37. Zwei Nachrichten am Wochenende

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Allwissender Erzähler

Mit einem erleichterten Seufzen klappt Jim seinen Laptop zu. Nachdem er mit Seb noch etwas wegen Sherlock erledigt hat, ist er froh nun zu Hause zu sein und das Wochenende noch vor sich zu haben. Bis ihm einfällt, dass Melody Jamie unten hat. Das Kind einer Kollegin, von dem sie ihm bis heute Nachmittag nichts gesagt hat.
Augenblicklich runzelt er die Stirn. Noch immer stört es ihn, dass dieses Kind bei ihnen ist. Kinder sind laut, nervig und teuer. Er versteht nicht, wie man sich so etwas freiwillig antun kann.
Nachdem er sich von seinem Anzug verabschiedet, und bequemere Sachen angezogen hat, geht er die Treppe herunter ins Wohnzimmer. Dort läuft der Fernseher, irgendeine langweilig aussehende Kochsendung mit einem Typen, der schon Stunden vorher alle Gerichte fertig hatte um jetzt so tun zu können, als hätte er alles in kürzester Zeit geschafft. Aus Erfahrung weiß Jim, dass dies nichts ist was Melody sich freiwillig anschauen würde, deswegen geht er auf das Sofa zu, wo man gerade noch so den braunen Haarschopf seiner Frau erahnen kann. Diese schläft, denn nachdem sie Jamie noch gefüttert und auf ihren Bauch gelegt hat damit sie ruhig bleibt, hat es sie nicht mehr interessiert was im Fernsehen läuft. Nun sitzt sie schlafend da, den Kopf leicht zur Seite geneigt, während der Fernseher noch läuft.
Jim geht um das Sofa herum auf den Couchtisch zu, um die Fernbedienung zu nehmen und den Fernseher auszuschalten. Kaum herrscht wieder Ruhe im Wohnzimmer, dreht er sich zu seiner Ehefrau herum. Er erstarrt bei diesem Anblick.
Jamie liegt bäuchlings auf Melodys Bauch, die kleine Faust neben ihrem Kopf, während Melody selbst eine Hand auf den Rücken der Kleinen gelegt hat. Die leisen Atemzüge der beiden Menschen sind das Einzige, was man für eine Weile lang hören kann, denn Jim steht wie verzaubert da. Obwohl Jamie ein vollkommen fremdes Kind ist, wirkt sie absolut zufrieden, dort auf dem Bauch seiner Frau zu liegen. Und auch Melody strahlt eine für Jim unbekannte Art der Zufriedenheit aus.
Plötzlich bewegt Jamie sich leicht und macht ein verschlafenes Geräusch, dann schlägt sie die blauen Augen auf und blickt ihn direkt an. Nur für einen Moment, dann schließt sie die Augen wieder. Doch dieser Moment hat gereicht um in Jim etwas auszulösen, nämlich den Wunsch, das Baby dort wäre das von Melody und ihm. Dass es grüne, statt blaue Augen hätte, die Augen von Melody.
Erschrocken über sich selbst zuckt er zurück, um dann schnell das Wohnzimmer zu verlassen. Dass solche Gefühle jemanden wie ihn überkommen können, macht ihn nervös, er weiß nicht wie er damit umgehen soll. Besonders nachdem was er Melody wegen Jamie und Kinder allgemein gesagt hat. Es würde seinen Stolz verletzen vor ihr zuzugeben, dass der einfache Anblick der beiden Schlafenden seine Meinung so drastisch geändert hat. Dass er, der Psychopath James Moriarty, sich tatsächlich ein Kind wünscht.
Stillschweigend beschließt er, Melody niemals davon etwas zu erzählen, es sei denn er wäre dazu gezwungen. Auch wenn er nicht glaubt, dass dies jemals der Fall sein wird.

~×~×~×

Melody

Ich wache davon auf, dass Jamie anfängt ein wenig zu quengeln. Gähnend strecke ich mich ein wenig, ohne dabei die Kleine von mir zu schubsen, bevor ich sie vorsichtig auf den Arm nehme. Nun gebe ich ihr ihr Kuscheltier, woraufhin sie etwas ruhiger wird.
"Na mal sehen wann du abgeholt wirst", meine ich zu ihr, noch etwas schläfrig. Auf dem Weg in die Küche bemerke ich, dass Jim anscheinend wieder unten ist. Der Geruch nach Tee dringt zu mir, was mich zum lächeln bringt.
"Hey Jim", begrüße ich ihn im Reinkommen, doch er schaut nicht auf. Den Blick aufs Handy geheftet, ignoriert er Jamie und mich weitestgehend. Lediglich die Tatsache, dass er mir eine Tasse mit rausgestellt und bereits Tee eingegossen hat, legt nahe dass dem nicht so ist.
Schnell werfe ich einen Blick auf die Uhr, bevor ich mir die Tasse nehme.
Sybilles Schwester sollte jeden Moment kommen.
Mit Baby und Tasse kehre ich ins Wohnzimmer zurück, um Jamies Tasche wieder zu packen,
damit ihre Tante sie sofort mitnehmen kann. Dafür lege ich die Kleine auf die Kissen und beginne dann die Tasche zu packen.
Nur lurze Zeit später klingelt es an der Haustür und ich beeile mich sie zu öffnen, da ich nicht glaube dass Jim diese Aufgabe gerne übernehmen würde.
Als ich die Tür aufmache, stehe ich vor einer jungen Frau, die in etwa mein Alter hat. Die Ähnlichkeit zwischen ihr und Sybille ist nicht zu bestreiten, auch wenn ihre Schwester sich ihre Haare blau-grün gefärbt hat.
"Hallo, ich bin Anna, Sybilles Schwester. Ich bin doch hier richtig um Jamie abzuholen?"
"Hey, freut mich dich kennenzulernen. Keine Sorge, du hast dich nicht verfahren. Ich bin Melody, Jamie ist noch im Wohnzimmer. Komm ruhig rein während ich sie hole", antworte ich mit einem Lächeln und trete zur Seite, damit Anna hereinkommen kann. Diese kommt der Einladung sofort nach und erwidert mein Lächeln. Es dauert nicht lange bis wir fertig sind und Anna Jamie samt Tasche mitnehmen kann. Winkend verabschiede ich mich bei der Kleinen, dann wechseln Anna und ich noch ein paar nette Worte, bevor sie mit Jamie das Haus verlässt.
"Und, sind wir jetzt endlich wieder alleine?", ertönt Jims Stimme aus der Küche, kaum dass ich die Haustür wieder geschlossen habe. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehne ich mich in den Türrahmen zur Küche.
"Die meiste Zeit warst du eh nicht hier, also beschwer dich nicht. Außerdem hat Jamie nicht ein Mal geschrien."
Da hebt Jim beschwichtigend die Hände.
"Okay, ich hab's verstanden. Sag bloß du bist jetzt sauer."
"Noch immer verärgert wegen deiner Drohung, aber sonst nicht, nein."
Daraufhin sagt Jim nichts mehr, aber ich spüre, dass ihm genau dieses Thema irgendwie unangenehm ist.

Moriarty In Love - The GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt