Die nächste Woche war die Hölle für die junge Hexe. Wer hätte gedacht, dass es so schwer werden würde sich wie ein Miststück zu verhalten. Das traurige aber war, dass ausnahmslos jeder es ihr abkaufte. Es tat ihr in der Seele weh. Ihre Freunde mieden sie und der Rest der Schule schien sie zu verachten. Damit konnte sie schon irgendwie leben. Sie war nie das gute Kind gewesen. Ihr Blick fiel auf Cedric. Der Goldjunge der Familie. Er musste eine unheimliche Genugtuung verspüren, seit er ihre Reaktion mitangesehen hatte.
Frustriert starrte sie auf ihr Frühstück und versuchte alles auszublenden. Mit wenig Erfolg. Die Hexe hob den Blick, als sich jemand zu ihr setzte. ‚Oh na ganz toll' dachte sie, als sie das Grinsen von Blaise Zabini sah. „Ich wusste du kommst zur Vernunft und wirst eine richtige Slytherin" Sie grinste zurück. Dieser miese... Eine ‚richtige' Slytherin hätte ihm begeistert beigepflichtet oder ähnliches. Allerdings teilte sie seine Meinung nicht. Was richtig und falsch war hatte dieser Kerl nie gelernt. Am Ende kam er noch auf die Idee sie zu den Todessern zu bringen.
Anstatt also weiter das miese Dreckstück zu zeigen, gab sie die Scharade auf. „Halt deine verdammte Klappe, Blaise." Sie stand auf und sah ihn anklagend an. „Du hast keine Ahnung was Richtig und Falsch bedeutet." Auf dem Weg zur Tür spürte sie die Blicke aller Anwesenden im Raum. „Was ist dein Problem Prinzesschen?" rief er hinter ihr her. Joanna blieb stehen und sah ihn an. „Mein Problem?" Ja was war ihr Problem eigentlich? Es war schwer in Worte zu fassen. Cedrics Verhalten, die Angst vor seinem Tod, die Visionen, das Zeitwandern,... die Liste konnte man ewig fortführen.
„Lass sie in Ruhe, du Vollidiot" Joanna zuckte bei der Stimme zusammen und starrte ihren Bruder an, der plötzlich auf sie zukam. Nicht nur die Hexe sah ihn erstaunt an, sondern die ganze Schülerschafft beobachtete das Geschehen an der Tür. Wieso war er jetzt wieder so? Von seinen Launen bekam man ein Schleudertrauma. „Ich kann meine Probleme selber regeln Cedric" Ihr Bruder ignorierte sie und trat auf Blaise zu. „Komm meiner Schwester zu nahe und ich polier dir die Fresse!" Der Slytherin Schüler wirkte nicht sonderlich eingeschüchtert, setzte sich aber wieder auf seinen Platz. Die Hexe jedoch starrte Cedric mit offenem Mund an. Er musste den Verstand verloren haben. Als er sich umdrehte, war der Ärger in seinem Gesicht noch deutlich zu sehen. Er nahm den Arm seiner Schwester und zog sie nach draußen. Wie betäubt folgte sie ihm bis nach draußen auf den Hof.
Irgendwann riss sie sich los. „Was soll das? Ich sagte doch ich kann selber auf mich aufpassen" Ein Teil von ihr war froh über seine Unterstützung. Es erinnerte sie an den Bruder der er immer gewesen war. Sein Blick war traurig. „Ich weiß ich bin das größte Arschloch der Welt. Aber ich will meine Schwester beschützen" Joanna verzog das Gesicht. Es fiel ihr immer noch schwer ihm zu verzeihen. Als er sich ihr näherte, trat sie zurück und hob abwehrend die Hände. Warum konnte er sich nicht einigen? Der nette Bruder ODER der Vollidiot. „Du hast jedes Recht verspielt auf mich aufzupassen" erwiderte sie und drehte sich weg. Ungeweinte Tränen brannten in ihren Augen. Sie hatte keinen Grund sich schuldig zu fühlen, dennoch tat ihr jedes einzelne Wort leid.
„Joanna, ich hatte unrecht. Du bist keine Schande und Slytherins sind nicht alle schlecht" Er hielt inne und holte Luft. „Die letzte Woche warst du nicht du selbst. Du bist nicht wie diese Pansy" Cedric trat auf seine Schwester zu und drehte sie zu sich um. In seinem Blick erkannte sie den Ernst hinter den Worten. Er kannte sie besser, als sie gedacht hatte. Woher kam nur dieser Sinneswandel? Hatte er es wirklich kapiert oder sagte er das alles nur ihr zuliebe? Die Hexe entschied, dass es egal war. Es war einfach schön für einen Moment wieder den alten Cedric zu sehen. Sie umarmte ihn. Die Bilder kamen unerwartet und schmerzhaft. Die letzten Tage war es einfach gewesen sie zu unterdrücken. „Jo?" Cedric hielt sie fest und wollte ihr helfen. Vor ihren Augen verschwamm alles. In einem Strudel wurde sie in die Dunkelheit hinab gezogen.
Überall um sie herum standen Grabsteine. ‚Oh bitte lass mich nicht den von Cedric sehen' dachte sie. „Avada Kedavra!" Ein grünes Leuchten folgte dem Fluch. Ein schrecklicher Schmerz schoss durch ihren Körper und zog sie in die Knie. Keuchend kam sie wieder zu sich und sah ihrem Bruder in die Augen. „Was war das?" Da erst wurde ihr klar, dass er keine Ahnung hatte. Er konnte es nicht wissen, da er kaum mit ihr gesprochen hatte. „Bist du dir sicher dass du das wissen willst?" Ihr Bruder nickte. Gemeinsam saßen sie vor der Eulerei. Die Hexe war ein wenig befangen, ihm alles zu erzählen. Sie durfte ihm nichts davon erzählen, dass sie seinen Tod gesehen hatte. Das Wissen war für sie schon schrecklich genug. Das einzige was sie sich vornahm war ihn zu bitten, vorsichtig zu sein.
Mit jedem Wort was sie sagte, wurde er blasser im Gesicht. „Du kannst dasselbe wie Mom" stellte er erschrocken fest. Joanna betrachtete ihn erstaunt. Woher wusste er, dass ihre Mutter Zeitreisen konnte? „Die Visionen hatte sie auch?" fragte sie. Vielleicht würde es ihr besser gehen, wenn sie diese Bürde nicht alleine tragen musste. Er nickte und beobachtete ihre Reaktion. „Ich glaube sie ist dadurch verrückt geworden" murmelte er vor sich hin. Seine Schwester sah ihn schockiert an. Ihre Mutter war nicht verrückt gewesen. „Cedric! Was erzählst du denn da?" Er sah unglücklich aus. „Dad hat das gesagt" stellte er nüchtern klar. Warum erzählte ihr Vater so etwas. Evelyne war ermordet worden, aber verrückt war sie nicht. Grandma Maddie hätte ihr das nicht verheimlicht.
Joanna ließ das Gesagte auf sich wirken. Alles hörte sich irgendwie so an als wäre sie in einer Freakshow gefangen und sie war die Hauptattraktion. „Hey Jo" rief Draco als er mit Juna vorbei lief. Sie winkte den beiden und verzog verwundert das Gesicht, als Malfoy mitten in der Bewegung inne hielt und rückwärts zurück lief. Er starrte die Geschwister eine Zeit lang und zeigte dann immer hin und her. Es war so lustig anzusehen, dass der Hexe ein Lächeln über das Gesicht schlich. „Was ist los, Malfoy? Noch nie gesehen, dass man sich vertragen kann?" Der gehässige Ton der aus Cedrics Stimme kam, gefiel ihr gar nicht. Ihrem besten Freund war der Tonfall auch aufgefallen, denn er blickte sein Gegenüber böse an. „Benimm dich Bruderherz" murmelte Joanna und stand auf.
Sie zwinkerte Draco kurz zu und machte sich dann auf den Weg zur Schule. Zwischen ihr und ihrem Bruder war es mehr ein merkwürdiger Waffenstillstand, als das sie sich wirklich wieder verstanden. Vielleicht konnte sich das noch ändern, aber für die Hexe klang das Ganze eher noch nach der Ruhe vor dem Sturm....
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Nicht alles ist so wie es scheint
FanfictionEs ist das Jahr des Trimagischen Turniers, als Joanna Diggory, Cedrics Schwester, von der Beauxbatons Schule nach Hogwarts wechselt. Klingt für eine junge Hexe einfacher als gedacht.