4. Krank im Bett

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Den restlichen Tag und den Tag darauf verbringen wir gemütlich und ohne uns irgendwie Stress zu machen. Schon bald ist das unangenehme Gefühl, weil ich Jim angelogen habe, verschwunden und ich genieße einfach nur die Zeit mit ihm. Jedenfalls solange er keine komischen Fragen stellt.
"Versteht ihr euch eigentlich gut, du und Seb?", erkundigt er sich beiläufig während wir gerade fernsehen und ich schaue ihn überrascht an.
"Ähm, ja. Es gibt keine Probleme, weshalb fragst du?"
"Ach, ich wollte es nur mal wissen. Ich habe ja keine Ahnung was ihr so macht, ohne mich."
Ich lache.
"Das stimmt!"
Daraufhin sagt er nichts mehr, sondern zieht mich nur enger an sich.
Allerdings merke ich am Sonntag Abend dass es Jim schlechter geht. Zu seinem Husten ist nun auch noch Schnupfen hinzugekommen, auch wenn er vehement leugnet dass ihm etwas fehlt. Ich bin nicht blind und sehe sehr wohl die Kopfschmerz-Tabletten und den Hustensaft auf seinem Nachttisch.
"Jim, ich glaube nicht dass du morgen zur Arbeit gehen kannst", meine ich kurz bevor er das Licht ausmachen will und streiche ihm mit einer Hand über den Kopf.
"Ach was, morgen geht es mir wieder gut", widerspricht er, kuschelt sich aber unwillkürlich enger an mich. Ich spüre dass er wärmer ist als sonst und seufze innerlich.
"Wenn du meinst."
Ich mache das Licht aus und lege mich dann hin um endlich zu schlafen während Jim sich zu mir umdreht und meine Hand nimmt.

~~~

Das Piepen meines Weckers holt mich aus meinem Schlaf und ich grabe mich müde aus meiner Bettdecke. Jim bewegt sich langsam und murmelt etwas in sein Kissen, was wie ein gedämpftes Aufstöhnen klingt.
"Guten Morgen Darling", begrüße ich ihn neckend und setze mich hin um ihn anzusehen. Er mag es nicht wenn ich ihn Darling nenne, laut ihm ist es nur ihm erlaubt mich Honey zu nennen. Für ihn ist das eine Art mir zu zeigen wie wichtig ich ihm bin, außerdem will er nicht dass unsere Beziehung sich wie eine 0815 Beziehung anhört. Eigentlich muss er sich da keine Sorgen machen, normal sind wir nämlich schon lange nicht mehr.
Ich setze mich hin und streiche Jim durch die Haare, wobei ich bemerke dass er heiß ist.
"Wie geht es dir?", frage ich sanft und er dreht sich auf den Rücken.
"Schlecht", murmelt er und öffnet die Augen um mich erschöpft anzusehen. Seine Wunde an der Augenbraue ist schon fast verheilt und nur noch gerötet, sonst sieht man nichts mehr von seinem Kampf mit dem Mann. Dafür sieht er kränklich aus.
"Ich fühle mich als würde mein Kopf platzen, mir ist heiß und kalt gleichzeitig, mein Hals tut weh und meine Nase rebelliert jetzt auch noch."
"Du Armer, da kannst du wohl tatsächlich nicht zur Arbeit gehen."
"Aber ich muss, ich bin nie krank!", protestiert er halbherzig als seine Worte in einem Hustenanfall untergehen.
"Es gibt immer ein erstes Mal Jim", sage ich und mache mich bereit um aufzustehen, da greift Jim nach meiner Hand.
"Wohin gehst du?"
"Zur Arbeit", antworte ich lachend und er setzt sich mühsam auf.
"Aber du kannst mich doch nicht alleine lassen!", jammert er mit rauer Stimme und schaut mich mit großen Augen an. Seine Haare sind wirr, seine Wangen blass und seine Nase leicht gerötet. In diesem Moment weckt er meinen Mutterinstinkt und ich möchte ihn am liebsten einfach nur in den Arm nehmen und mich um ihn kümmern. Manchmal verfluche ich die Tatsache dass Jim so niedlich sein kann, und oft ist er das ja auch unbeabsichtigt.
Unschlüssig schaue ich ihn an und seufze dann leise.
"Na schön. Ich rufe bei einem Chef an und nehme mir für heute frei", meine ich schließlich und Jim lächelt erleichtert bevor er wieder husten muss. Er weiß genau was er wie bei mir machen muss um mich rumzukriegen, und das erinnert mich immer ein bisschen an ein Kleinkind.
"Doch ich stehe trotzdem auf, ich will nämlich duschen gehen, telefonieren und dir einen Tee machen. Und bis dahin bleibst du im Bett und ruhst dich aus."
Mit diesen Worten stehe ich endgültig auf und Jim legt sich tatsächlich wieder hin um sich auszuruhen. Ich bin echt erleichtert dass er einsieht dass er Ruhe braucht und nicht auf biegen und brechen zur Arbeit gehen will.
Nachdem ich mit duschen fertig bin gehe ich in die Küche um erstens Tee zu machen und zweitens bei meiner Arbeit anzurufen. Schnell ist das mit dem freien Tag geklärt und ich wähle Sebastians Nummer um ihm zu erklären dass Jim heute nicht zur Arbeit kommen kann.
"Hey Melody. Was gibt's so früh?", begrüßt Seb mich mit verschlafen klingender Stimme und ich lächle.
"Tut mir leid falls ich dich störe, ich wollte dir nur sagen dass Jim heute nicht zur Arbeit kommen kann. Er liegt krank im Bett."
"Wirklich? Jim war noch nie krank."
"Ich weiß, das hat er auch gesagt, allerdings bevor der Husten ihm das Wort abgeschnitten hat."
"Naja, wird schon kein Problem sein. Ich komme aber heute Nachmittag vorbei."
"Klar, kannst du machen, ich denke Jim wird sich freuen."
"Ja... bestimmt", meint Seb leicht sarkastisch und ich muss unwillkürlich grinsen.
"Na dann, bis später. Morgenmuffel."
"Jaja."
Lachend lege ich auf, gerade als der Tee für Jim fertig ist und hole eine Tasse aus dem Schrank.
Wenig später gehe ich mit der Tasse wieder nach oben zu meinem kranken Mann und betrete unser gemeinsames Schlafzimmer. Vorsichtig setze ich mich aufs Bett und berühre Jim, der nun auf dem Bauch liegt, an der Schulter.
"Jim, hier ist dein Tee."
Er murmelt etwas und dreht sich herum bevor er sich langsam hinsetzt und die Tasse von mir entgegen nimmt.
"Danke Honey."
Seine Stimme klingt verschnupft und heiser aber er lächelt mich kurz an.
"Ich habe Seb Bescheid gesagt dass du heute nicht kommst, dafür will er heute Nachmittag mal vorbeischauen", erzähle ich ihm während ich neben ihm auf dem Bett sitze und er nickt.
"Das ist super", meint er und hustet, dann stellt er die Tasse auf den Nachttisch. 
"Hast du Halsbonbons?", fragt er und ich schüttle entschuldigend den Kopf.
"Leider nicht, aber ich wollte sowieso nochmal los bevor Seb herkommt, da kann ich dir welche mitbringen."
"Na gut", murmelt Jim und legt sich wieder hin.
Mit einem leichten Lächeln verlasse ich das Zimmer und schließe leise die Tür hinter mir. Ich hätte nie gedacht dass Jim so niedlich ist wenn er krank im Bett liegt.

~~~

Einige Stunden später komme ich wieder nach Hause, eine Tüte mit meinen Besorgungen in der Hand. Nachdem ich das ganze Zeug weggeräumt habe, laufe ich die Treppe leise hoch um Jim einerseits die Halsbonbons zu bringen, ihm aber andererseits Taschentücher zu geben.
Vorsichtig öffne ich die Tür zum Schlafzimmer und schlüpfe hinein, darauf bedacht kein Geräusch zu machen, denn Jim liegt zusammengerollt auf der Seite und schläft tief und fest. Ich schleiche ums Bett herum zum Fenster und öffne es ein bisschen um ein wenig frische Luft hereinzulassen, dann stelle ich die Bonbons auf den Nachttisch. Seine Tasse ist mittlerweile leer und ich nehme sie an mich um sie nach unten zu bringen. Kurz betrachte ich meinen Mann und lausche auf seinen langsamen, ruhigen Atem. Wenn er schläft sieht er so unschuldig aus, so friedlich und als könnte er niemandem etwas zuleide tun. Doch ich weiß es besser, ich weiß wie aufbrausend er sein kann, wie gefährlich und unberechenbar. Es ist an manchen Tagen schwer dies zu vergessen und neben ihm schlafen zu können, aber ich versuche das Gute, was es in ihm gibt, zu sehen. Beispielsweise seine Liebe zu mir, und die Tatsache dass er sich um mich und Seb sorgt.
Leise verlasse ich das Zimmer wieder und gehe runter in die Küche, wo ich einen neuen Tee für Jim vorbereite, dieses Mal einen der dem Hals guttut. Nebenbei summe ich vor mich hin und mache mir eine Kleinigkeit zu essen, denn heute hatte ich noch nichts richtiges.
Danach gehe ich wieder nach oben um lediglich das Fenster zu schließen, doch da scheint Jim aufzuwachen, denn er bewegt sich und murmelt dumpf meinen Namen. Behutsam setze ich mich neben ihn auf die Bettkante und streiche ihm sanft durch die Haare. Sein Fieber ist schon etwas zurückgegangen, aber dafür klingt er nun noch heiserer als vorher.
"Hast du Hunger?", frage ich ihn, doch er schüttelt leicht den Kopf, die Augen noch immer geschlossen. Stattdessen nimmt er meine Hand und verschränkt seine Finger mit meinen, dann hustet er kräftig.
"Ich will einfach nur hier liegen und leiden", flüstert er und ich muss unwillkürlich lächeln.
"So schlimm ist es noch lange nicht, als es mir einmal so schlecht ging bin ich immernoch in der Wohnung rumgelaufen und habe für mich selbst gesorgt."
"Stimmt nicht. Ich hab dir Hustensaft gebracht", nuschelt er und lacht leise mit als er mein Lachen hört.
"Wenigstens kannst du noch lachen."
Da öffnet er die Augen und schaut mich müde an.
"Dafür tut es weh", sagt er kaum hörbar und ich löse meine Hand aus seiner.
"Dann solltest du nicht mehr reden und eins der Halsbonbons lutschen die ich dir mitgebracht habe. Und unten habe ich auch noch Tee gemacht, der hilft deinem Hals."
Gerade will er widersprechen, doch ich lege ihm mahnend einen Finger auf die Lippen.
"Shh, sonst kannst du morgen gar nicht mehr reden."
Ich stehe auf und gehe nach unten um Jim den Tee nach oben zu bringen, obwohl ich glaube dass er sehr wohl aufstehen kann, ganz gleich was er behauptet. Ich weiß noch als Dave einmal krank war und nur gejammert hat, obwohl es nur eine einfache Erkältung war. Katie war am Ende so genervt dass sie ihm fast die Tabletten an den Kopf geschmissen hätte.
Wieder oben hat Jim sich im Bett aufgesetzt und anscheinend eine der Tabletten genommen, denn die angebrochene Verpackung liegt neben ihm.
"Hier ist dein Tee, unten habe ich noch mehr."
Ich reiche ihm die Tasse und er nickt dankbar, dann nimmt er einen Schluck.
"Seb hat geschrieben, er kommt in ein paar Stunden​. Bis dahin solltest du dich noch etwas ausruhen und vielleicht umziehen."
Wieder ein Nicken.
Echt erstaunlich wie einfach alles sein kann wenn Jim nicht reden darf.
"Okay, ich gehe dann wieder runter", meine ich mit einem Lächeln und will gerade gehen, da hält ein gekrächztes Wort mich zurück.
"Warte."
Hustend stellt Jim die Tasse ab und versucht sich zu räuspern, dann deutet er auf den Schrank.
"Kannst du mir einen Pulli geben?", fragt er mühsam und ich hole ihm das gewünschte Teil aus dem Schrank. Er zieht ihn sich über, ohne zu bemerken dass es der Rentier-Pulli ist, und legt sich wieder hin, während ich nun doch das Zimmer verlasse. Mal sehen wie ich die Zeit totschlagen kann bis Seb kommt.

~~~

Hey ihr Leser da draußen! :D
Danke fürs wieder-einsteigen in die Geschichte von Melody und Jim.
Wie manche von euch vielleicht schon bemerkt haben, hat das erste Buch ein neues Cover von Ginny1002 bekommen, und zwar ein verdammt gutes wie ich finde 😍
Außerdem mache ich mit dem ersten Buch beim #JupiterAward mit, weswegen das neue Cover wie gerufen kommt :)

Naja, das wollte ich nur sagen, und euch fragen wie ihr die ersten Kapitel so fandet bisher. Gefällts euch?

Bis in zwei Tagen xD

Moriarty In Love - The GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt