Am späten Abend saßen alle am Esstisch. Grandma Maddie, Amos, Cedric und Joanna. Die Stille im Raum war erdrückend. Die Diskussion vom Nachmittag war noch ewig weiter gegangen. Niemals würde Amos Diggory etwas Negatives über seinen Sohn sagen. Am Ende gab er ihm sogar Recht. Die ganze Zeit hatte die junge Hexe seinen Worten gelauscht und war mit jedem Wort tiefer im Sofa eingesunken.
Wie konnte er nur so denken? Sie war doch seine Tochter und noch vor einigen Stunden hatte er gesagt sie sei ihrer Mutter ähnlich. Jetzt allerdings klang das alles nach leeren Worten. Ihr Blick wanderte zu Cedric der immer wieder zu ihr hinüber sah. Es war so seltsam. Eigentlich waren sie immer einer Meinung gewesen, besonders wenn es um die Streitereien von Maddie und ihrem Vater ging. Heute jedoch blieb ihr Bruder still und teilnahmslos.
Nach dem Essen räumten die Geschwister gemeinsam ab und trotteten in die Küche. „Wirst du mir irgendwann verzeihen?" fragte der große Hufflepuff unvermittelt. Seine Schwester sah über ihre Schulter und betrachtete ihn. Konnte sie das? Ihm verzeihen? Er war noch immer ihr Bruder und doch... Sie nagte an ihrer Unterlippe und konzentrierte sich wieder auf den Teller den sie gerade spülte. Eigentlich hätte sie einen Haushaltszauber anwenden können, doch im Moment beruhigte sie das Abspülen. „Eines Tages" sagte sie mehr zu sich selbst, als zu ihm. Aus dem Augenwinkel sah sie sein Nicken.
Eine Weile arbeiteten die beiden Seite an Seite, während im Nebenraum schon wieder die Diskussion losging. Warum konnten die beiden nicht einmal ohne Streit in einem Raum sitzen? „Ceth?" Der Junge blickte auf und sah sie aufmerksam an. „Glaubst du Mom ist noch hier irgendwo?" Die Frage riss ihn so aus dem Konzept, dass der Teller, den er eben getrocknet hatte, aus seiner Hand rutschte und mit einem Krachen auf dem Boden zerbrach. Im anderen Raum war es still, genauso wie ihr Bruder der sie nur Stumm anstarrte. Seufzend zog sie ihren Zauberstab hervor und zeigte auf den Teller. „Reparo" Die Teile fügten sich wieder zusammen. Zufrieden mit ihrem Werk hob sie ihn auf und reichte ihn zurück an Cedric. Danach wandte sie sich wieder dem Abwasch zu.
Was hatte sie sich nur gedacht, so etwas zu fragen. Schon immer reagierte er auf derartige Fragen empfindlich. Das lag wahrscheinlich daran das ihr Vater nie über die Vergangenheit sprach. „Vergiss das ich gefragt habe" Seit dem sprachen die beiden kein Wort mehr miteinander. Es war eine angespannte Stille und man konnte spüren, dass jeder einiges zu sagen hatte. Später griff sich Joanna ihren Mantel, der noch immer auf der Couch lag und rief nach Mina. Cedric und ihr Vater standen bereits an der Tür und warteten.
Es bereitete der jungen Hexe Unbehagen mit ihnen zu gehen, das Zuhause ihrer Großmutter zu verlassen. Mit hängenden Schultern folgte sie ihrer Familie in die Kälte. Vorher umarmte sie Maddie noch einmal. „Lass dich nicht unterkriegen. Du bist stark wie deine Mutter" Dabei lächelte sie voller Stolz.
Draußen hatte es nicht aufgehört zu schneien und die Straßen waren mit Schnee bedeckt. Glücklicherweise mussten sie nicht das Auto nehmen. Die Fahrt nach Devon würde noch knapp zwei Stunden dauern. Die Hexe seufzte glückselig. Wie großartig es doch war eine Hexe zu sein. Sie sah den beiden anderen zu wie sie verschwanden.
Mit zitternden Knien konzentrierte sie sich auf ihr Zuhause. Die große dunkle Holzfassade, der grüne verwilderte Garten und die rostige Schaukel. 'Plopp' und sie war weg. Doch nicht etwa dort wo sie hin wollte. Joanna biss sich auf die Unterlippe. „Nicht schon wieder" Sie war Zuhause angekommen, nur eben in der falschen Zeit.
Sie hatte sich nach ihrem Zuhause gesehnt, dem richtigen, als ihre Mutter noch lebte. Diese saß auf der alten Schaukel und sah den blauen Himmel an. 'Das bin ich in ihrem Bauch' dachte sie und tapste unbeholfen ein paar Schritte in ihre Richtung. Ihre Mutter sah auf und lächelte strahlend. „Ich hatte mich schon gefragt wann du wieder zu Besuch kommst" Tränen sammelten sich in den Augen ihrer Tochter, als sie auf sie zulief.
Schluchzend warf sie sich in ihre Arme. „So schlimm?" fragte Evelyne und strich ihr über den Kopf. Es war in diesem Moment egal welche Probleme sie hatte. Es war auch egal dass sie nicht mehr glücklich war wenn sie zuhause war. Alles spielte keine Rolle, denn für den Moment konnte sie jemandem ihr Herz ausschütten, der sie verstand.
Einige Zeit redeten die beiden, doch nicht über Probleme sondern über die schönen Dinge. Evelyne war unheimlich begeistert, dass ihre Tochter das grüne Kleid getragen hatte. Viel mehr interessierte sie sich aber für den Jungen in Joannas Leben. „Wir sind nur Freunde" winkte die junge Hexe lachend ab. „Wenn du das sagst Mäuschen" Ihre Mutter hatte das Strahlen in den Augen ihrer Tochter gesehen, als sie über George sprach. Früher hätte sie sicher merkwürdig reagiert, wenn sie sich ihr kleines Mädchen mit einem Gryffindor vorstellte, aber das war quatsch. So lange sie glücklich war würde sie jeden Mann in Jo's Leben akzeptieren. Auch wenn sie ihn niemals kennenlernen würde.
Joanna entdeckte die Trauer in den Augen ihrer Mutter und verstummte. Ob sie etwas Falsches gesagt hatte? Ohne nachzudenken, hatte sie ihr alles erzählt. Der wissende Blick war ihr dabei natürlich nicht entgangen. Doch das war quatsch sie und George waren nur Freunde oder? Widerstrebend erhob sie sich und sah Evelyne lange an. „Du wirst mir fehlen Mom" Die Angesprochene lächelte. „Du weißt wo du mich findest"
Mit diesen Worten wurde die junge Hexe wieder in ihre Zeit gerissen und landete im tiefen Schnee. Mina beschwerte sich mauzend nass geworden zu sein. „Wo warst du so lange?" rief Cedric gegen den Wind. Vor Glück vergaß sie sogar ihren Ärger gegen ihn und grinste einfach. „Das würdest du mir nie glauben"
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Nicht alles ist so wie es scheint
FanficEs ist das Jahr des Trimagischen Turniers, als Joanna Diggory, Cedrics Schwester, von der Beauxbatons Schule nach Hogwarts wechselt. Klingt für eine junge Hexe einfacher als gedacht.