Joanna saß vor dem Unterrichtsraum für Zaubertränke. Heute war ihre erste Nachhilfestunde mit Blaise. Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr schlecht. Eigentlich war sie ein sehr friedlicher Mensch aber sie musste sich eingestehen dass sie diesen Typen verabscheute. Sie saß schon eine halbe Stunde hier und wartete dass er auftauchte. Vor Langeweile beobachtete sie schon den Staub, den sie dank des Sonnenstrahles umherfliegen sehen konnte.
Frustriert stand sie auf und wanderte den Gang auf und ab. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Sie hatte besseres zu tun, als hier auf diesen Idioten zu warten. Die ZAGs standen an. Sie musste lernen. Wenn sie darüber nachdachte, gab es viele Dinge die sie lieber tat, als hier zu sitzen. Und noch mehr Dinge die sie lieber tat, als Blaise Zabini Nachhilfe zu geben. Erstklässler foltern, mit Voldemort Karten spielen, sich den Arm abschneiden. Die Liste war endlos.
Als er nach einer Stunde immer noch nicht aufgetaucht war, griff sie nach ihrer Tasche und lief in Richtung der großen Halle. In der Ferne hörte sie das Lachen einiger Jungen und ganz eindeutig war Blaise darunter. Wutentbrannt lief Joanna auf ihn zu. "Sieh zu wie du selbst klar kommst du Idiot! Ich habe eine Stunde gewartet!" meinte sie und drehte sich schon wieder zum gehen. Der Slytherin griff sie am Arm. "Jetzt entspann dich mal Prinzessin" lallte er und zog sie an sich. Bevor die Hexe reagieren konnte, drückte er seine Lippen auf ihre. Wie erstarrt stand sie vor ihm, unwissend das George an der Tür stand und alles gesehen hatte. Er war gerade zur Tür heraus, als Joanna sich wieder fing.
Mit aller Kraft schubste sie den Jungen weg und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Sie griff gerade nach ihrem Zauberstab, da eilte Draco herbei und zog seinen Freund zur Seite. Seinen Zauberstab in der Hand, drückte er ihn gegen die Wand. "Fass sie noch einmal an Blaise und ich prügel sich Windelweich." drohte er. Der Angesprochene allerdings lachte nur. Mit wütendem Gesicht drehte sich ihr bester Freund zu ihr um. "Wir sehen uns oben, Jo. Ich kümmere mich um ihn" Damit wandte er sich wieder Blaise zu. Die Hexe nickte und verschwand. Sie konnte diesen Wiederling nicht mehr sehen. Eigentlich hätte sie ihm am liebsten selbst ein paar Takte gesagt und damit meinte sie ein paar deftige Flüche. Dummerweise war sie noch immer nicht dazu im Stande jemanden derartig zu verletzen. Nicht einmal Voldemort. Deswegen suchte sie wohl auch immer nach Ausreden wenn solche Dinge geschahen. So auch jetzt. Sicher hatte das ein oder andere Butterbier dazu beigetragen, dass Blaise das getan hatte, aber dennoch würde sie ihn am liebsten erwürgen. Joanna hielt sich eigentlich für einen sehr friedliebenden Menschen, aber bei ihm verlor sie ständig die Geduld. Irgendwie war das kein sonderlich gutes Zeichen.
Langsam stieg sie den Astronomie Turm nach oben, blieb aber immer wieder stehen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, wenn gleich sie nicht ihn, sondern Blaise sie geküsst hatte. Sollte sie es George sagen? Und wenn ja wie? Hatte sie ihn nicht schon genug verletzt? All diese Fragen spukten der Hexe im Geist umher. Es war doch zum Haare ausreißen. Wütend und schuldbewusst kam sie endlich oben an und setzte sich vor das Geländer. Was sollte sie denn jetzt tun? Am liebsten wäre sie jetzt zu ihrer Mutter gegangen, aber sie hatte Angst in ein falsches Jahrzehnt zu springen. Die letzte Begegnung mit Tom Riddle reichte ihr für die nächsten Jahre. Während sie auf Draco wartete, starrte sie in die Gegend. Manchmal vergaß sie wie schön Hogwarts eigentlich war. In der Ferne sah sie eine Eulen fliegen und sich auf dem Rücken des Windes tragen. Genau so fühlte es sich an auf einem Besen zu fliegen. Man war einfach ...frei.
Sie hörte Schritte hinter sich und seufzte. Vielleicht wusste Draco was sie tun sollte. Als er näher kam, sprach sie frei heraus was sie gerade dachte. „Was soll ich denn jetzt machen?" Zu ihrem Entsetzen tauchte aber nicht ihr bester Freund in ihrem Blickfeld auf sondern George. Ruhig, beinahe gelassen stellte er sich an das Geländer und sah den Turm nach unten. „Das musst ganz alleine du wissen" antwortete er. Seine Stimme zeigte nicht den Hauch einer Emotion. Alles hatte er fest hinter einem Pokerface verschlossen. Langsam richtete sich die Hexe auf und stellte sich in einigem Abstand neben ihn. „Wer hat es dir gesagt?" flüsterte sie. Er drehte sich zu ihr. „Niemand. Ich habe es gesehen" Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Entsetzt starrte sie ihn an. Wie sollte sie das erklären? Wie viel hatte er gesehen?
Einige Zeit standen sie da und schwiegen sich an. Schließlich brach George die Stille. „Ich will das du glücklich bist. Auch wenn das nicht mit mir ist" sagte er gepresst und wandte sich zum gehen. „Warte!" Er blieb zwar stehen, weigerte sich aber sie anzusehen. „Ich weiß nicht was ich sagen soll" murmelte sie, denn es war genau ihr Problem. Es gab soviel zu sagen. Am liebsten hätte sie sich einfach in seine Arme geworfen und ihn nie wieder losgelassen. Doch genauso wie sie wusste, dass Schweine nicht fliegen konnten, wusste sie auch dass er das jetzt nicht zulassen würde.
„Hey Jo! Alles ok? Dieser dämliche Idiot dass er dich...." Draco brach mitten im Satz ab, als er George sah. „Ähm.." meinte er und rannte beinahe zur Treppe zurück. Der Gryffindor folgte ihm gemächlich und blieb am Absatz stehen. „Was wolltest du sagen?" Joanna schluckte. Würde Malfoy ihm jetzt die Wahrheit sagen oder flunkern in der Hoffnung sie besser dastehen zu lassen? Stille, einfach nur Stille. Die beiden Jungen starrten sich an, als könnte einer von ihnen Gedankenlesen oder Manipulation. Sie hoffte inständig dass das nicht der Fall war.
„Nur so viel." begann Draco und die Hexe biss sich auf die Lippen. Das klang gar nicht gut. „Du solltest auf deine Freundin aufpassen. Ich würde nicht zusehen wie Blaise meine gegen ihren Willen küsst" Er nickte den beiden zu und verschwand dann aus dem Sichtfeld. George stand noch immer mit dem Rücken zu ihr und sah auf seine Schuhe. Sie konnte also sein Gesicht nicht sehen, sehr wohl aber seine sich immer wieder zur Faust ballenden Hände. „Stimmt das?" Seine Stimme, vorher noch gelassen, war jetzt von Zorn erfüllt. Unsicher was die beste Antwort war, trat sie genau hinter ihn und drehte ihn zu sich um. In seinen Augen sah sie mühsam unterdrückte Wut. „Ich wollte nicht das er mich küsst wenn du das wissen willst. Die rote Wange sollte als Erklärung ausreichen" Die Hexe zitterte am ganzen Körper. „Ich will dich nicht verlieren" flüsterte sie. George ließ seine Knochen knacken, was Joanna zusammenzucken ließ. Er griff nach seinem Zauberstab. Bevor sie sich es sich anders überlegen konnte, legte sie ihre Hand auf seine. „Nein. Er ist es nicht wert"
Seine Augen verdunkelten sich, aber er nickte. So blieben sie eine Weile stehen, jeder seinen Gedanken nachhängend. „Ich kann dir nicht versprechen, dass ich ihm kein Veilchen verpasse." meinte er irgendwann und schien auf eine Antwort zu warten. „Ich kann dich nicht davon abhalten" sagte sie. Sicher hätte sie es gekonnt, doch ein Teil von ihr freute sich über seine Eifersucht. Es zeigte, dass er sich wirklich etwas aus ihr machte. „Warum hatte Draco eigentlich Blut an den Knöcheln?" fragte er, mit hochgezogenen Augenbrauen. Joanna schmunzelte leicht. „Ich glaube er hat deinen Part schon übernommen"
Es war eine seltsame Situation. In einem Moment sah alles nach einer Trennung aus und jetzt alberten die beiden schon wieder herum. Es würde schwer für Joanna werden mit so einer Achterbahn klar zu kommen, aber sie war ja an einem Großteil dieser Auf und Ab Bewegungen schuld. OK, nein sie war mehr für die Abs zuständig. Sie gestand sich das zwar nur ungern ein, aber sie wusste dass es stimmte.
Als es langsam dunkel wurde, verließen sie den Turm, nachdem sie gefühlt Stunden geredet hatten. Die Anspannung der Hexe blieb dennoch, denn sie wusste sie würde mit Blaise an einem Tisch sitzen müssen. Noch dazu streifte Georges Hand auffällig oft, die Tasche mit seinem Zauberstab. Sie hoffte inständig er würde sich nicht in Schwierigkeiten bringen. Doch was machte sie sich vor? Er war nun mal ein Weasley und die waren bekanntlich für Probleme bekannt. Ihr fiel das Spektakel von der Auswahl der Champions ein, als sich die Zwillinge mit Alterstrank durch schummeln wollten. Schmunzelnd sah sie ihren Freund an und blieb dann plötzlich stehen. War er das? Ihr Freund?
Sie räusperte sich. „Sind wir eigentlich...naja du weißt schon?" stotterte sie und brachte es nicht fertig ihn anzusehen. Verflucht seit wann war sie so elendig schüchtern? „zusammen?" vollendete er ihren Satz und sie nickte. George hob ihr Gesicht an und lächelte sie an. „Na das will ich doch hoffen, dass du mein Mädchen bist" Sie strahlte ihn an. Das war wohl das schönste was er hatte antworten können. Welches Mädchen wollte denn nicht so bezeichnet werden, besonders wenn er es mit so viel Stolz sagte? Mit allem Mut den sie aufbringen konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen. Dummerweise war sie einfach zu klein. Er lächelte und überbrückte den Abstand zwischen ihnen. Wer hätte gedacht, dass das was in den Schnulzenromanen steht tatsächlich wahr sein könnte. Ihr Herz klopfte ihr tatsächlich bis zum Hals, als würde es aus ihrer Brust springen wollen. Als sie sich voneinander lösten, spürte die Hexe sofort den Blick der auf ihr ruhte. Sie drehte den Kopf und sah einen immer noch betrunkenen, stinksauren Blaise in der Tür zur großen Halle stehen. Den Zauberstab drohend auf George gerichtet....
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Nicht alles ist so wie es scheint
FanfictionEs ist das Jahr des Trimagischen Turniers, als Joanna Diggory, Cedrics Schwester, von der Beauxbatons Schule nach Hogwarts wechselt. Klingt für eine junge Hexe einfacher als gedacht.