Eine etwas andere Familie

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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Anstatt sich in ihrem Zimmer zu verkriechen verbrachte Joanna ihre Zeit draußen. Der Schnee war liegen geblieben und die meiste Zeit schien die Sonne. Einmal ließ sich sogar Cedric blicken und baute wie in besseren Zeiten einen Schneemann mit seiner jüngeren Schwester. Es fühlte sich beinahe an wie Früher, aber eben nur beinahe. Ihr Vater stand oft am Küchenfenster und sah in den Garten. Sein Blick war immer noch eine Maske aus Gleichgültigkeit. Irgendwas ging vor sich, dass konnte die junge Hexe spüren.

Kurz vor Ferienende kam eine große braune Eule mit einem Brief

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Kurz vor Ferienende kam eine große braune Eule mit einem Brief. Der Vogel fand das Fenster nicht und krachte direkt gegen die Scheibe. „Dummes Vieh" schimpfte ihr Vater und öffnete das Fenster. Er nahm den Brief entgegen und sah auf den Adressaten. Scheinbar verwirrt drehte er sich um und reichte ihn seiner Tochter. Ihr Name stand dort in einer etwas krakeligen Handschrift. „Und von wem ist der?" fragte Amos Diggory und sah abwartend auf das Schriftstück in ihrer Hand. Sie zuckte mit den Schultern und öffnete den Brief. ‚Grüße George' Ihr Herz machte einen kleinen Sprung. „Ist nicht weiter wichtig" murmelte sie und verließ die Küche.

Auf dem Weg in ihr Zimmer hielt sie vor einer weißlasierten Tür an. Seit langem hatte sie das Lieblingszimmer ihrer Mutter nicht mehr betreten, die Bibliothek. Es war nur dem Namen nach eine. Im Raum befanden sich lediglich 4 Regale mit Büchern. Vor dem Bogenfenster stand noch der alte Lehnsessel. Die Hexe kuschelte sich in den Sessel und begann zu lesen. Es war ein sehr kurzer Brief und trotzdem zauberte er ihr ein Lächeln auf das Gesicht. George lud sie ein die letzten Ferientage im Fuchsbau zu verbringen. Harry und Hermine würden auch dort sein. Aufgeregt sprang sie aus dem Sessel und lief in ihr Zimmer. An dem dunklen Holztisch verfasst sie schnell eine Nachricht und machte sich dann auf die Suche nach der merkwürdigen Eule.

Ihren Koffer für Hogwarts hatte sie einen Abend zuvor schon gepackt. Besser konnte es im Moment gar nicht laufen. Sie würde einige ihre Freunde sehen ohne Lernstress und nervige Lehrer und zugleich würde sie ihrer Familie entgehen. So sehr sie die beiden auch liebte, es war einfach anstrengend. Ihr Vater der nur ein paar Wort zu ihr gesagt hatte, seit sie wieder Zuhause war und ihr Bruder der sich permanent entschuldigte. Eine Stunde später klopfte es an der Haustür. George stand dort mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Vor Freude umarmte sie ihn stürmisch und flitzte nach oben um den Koffer zu holen. Der junge Weasley stand völlig verdattert vor der Tür und sah ihr nach. Als Joanna wieder nach unten kam, wartete ihr Vater an der Tür. Amos hatte ein Kreuzverhör begonnen und bewarf den Jungen quasi mit Fragen. „Komm runter Dad. Wir sehen uns bald." Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und lief dann nach draußen. „Moment wo willst du hin?" Am Tor blieb sie stehen um zu antworten. „Ich suche mir Luft zum Atmen"  

Vor dem Haus stand ein Ford Anglia in einer merkwürdig grau blauen Farbe. Der Koffer wurde ins Auto geladen und George rutschte auf den Fahrersitz. Die Hexe war seltsam aufgeregt, was aber nicht an dem ungewöhnlichen Transportmittel lag. „Jo?" rief eine Stimme vom Haus. Cedric kam ihr hinterher und zog sie zum Abschied kurz in den Arm. Diesmal ließ sie es geschehen. Sie hatte die Verbindung zu ihrem Bruder vermisst. Als er sie umarmte tanzten Bilder vor ihren Augen und verschwanden wieder. Farben verliefen und bildeten wieder ein Bild. Vor ihren Augen lag Cedric tot auf dem Boden. Erschrocken riss sie sich los und taumelte nach hinten. Die Beine gaben unter ihr nach.

„Joanna! " Ihr Bruder lief hinter ihr her und versuchte ihr aufzuhelfen. George war auch wieder ausgestiegen und kniete jetzt neben ihr im Schnee. „Alles ok?" fragte er. Die Hexe zitterte am ganzen Körper. Ratlos sahen sich die beiden Jungen an, während Joanna versuchte die schrecklichen Bilder zu vertreiben. „Können wir gehen?" fragte sie mit zittriger Stimme. Widerstrebend nickte der Junge und half ihr auf. Ängstlich umarmte sie ihren Bruder noch einmal. Hoffentlich würde sie so etwas nie wieder sehen müssen. Langsam stieg sie ins Auto. Der Ärger über ihn war seit ein paar Tagen weniger geworden, doch jetzt war er ganz verraucht. Egal wie er zu ihr stand, die Sorge um ihn überwog in diesem Moment.

Auf der Fahrt oder eher dem Flug zum Fuchsbau war die Hexe sehr ruhig und nachdenklich. George nahm ihre Hand und wartete bis sie ihn ansah. „Ist wirklich alles ok?" Sie nickte und schob die Ängste nach hinten. Alles würde gut werden. Im Fuchsbau wurde sie herzlich begrüßt, besonders von Mrs. Weasley die sie sofort stürmisch umarmte. Seltsamerweise erinnerte die Frau sie an ihre Grandma. Die einzige ‚Mutter' die sie wirklich hatte. Dem Jungen neben ihr war das ganze scheinbar unangenehm, dass seine Familie sie so in Beschlag nahm. Die junge Frau allerdings genoss es sehr. Sie fühlte sich sofort wohl.

Wie es wohl gewesen wäre wenn ihre Mutter nicht gestorben wäre? Wären sie dann auch so eine glückliche Familie? Wahrscheinlich. Amos Diggory war immer ein fröhlicher Zeitgenosse gewesen, bis seine Frau starb. Es hätte alles anders sein können. Joanna verbannte die trüben Gedanken und ließ sich von der guten Laune der Anwesenden mitreißen. Den restlichen Tag alberte sie mit den Zwillingen herum und spielte mit Ron Zauberschach. Er war erschreckend gut. Dreimal schaffte er es sie zu schlagen. Als später Harry und Hermine ankamen, rief Molly zum Essen.

Mit einem leicht traurigen Lächeln sah die Hexe in die Runde. „Was ist los?" fragte Harry und sah sie verwundert an. „So etwas gab es bei uns nie." Als alle sie fragend ansahen erklärte sie: „Ein gemeinsames Essen" Harry sah sie an und lächelte wehmütig. „Ich weiß wie du dich fühlst" Natürlich wusste er das. Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein, dass anzusprechen. Doch der Gryffindor nahm ihr das nicht übel. Hier hatten sie beide irgendwie eine Familie gefunden. Ihre Gedanken huschten wieder zu Cedric. Vielleicht konnten sie ja auch wieder eine normale Familie werden. Aber was war schon normal...  

Nicht alles ist so wie es scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt