Kapitel 30 - Versuchung

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*** Ferhat's Sicht ***

AMELIA: Wo hast du damals eigentlich meine Nummer her gehabt ?

An der Haustür drehte ich mich zu ihr um und sah sie fragend an. Wie kam sie denn jetzt so urplötzlich darauf ? Als ich merkte, dass sie auf eine Antwort meinerseits wartete, konnte ich mir mein Lächeln nicht verkneifen. Sie war doch jetzt glücklich mit Eray. Wieso hakte sie dann noch in der Vergangenheit rum ? Amelia sah mich mit ihren großen grünen Augen an, in der Hoffnung, dass ich ihre Frage beantwortete. Doch das konnte ich nicht.

FERHAT: Ich sollte gehen, sonst versteht Eray noch etwas falsch..

Ich lächelte noch ein letzes mal, bevor ich die Tür hinter mir zu zog. Ich eilte die Treppen runter, um Eray nicht über den Weg zu laufen. Ich hatte keine Angst oder so, um Gottes Willen, nein ! Ich wollte nur nicht, das meine schöne Amelia Probleme wegen mir bekam. Doch zu meinem Glück, traf ich unten an der Haustür Eray. Fuck.

ERAY: Hey was machst du denn noch hier ?!

FERHAT: Hatte meine Schlüssel vergessen.

ERAY: Ach ich hatte die in der Küche gesehen. Sorry, dass ich dich nicht dran erinnert hab

FERHAT: Schon okay, hab sie ja jetzt. Hadi, gute Nacht.

Ich hörte noch, wie er mir hinterher rief, aber ich blieb nicht stehen. Ich hatte mich längst umgedreht und war zur Tür raus.

Zu meiner Wohnung war es glücklicher Weise nicht weit, ich wohnte auf der anderen Seite des Campus. Unterwegs dorthin wurde ich den Gedanken an Amelia nicht los, wie schon seit mittlerweile mehreren Monaten. Ich konnte einfach an nichts anderes denken. Ich wusste, dass mein Verhalten ihr gegenüber oft unakzeptabel war. Ich wusste auch, dass ich diesen einen Fehler nie mehr gut machen konnte. Doch ich wollte nichts unversucht lassen. Vielleicht verzeiht sie mir ja irgendwann..

Zuhause angekommen, legte ich den Schlüssel auf das Regal, welches neben der Tür stand, zog meine Schuhe aus und warf mich aufs Bett. Eigentlich war es ja ein netter Abend gewesen. Eray war auch ganz okay und er schien Amelia wirklich glücklich zu machen. Es hatte gut getan, dass Cihan und Meryem da waren, sowohl mir als auch Amelia, das hatte man sofort gemerkt. Die ganze Sache mit dem Absetzen ihrer Medikamente fiel mir plötzlich wieder ein. Warum hatte ich es nicht vorher schon gemerkt ? Ich kannte sie doch in und auswendig ? Spätestens nach dem Verlust des Babys hätte ich damit rechnen müssen.

***

"Baba? Annem niye ağlıyor ?" (Papa? Warum weint Mama?) Ich drehte mich zu der zuckersüßen Stimme hinter mir und sah in die mandelgrünen Augen eines kleinen Mädchens. Es waren ihre Augen. Ihr schwarzes Haar. Ihr Ebenbild. War das unsere Tochter ? "Baba, annem ağlamasın. Gel güldürelim onu!" (Papa, Mama soll nicht weinen. Komm, wir bringen sie zum Lachen!) Sogar die Grübchen hatte sie von ihrer Mutter..

Aus dem Traum wurde ich durch das Klingeln an der Tür gerissen. Mistkerl, wer auch immer das ist. Ich sah auf mein Handy, um die Uhrzeit abzulesen. 13:07 Uhr. Verdammt, ich hatte schon den halben Tag verpennt. Wieder klingelte es und ich schaffte es endlich aus dem Bett zu steigen. Als ich an mir runter sah merkte ich, dass ich noch immer die gestrigen Klamotten anhatte. Ich war wohl damit eingeschlafen.

Ich öffnete die Tür und vor mir stand niemand geringeres als Amelia. Kichernd trat sie ein, wobei ich einen Schritt zur Seite ging.

AMELIA: Tut mir unheimlich leid, wenn ich dich geweckt habe

FERHAT: Ach macht doch nichts

Ich folgte ihr in die kleine Küche. Sie hatte anscheinend einpaar Brötchen mitgebracht, denn plötzlich begann sie in meinen Schränken nach Tellern zu suchen, um den Tisch zu decken.

Eray & AmeliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt