Aufgabe 2

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Nervös stand Joanna am Ufer des großen Sees und blickte auf den Grund. Das Wasser war trüb und man konnte nur vereinzelt ein paar Steine durch die Wasseroberfläche sehen. Alles wirkte so ruhig und friedlich. Wie sehr doch der Schein trügt. Die Hexe wusste genau was sich in den Tiefen befand. Doch was war wohl bedrohlicher für die Teilnehmer des Turniers. Grindelohs, Wassermenschen oder einfach nur die Atemnot?

„Machst du dir Sorgen?" Die Stimme hinter ihr, ließ sie zusammen zucken. Ohne sich umzudrehen, wusste sie genau wer dort hinter ihr stand. Die Slytherin Schülerin biss sich auf die Lippen und sah weiter auf den See hinaus. Die Zuschauertribüne warf Schatten auf die Oberfläche des Sees, als würde eine Bedrohung darüber schweben. In knapp einer Stunde würde die zweite Aufgabe beginnen und sie war sich noch immer nicht sicher, ob Cedric heute sterben würde. „Glaubst du wirklich wenn du mich ignorierst, dass sich irgendetwas ändert?" Joanna drängte die Tränen zurück und drehte sich um. Eigentlich hatte sie vorgehabt, mit einer bissigen Antwort zu kontern und dann wütend abzurauschen. Doch jetzt da George vor ihr stand, bekam sie kein Wort über die Lippen. Was musste sie denn noch tun um ihn los zu werden? Die Hexe sah zum Schloss und beobachtet wie die Schüler zu den Booten strömten. „Du solltest los. Ihr nehmt doch sicher wieder Wetten an" Es war das unverfänglichste was ihr eingefallen war, trotzdem klang ihre Stimme heiser. Wahrscheinlich hätte es funktioniert ihn durch ignorieren, zum Gehen zu bewegen. Leider wusste er genau, dass sie nichts davon ernst meinte. „George geh bitte einfach" Die Hexe schob ihn einen Schritt nach hinten, aber es war, als würde man gegen eine Ziegelmauer drücken. Er bewegte sich nicht. Wenn er sich nicht dazu bewegen ließ, würde eben sie gehen.


Sie kam gerade einmal zwei Meter, bis seine Stimme sie wieder zum Stehen brachte. „Joanna was soll das bringen? Egal welche Gefahren du gesehen hast oder auch nur vermutest, du kannst ohnehin niemanden davor schützen" rief er ihr hinter her. Als sie sich umdrehte, stand er direkt hinter ihr. „Zumindest nicht so" Joanna wollte ihm widersprechen, bevor allerdings ein Wort über ihre Lippen kommen konnte, wurde sie zum Schweigen gebracht. Ganz sanft legte George seine Lippen auf ihre. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals und sie bekam kaum Luft. Als er sich von ihr löste, stand sie wie zu einer Salzsäule erstarrt vor ihm. Was hatte sie sagen wollen? Die Worte waren wie weggeweht. Ihre Mundwinkel hoben sich. Ganz selbstverständlich reichte der Junge ihr seine Hand. „Gehen wir. Jemand muss doch auf deinen Bruder aufpassen" Er zwinkerte und steuerte den Bootssteg an.


Fred wartete bereits dort und sammelte Wetteinsätze

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Fred wartete bereits dort und sammelte Wetteinsätze. „Wurde auch Zeit, George" murte er und sah dann überrascht zu Joanna. Er grinste und sah von einem zum anderen. „Das auch" Lachend ging er auf eines der Boote zu und stieg ein. George folgte ihm. Die Slytherin Hexe jedoch blieb am Steg und winkte den beiden bereits zu fahren. Sie war noch nicht bereit dazu.
„Solltest du nicht in dem Boot sitzen?" Dracos Stimme hinter ihr erschreckte sie. Er zwinkerte nur und sah dann auf den See hinaus. Wo war Juna schon wieder? Eigentlich waren die beiden doch kaum zu trennen. Sie sah sich um, entdeckte aber die Ravenclaw nirgendwo. Sie sprach ihren besten Freund darauf an, woraufhin er nur kurz die Schultern zuckte. Die Hexe hatte schon wieder ein ungutes Gefühl, bis er sich umdrehte und grinste. „Sie ist schon drüben. Ich dachte nur du könntest etwas Beistand brauchen" Sie lächelte zurück und stellte sich neben ihn an den Steg.

„Du weißt ich kann deinen Bruder nicht ausstehen, besonders nach allem was er getan hat." Sie nickte und verzog leicht den Mund. „Aber er ist dein Bruder" Er seufzte. „Und du bist meine beste Freundin. Ich bin für dich da wenn du mich brauchst" Eine Träne kullerte aus Joannas Auge. Doch es war eine Freudenträne. Ihr Verhalten hatte ihren Freunden weh getan und doch waren sie für sie da. Sie sah Draco an. Wie war es möglich, dass er sie so gut verstand? Ein Knall ertönte, der die beiden zusammen zucken ließ. Man konnte auch von hier aus zusehen, wie die vier Teilnehmer ins Wasser sprangen. „Willst du noch rüber?" Die Hexe schüttelte den Kopf. Sie hatte keinen Bedarf sich unter die Menge zu mischen. Die Zeit verging und doch schien es als würde sich die Uhr nicht einmal bewegen.

Irgendwann tauchte Fleur aus den Tiefen auf. Verwundert hob Joanna den Kopf. Dass die französische Hexe als erste wieder auftauchen würde, hatte sie nicht erwartet. Doch ihre Hände waren leer. Wo war der ‚Schatz'? Die Verzweiflung in ihrem Gesicht war auch aus der Ferne sichtbar. Dumbledores Stimme schallte bis zum Ufer. „Miss Delacour kann leider nicht mehr an der Aufgabe teilnehmen"
Dann vergingen wieder die Minuten. Nichts passierte. Die Anspannung machte die Hexe beinahe Wahnsinnig. Unruhig lief sie auf dem Steg auf und ab, während Draco abwechselnd zum See und dann zu ihr sah. Vermutlich befürchtete er, sie würde einen Nervenzusammenbruch erleiden.

Kurz bevor die Stunde um war, ertönte Jubel von der Zuschauertribüne. Cedric tauchte auf und neben ihm Cho Chang. Erleichtert ihn lebendig zu sehen, sank seine Schwester auf die Knie. „Alles ok?" fragte Malfoy und hockte sich neben sie. Langsam nickte sie und sah dann wieder auf den See hinaus. Heute war er nicht gestorben. Bedeutete das jetzt, dass er sicher war? Der Nächste der auftauchte war Krum, mit Hermine. Als die Glocke schlug tauchten auch noch Ron und zur Überraschung aller Gabrielle Delacour, auf. Doch wo war Harry? Alle sahen sich unruhig um, bis Harry mit einem riesigen Sprung auf der unteren Plattform landete. Es ging ihnen allen gut. Joanna stand wieder am Steg und beobachtete die Menschen dort in der Ferne. Draco war abgelenkt und so konnte sie unbemerkt an ihm vorbei und zurück in die Mauern des Schlosses. Warum sie gegangen war, wusste sie selbst nicht. Doch die Ruhe hier war eine Seltenheit und wirkte wie Balsam für ihre gestressten Nerven.

Im Innenhof blieb sie stehen und starrte auf den einzigen bunten Fleck. Eine Blume trotzte der Kälte und blühte in einem unglaublichen lila. Beim Betrachten dieser Blume bekam die Hexe Heimweh. Sie erinnerte sich an ein Blütenmeer in lila und blau hinter dem Haus. Eine der wenigen Erinnerungen die sie an damals, als ihre Mutter noch am Leben war, hatte. Sie schloss die Augen und konnte beinahe den süßlichen Duft riechen. Doch so lebendig konnte sich keine Erinnerung anfühlen.

Erschrocken riss sie die Augen auf und stand inmitten des Gartens. Die Sonne schien war auf ihr Gesicht und eine leichte Brise wehte unter der sich die Blumen sanft im Wind bogen. In welchem Jahr sie wohl gerade war? Eine Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Haus, dessen hintere Tür offen stand. Das war ganz eindeutig die Stimme ihrer Mutter. Evelyne hatte schon immer wunderschön gesungen. Leise schlich Joanna durch die Tür und folgte dem Gesang. Evelyne Diggory saß auf einem weißen Schaukelstuhl mit einem Baby im Arm. Sie sang das Schlaflied, dass sie ihr immer vorgesungen hatte, als sie noch klein war.


"Come little children I'll take thee away,
Into a land of enchantment,
came little children the time's come to play,
here in my garden of shadows.
Follow sweet children I'll show thee the way,
through all the pain and the sorrows.
Weep not poor children the life is this way,
murdering beauty and passion...." 



Den Rest des Liedes summte sie nur noch, denn das Kind war bereits eingeschlafen. „Da war dein Bruder noch so lieb und friedlich" erklang plötzlich ihre klare Stimme. Die Hexe zuckte erschrocken zusammen. Ihre Mutter jedoch lächelte. Sie stand vorsichtig auf und legte Cedric in ein weißgestrichenes Kinderbettchen, dann kam sie auf ihre Tochter zu und schloss sie in die Arme. „Geht es ihm gut?" Joanna nickte. „Wie kommst du nur damit klar?" fragte sie leise und trat dann zurück. Evelyne überlegte kurz. „Das Zeitwandern?" Seufzend ging sie mit ihrer Tochter nach draußen und setzte sich auf die Wiese. „Am Anfang war es grauenvoll. Man taucht plötzlich an einem Ort auf und alles ist anders" Sie betrachtete die Blumen am Ende des Gartens.

„Nein Mom. Ich meine die Visionen" Ihre Mutter nickte verständnisvoll, schien aber nicht wirklich eine passende Antwort zu haben. „Sie werden dich verändern, aber du bist stark. Wenn jemand damit umgehen kann, dann du" hauchte sie in den Wind und schloss die Augen. „Werde ich dadurch verrückt?" fragte Joanna panisch. So ungern sie es auch zugab, Cedrics Worte hatten sie sehr verunsichert. Zwar glaubte sie nicht daran, vor allem da ihre Mutter völlig normal wirkte, doch man sollte immer sicher gehen. „Nein meine Kleine. Es werden nur Zeiten kommen, in denen niemand versteht warum es dir schlecht geht" Das ergab durchaus Sinn. Sie hatte schließlich auch alle von sich gestoßen.

Plötzlich drehte sich ihre Mutter erschrocken zu ihr um und starrte sie an. „Du hast doch deinem Bruder nicht von der Vision erzählt oder?" Joanna verdrehte die Augen. Als ob sie völlig bescheuert wäre. Sie schüttelte den Kopf. Erleichtert stieß Evelyne die Luft aus und stand dann auf. Cedric hatte angefangen mit weinen. Das war vermutlich ihr Stichwort zu gehen. Doch wie kam sie in ihre Zeit zurück UND nach Hogwarts? Ratlos blickte sie auf ihre Füße. ‚Denk nach Joanna' Wie war sie hier her gekommen? Die Blume! Vielleicht musste sie nur an etwas in Hogwarts denken. Nur was wäre am besten geeignet. Bevor sie überhaupt darüber nachgedacht hatte, verschwamm wieder alles und sie fand sich auf dem Astronomie Turm wieder. „Irgendwie dachte ich mir, dass ich dich hier finde" sagte George und trat zu ihr nach draußen. Sie lächelte. Es war seltsam wie er alles so einfach akzeptierte, aber das war egal, denn er akzeptierte SIE.

Nicht alles ist so wie es scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt