Nicht alles ist so wie es scheint

Ein neuer Anfang

  Prolog:

Heute war es also soweit. Ein letztes Mal verließ die junge Joanna Diggory den Palast der Beauxbatons Schule. Traurigkeit erfüllte sie als sie an die letzten drei Jahre zurück dachte. Joanna blickte das Schulwappen, Zwei gekreuzte Zauberstäbe aus deren Spitze je drei Funken sprühen, an und erinnerte sich plötzlich wieder wieso sie nicht bleiben konnte. Auch wenn es ein Versprechen an ihre Mutter gewesen war, so gehörte sie doch einfach nicht hier her. Die letzten drei Jahren war sie eine Außenseiterin gewesen, von den Jungen ignoriert und von den Mädchen gehasst. Warum hatte sie bis heute nicht verstanden. Ihre einzige Freundin, Fleur Delacour, hatte sich im letzten Jahr auch von ihr abgewandt.

Es war ein Grund mehr nach Hogwarts zu gehen. Sie hatte nur wenige Tage dort verbracht, da in Beauxbatons das Schuljahr später los ging. Alle Erinnerungen an diese wenigen Tage waren schön. Man hatte sie freundlich aufgenommen. Außerdem fehlte ihr ihr Bruder. Cedric würde nicht mehr lange in Hogwart sein und danach wahrscheinlich eine Ausbildung zum Auror machen. Joanna wollte ihren Bruder bis dahin so oft wie möglich sehen. In einer Schule in Frankreich zu hocken kam somit gar nicht in Frage. Ihren guten Noten sei Dank, hatte Albus Dumbledore ihr einen Wechsel gestattet.

Ein neuer Anfang:

Es war nicht das erste Mal das Joanna Diggory vor den Mauern von Hogwarts stand. Schon vor zwei Jahren war sie hier gewesen und hatte die Welt ihres Bruders gesehen. Seither hatte das wundersame Schloss, genauso wie seine Bewohner, sie nicht mehr los gelassen. Nervös strich sie sich eine kastanienbraune Locke hinter das Ohr, die sich in ihr Gesicht gestohlen hatte. Zwei Jahre, die ihr wie eine Unendlichkeit vorkamen, hatte es gedauert ihren Vater zu überzeugen sie nach Hogwarts zu schicken. Jetzt war sie hier und konnte ihr Glück kaum fassen. Für ihre Mutter war sie nach Beauxbatons gegangen. Traurigkeit überkam sie, als sie an das Versprechen dachte, dass sie ihr gab, kurz bevor sie starb. War das Verrat? Joanna sah wieder hoch zu den Türmen. Wie konnte es das sein, wenn sie sich doch hier Zuhause fühlte?

Das junge Mädchen atmete tief durch und trat dann auf die Tore zu. Ihr Bruder wartete bereits auf sie, ein freches Grinsen im Gesicht. „Na bereit?" fragte er und hielt ihr die Hand hin. Cedric war zwei Jahre älter als sie und der Liebling ihres Vaters. Manchmal bezeichnete Joanna ihn als den Goldjungen der Familie, was er ja irgendwie auch war. Er war es, der mit zur Quidditchweltmeisterschaft durfte und er war es, der jeden Wunsch erfüllt bekam. Es war frustrierend, doch so war das Leben nun einmal. Joanna ergriff die Hand ihres Bruders und nickte, unfähig ein Wort zu sprechen. Wenn er nicht für sie da wäre, wüsste sie nicht was sie tun sollte. Seit dem Tod ihrer Mutter, hatte sich alles verändert. Amos Diggory war ein anderer und konnte es gar nicht erwarten seine kleine Tochter auf eine Schule weit weg zu schicken. Der Grund dafür blickte Joanna jeden Tag im Spiegel an. Sie glich ihrer Mutter in jeder Hinsicht. Das kastanienbraune Haar, das sich in Locken bis zu ihrer Brust kringelte, die Stubsnase und auch der zierliche Körper. Das einzige was sie von ihrem Vater hatte waren die dunkelbraunen Augen. Sie sah zu Cedric. Er kam eher nach ihrem Vater. Groß und muskulös gebaut. Wie gebannt starrte sie auf das Wappen des Hauses Hufflepuff. In welches sie wohl käme?

Mit bedächtigen Schritten folgte sie dem hochgewachsenen jungen Mann durch die Eingangshalle. Ihre Schritte waren laut auf dem Steinboden und ließen sie jedes Mal zusammenzucken. Unfähig auf irgendetwas zu achten, außer nicht umzukippen, sah sie auf ihre Füße, bis sie an der Tür zur Großen Halle ankam. Ihr Blick ging nach oben. Ängstlich sah sie die meterhohe Holztür an und dann zu ihrem Bruder der nun ihre Hand los ließ. Es war so still im ganzen Schloss, doch hinter dieser Tür hörte man viele Stimmen. Das Herz rutschte der jungen Hexe vor Aufregung in die Hose. Der Moment der Wahrheit war gekommen. Sie nickte Cedric zu und dieser stieß die Tür auf.

Niemand schien groß Notiz von den beiden zu nehmen, bis Professor Dumbledore aufgeregt Cedrics Namen rief. „Ah da sind sie ja" Er kam die Stufen von seinem Podium nach unten und lief den beiden entgegen. Alle Blicke richteten sich nun auf die beiden Zauberer am Eingang der Halle. Unruhig ließ Joanna den Blick schweifen und entdeckte ein paar bekannte Gesichter. Harry Potter und seine Freunde, die sie bereits vor zwei Jahren kennen gelernt hatten, saßen ein Stück weiter vorn und lächelten in ihre Richtung. Sie musste sich ein Lachen verkneifen, als sie Rons lange Haare sah, die ihm überhaupt nicht standen. Zwei Meter von ihr entfernt saß Oliver Wood, für den sie seit damals heimlich geschwärmt hatte. Ihr Blick fiel auf den jungen Mann, doch da war nichts. Vermutlich war es doch nur eine Teenieschwärmerei gewesen. Ihr Blick konzentrierte sich jetzt auf Professor Dumbledore, der soeben vor den Geschwistern stehen blieb. „Willkommen in Hogwarts meine Liebe. Der sprechende Hut wird dich gleich mit den neuen Schülern in ein Haus einteilen" Sie nickte auf die Worte des Professors hin und sah dann zu ihrem Bruder. Der hingegen war vollkommen abgelenkt und schenkte seine Aufmerksamkeit lieber einer jungen Ravenclaw Hexe. Misstrauisch betrachtete Joanna sie. Schwarzes glattes Haar, dunkle Augen. Sie war hübsch, musste Cedrics Schwester zugeben. „Geh ruhig, ich komme schon klar" meinte sie an ihn gewandt. Ihr Bruder schüttelte verwirrt den Kopf und sah sie an. Wie benebelt nickte er und setzte sich zu den Leuten aus seinem Haus.

Am liebsten hätte die junge Hexe ihn zurück gerufen, denn nun war sie den Blicken allein ausgesetzt, da sich der Schulleiter von Hogwarts bereits auf den Weg nach vorn gemacht hatte. Um den Blicken auszuweichen, sah sie nach oben und betrachtete die Decke. Tausende Kerzen schwebten dort unter einem Wolkenverhangenen Himmel. Schon immer hatte sie das an Hogwarts so bewundert. Hinter ihr ging die Tür auf und Professor McGonagall kam mit den neuen Schülern herein. Hastig setzte Joanna sich in Bewegung und lief auf das Podium zu. Sie sah den Hut auf einem Hocker liegen und wieder ging ihr dieselbe Frage durch den Kopf: In welches Haus wird er mich schicken?