Zeitreisen:

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Von Verzweiflung zerfressen flüchtete Joanna sich an den einzigen Ort der ihr Trost spendete, den Astronomie Turm. Dort angekommen ließ sie den Gefühlen freien Lauf und brach unter Tränen zusammen. Wie konnte es nur dazu kommen? Seit wann war es falsch, stolz auf sein Haus zu sein? Niemals würde sie sich von ihm unterkriegen lassen.


Sie hörte Schritte hinter sich und sah hinaus auf die Länderein. Niemand sollte sie so sehen. Schon seit Jahren hatte sie keine Tränen mehr geflossen. Die Hexe hatte gelernt stark zu sein. Und was tat sie jetzt? „War er schon immer so zu dir?" Die Stimme hinter ihr war sanft und vorsichtig. Sie schüttelte den Kopf ohne sich zu George umzudrehen. Wieso konnte er sie nicht einfach alleine lassen? Seine Schritte kamen näher, bis sie seine Wärme in ihrem Rücken spüren konnte. Mit zitternden Händen griff sie nach dem Geländer und zog sich nach oben. Weg, sie musste weg.

Genau als sie das dachte, überkam sie wieder der Schwindel. „Nicht schon wieder" seufzte sie und sah sich um. Hier sah es genauso aus wie vor 10 Sekunden. Hogwarts schien sich im Laufe der Jahre nie groß verändert zu haben. Ob sie wohl wieder in derselben Zeit war, wie schon zuvor am Abend? Sie musste es herausfinden. Der einzige Mensch der sie verstehen konnte, lebte in dieser Zeit. So leise sie konnte, flitzte sie durch das Schloss, geradewegs zu den Schlafräumen von Slytherin. Im Schloss war es ruhig. Alle schienen zu schlafen. Vor ihrer Tür blieb sie unschlüssig stehen. Was sollte sie Evelyne sagen? ‚Hey du kennst mich nicht aber ich bin deine Tochter' Das klang ja großartig.

Die Tür protestierte quietschend, als die Hexe sie öffnete. Im Raum war es stockdunkel, doch man erkannte, dass nur eines der Betten belegt war. „Evelyne?" fragte Joanna vorsichtig und schloss die Tür. Die Angesprochene schoss in ihrem Bett nach oben und sah sich um. Die Locken wild zerzaust und in alle Richtungen abstehend. Sie griff nach dem Zauberstab unter ihrem Kopfkissen und sprach Lumos. „Wer bei Merlins Barte bist du?" fragte sie und leuchtete ihrer jüngeren Ausgabe direkt ins Gesicht. „Das würde ich dir gerne in Ruhe erklären ohne beinahe blind zu werden." Evelyne riss die Augen überrascht auf und nahm den Zauberstab nach unten. „Oh natürlich, entschuldige" Eine Zeit lang sprach keine der beiden Hexen, die sich zum Verwechseln ähnlich sahen.

Irgendwann setzte sich Joanna auf die Bettkante und faltete die Hände. „Schon mal davon gehört, dass man Zeitreisen machen kann" fragte sie in die Stille hinein, den Blick weiter auf ihre Hände gerichtet. „Aber klar, das mache ich ständig!" rief ihr Gegenüber aus und schlug sich schnell die Hand vor den Mund, als ob es die Worte zurückholen würde. Evelyne nahm die Hand vom Mund und schaute die junge Hexe genau an. Auf ihrer Stirn bildeten sich kleine Falten. „Aus welchem Jahr kommst du?"

Da war sie, die Frage die kaum zu beantworten war, ohne die Zukunft und die Gegenwart zu beeinflussen. Doch das spielte keine Rolle. In ihrer Verzweiflung sprudelte die ganze Wahrheit aus der jungen Frau heraus. Angefangen mit der Tatsache, dass sie Evelynes Tochter war. Gespannt hörte ihre Mutter zu, ohne einmal zu unterbrechen. Dass ihre Mutter in der Gegenwart bereits tot war, vermied Joanna auszusprechen. „Wenn du hier her kommst um mit mir zu reden, dann lebe ich wohl in deiner Zeit nicht mehr" murmelte sie überlegend vor sich hin. Cedrics Schwester hätte sich in den Arsch beißen können, für die Dummheit mit ihr zu reden. Es zu leugnen würde in diesem Fall nichts mehr bringen, die Hexe hatte sie durchschaut.

Leise seufzend stand sie auf und sah aus dem Fenster. „Ich wusste nicht mit wem ich sonst reden soll" hauchte sie gegen das Fenster und sah nach draußen. Der Vollmond stand leuchtend wie eine silberne Münze am Himmel und schien durch das Fenster. Instinktiv wanderte ihre Hand zu dem Mondstein um ihren Hals. Evelyne war aufgestanden und zog ihre Tochter in eine Umarmung. „Ich bin noch nicht die weise Frau von der du mir erzählt hast, aber eines kann ich dir sagen. Sei stolz auf dich selbst und steh zum Haus Slytherin. Nicht alles was dunkel erscheint, ist es auch" Damit ließ sie die junge Hexe los und schob sie zur Tür.
„Du musst dahin zurück, wo du warst." Joanna nickte und lief zur Tür hinaus. „Joanna" rief ihre Mutter ihr zu. „Zeitzauber sind gefährlich, sei vorsichtig" Sie nickte wieder und rannte durch das Schloss zurück zum Astronomie Turm.

Gerade als sie dort ankam, kribbelte es in ihren Körper und der Schwindel setzte wieder ein. Mit der Nase voran landete sie einen Meter hinter George auf dem Boden. „Joanna!" Der junge Mann kam auf sie zu und half ihr auf. "Alles in Ordnung?" In seinem Gesicht zeigte sich Besorgnis. Sie nickte und er zog sie in eine Umarmung. "Das war seltsam" Da musste sie ihm beipflichten. Ihr ganzes Leben war seltsam. Für diesen einen Moment konnte sie vergessen. Die Trauer, den Zorn und die Angst. Alles war wie weggespült solange sie sich in seinen Armen geborgen fühlte...

Nicht alles ist so wie es scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt