Kapitel 19 - "Seroquel"

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AMELIA: Und deins war es erst garnicht.

Ich sah ihn nicht an und verließ die Küche einfach. Zurück in meinem Zimmer zog ich mich schnell um und packte meine Tasche. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mit, dass ich mich eigentlich schon auf den Weg zum Hörsaal machen konnte. Ich nahm meine Tasche, schaute nochmal zurück, ob ich irgendwas wichtiges vergessen haben könnte, und ging zut Tür, doch wieder blieb mein Blick bei der Schublade der Nachtkommode hängen. Willst du das wirklich riskieren Amelia ? Ich zögerte kurz. Ich darf es nicht nochmal so weit kommen lassen.. Das kann ich Eray nicht antun. Ich öffnete die Schublade und packte das Medikament, das meine bipolare Störung in Gleichgewicht hielt, in meine Tasche.
Ich ging noch kurz in die Küche, um Eray zu sagen, dass ich jetzt gehe, doch dort war er nicht.

AMELIA: Eraay ? Ich gehe !

Ich rief einfach durch die Wohnung und begab mich schon zur Tür, als er aus seinem Zimmer stürmte. Seine Jacke hatte er halb an, er versuchte gerade vergeblich seinen anderen Arm auch rein zu bekommen. Er sah so putzig aus, dass ich mir mein Lachen nicht verkneifen konnte.

ERAY: Endlich.. Warte ich komme mit

Endlich ? Was endlich ? Ich verstand zwar nicht wirklich, was er meinte, aber ich beließ es dabei. Ich zog mir meine Sneaker an und wartete an der Tür, bis Eray auch endlich fertig war und raus marschierte. Er griff nach meiner Hand während wir über den Campus zum Hörsaalgebäude liefen. Eigentlich wollte ich sie weg ziehen, denn seit dem.. Vorfall hatte ich vor jeder noch so kleinen Berührung Angst. Aber als er meine Hand fest in seine nahm, fühlte ich mich sicher. Diese Sicherheit, diese Geborgenheit. Geborgenheit.. Ich hatte es vermisst. Ich brauchte das alles doch, oder ? Amelia, du kannst nicht alleine wieder aufstehen.. Du brauchst ihn.. Mir huschte ein lächeln über die Lippen, als ich merkte, dass mir Eray viel mehr helfen wollte, als Ferhat es jemals getan hatte. Ferhat. Es war seine Schuld. Er hatte mein Baby umgebracht. Unser Baby.. Mir kamen wieder die Tränen. Als Eray das merkte, legte er seinen Arm um mich und zog mich somit näher an sich ran.

ERAY: Hör auf ständig daran zu denken. Endlich hast du wieder aus Herzen gelacht und schon im nächsten Moment bist du wieder den Tränen nah..

AMELIA: Ich mach das nicht extra..

Das ist diese beschissene Krankheit ! wollte ich am liebsten schreien. Doch ich konnte nicht. Was wenn er mich nicht mehr liebt ? Wenn er mich für verrückt und geisteskrank hält ? Ich atmete tief durch, wie es mir mein Therapeut immer geraten hatte. Ein und aus.

ERAY: Ich liebe dich.

Er blieb stehen und wir standen nun so, dass wir uns ansehen konnten. Kann er Gedanken lesen ? Ich sah auf den Boden, denn ich hatte plötzlich wirklich Angst, er könne durch meine Augen sehen, was ich denke. Doch wie üblich für ihn, hob er mein Gesicht an und zwang mich quasi ihm in die Augen zu sehen. Dieses warme, goldene Braun brachte mich automatisch zum lächeln. Ich liebe dich auch. Ich liebe dich so sehr, ich würde alles für dich aufgeben. Mein Leben für dich opfern. Ich liebe dich so unglaublich, dass ich manchmal denke es sei alles nur ein naiver Traum. Ich liebe dich mehr als alles auf dieser kaputten Welt.. Das war was ich dachte. Was ich tatsächlich sagte, kam dem nichtmal ansatzweise nah.

AMELIA: Komm lass uns rein, es wird kalt

Er kam näher und platzierte seine Lippen genau auf meiner Stirn. Eine Hitzewelle durchflutete meinen Körper und angenehme Wärme umgab mich in kürze. Er kann es einfach, er kann meine Gedanken lesen. Denn anders hätte man sein Grinsen und den unerwarteten Kuss auf die Stirn nicht erklären können. Er weiss wie sehr ich ihn liebe.. Gemeinsam und Hand in Hand betraten wir das Gebäude, aber mussten uns leider schon an der Treppe trennen. Da wir nicht den selben Studiengang studierten und vorallem er noch 2 Semester weiter war als ich, hatten wir keine Vorlesungen zusammen, was auch gut so war. Wenn Eray und ich zusammen Unterricht hätten, würde ich wahrscheinlich keine Sekunde aufpassen. Ich wäre viel zu sehr auf ihn fixiert. Auf seine faszinierende Art, sein perfektes Gesicht..
Ich suchte mir, relativ weit vorne, einen freien Platz und packte das wichtigste raus. Kurze Zeit später setzten sich auch schon Melanie und Alessandro zu mir. Wir unterhielten und etwas über Aufgaben, als Melanie das Thema wechselte.

Eray & AmeliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt