es wäre sicher unhöflich jetzt ohne meine Mitbewohnerin zu essen. Der Herd war auschgeschaltet und ich ging in mein Zimmer um meine Handtücher und Badeutensilien zu holen. Ich schloss mein Zimmer ab, das hatte mir der Haudmeister geraten. Dann schlenderte ich erschöpft ins Badezimmer und setze mich ich wohligwarme, Schaum überflutete Wasser. Man war das angenehm.

Ich hab keine Ahnung wie lang ich so da lag, ich war wie in Trance. Nach dem Baden wickelte ich meine langen schwarzen Haare in das etwas kleinere Handtuch und machte mir das größere um den Körper. Ich schloss langsam die Tür auf, und fragte mich, ob meine Mitbewohnerin wohl auch schon gekommen ist. In Handtuch gewickelt verließ ich das Bad und merkte, dass auf dem Esstisch ein dreckiger Teller stand. Ich stellte ihn in die Spüle um ihn gleich zu waschen. Die Tür des anderen Zimmers halb offen, ich klopfte leicht und trat halb ein. Meine Mitbewohnerin stand hinter ihrer Schranktür, wollte sich anscheined umziehen.

AMELIA: Ah du bist auch schon da..

PERSON: Alter, Geil dass du kochen kannst !

Dann trat plötzlich jemand hinter dem Schrank hervor. OH MEIN GOTT! Ich fing an zu kreischen und er schaute nur mit großen Augen an mir runter. Dann tat ich das auch und merkte, dass ich nur in Handtuch gewickelt vor einem halbnackten, wildfremden Typen stand.

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Eray & AmeliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt