Ausflüge in die Vergangenheit

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Es war Wochenende und Joanna hatte ihre Aufsätze alle beendet. Der Unterricht eine Klassenstufe weiter oben forderte sie leider auch nicht. Ein wenig enttäuschte sie dass, da sie eigentlich hier war um mehr zu lernen. Eigentlich hatte sie vorgehabt sich deswegen heute in die Bibliothek zu setzen und ein paar Bücher zu wälzen. Ihre Freunde hatten sie aber davon überzeugt mit nach Hogsmead zu gehen.

Jetzt stand sie missmutig vor dem Eingang und hielt ihren Schirm über sich. Ein Weihnachtsgeschenk von Cedric in grell-grün mit weißen Punkten. Der Regen hielt seit letzter Nacht an und wollte einfach nicht enden. Deshalb war sie froh über das Geschenk. „Joanna!" rief Juna aufgeregt und kam mit einem dunkelblauen, mit Schleifen-bedrucktem Schirm, die Treppe herunter gelaufen. Ein strahlendes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. „Na da ist aber jemand gut gelaunt" murmelte die Hexe und grinste. „Dein Schirm ist der Wahnsinn. Sieht aus wie Gewitterwolken" Erstaunt und ein wenig verwirrt sah sie auf und entdeckte was ihre Freundin meinte. Der eben noch grüne Schirm war jetzt dunkelgrau und sah aus als würde ein Gewittersturm wüten. Was war denn da passiert? „Ähm ja danke" murmelte sie. Gemeinsam machten sich die Beiden auf den Weg nach Hogsmead.

„Wo ist Draco?" Bei der Erwähnung ihres Freundes strahlte die Ravenclaw. „Er meinte wir sehen uns später im Drei Besen" Joanna nickte. Gemeinsam verließen sie das Schloss und machten sich auf den Weg. Zum ersten Mal wurde ihr klar wie sehr sie es vermisst hatte eine wirkliche Freundin zu haben. Denn genau das war Dracos Freundin für sie geworden. Seit langem redete sie nicht mehr über Belanglosigkeiten wie Schuhe oder welche Lieblingsfarbe sie hatte. Doch jetzt war es genau das was sie brauchte. Ein bisschen Normalität.
„Sag mal wieso kommen du und Fleur eigentlich nicht miteinander klar?" Die Hexe biss sich auf die Lippen. „Ist das so offensichtlich" Das Mädchen neben ihr nickte und sah dann verwirrt nach oben. „Wieso ist er jetzt schwarz?" Sie blickten beide den Schirm in ihrer Hand an. Was passierte hier? Joanna zuckte mit den Schultern und beschloss es vorerst zu ignorieren. So lange es keine Frösche regnete, wäre das auch nur eine Banalität. Die Frage war vorerst vergessen und sie würde das Thema auch nicht wieder ansprechen. Sie hatte es über ihre nicht vorhandenen Freunde von damals zu sprechen.

Die beiden kamen gerade in Hogsmead an, als der Regen weniger wurde. Juna zwinkerte ihrer Freundin zu und machte den Schirm zu. „Komm schon Jo! Wieso warten bis das Unwetter vorbei ist, wenn wir auch im Regen tanzen können" rief sie und rannte über die Wege. Von allen Seiten wurde sie merkwürdig angeschaut. Die Slytherin Hexe zuckte die Schulter und lief ihr nach. Im vorbei laufen, streifte sie eine der Laternen und fiel mit der Nase voran auf den harten Steinboden. Der Boden unter ihr war trocken und die Sonne schien ihr ins Gesicht. Nein, nein, nein. Das durfte doch nicht wahr sein. Wieso schon wieder?

Sie rappelte sich auf und stand immer noch mitten in Hogsmead. Aber hier war niemand. Es war still, totenstill. In welches Chaos hatte sie ihre Gabe jetzt wieder gebracht. Sie lief durch die Gassen und suchte nach einem Lebenszeichen. Es schien beinahe als wäre alles und jeder in diesem Dorf tot. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Aus der Ferne hörte sie ein Lachen. Sie musste weg und zwar schnell. Die Hexe verschwand im nächsten Hauseingang und rannte in einen Mann hinein. Er hielt ihr den Mund zu, als sie gerade erschrocken aufschreien wollte. „Shhhh. Sonst hören sie dich" Sie nickte und er nahm die Hand runter. Vor ihr stand ein großer, dunkelhaariger Mann, der seltsam ausgezehrt aussah. „Was geht hier vor?" flüsterte sie. Er sah sie nachdenklich an. „Das weißt du nicht kleine Hexe? Er ist hier" Wovon redete er da? Und in welcher Zeit war sie. Vorsichtig spähte sie durch die Lamellen mit denen das Fenster verschanzt war. Todesser liefen durch die Straßen und liefen scheinbar willkürlich auf bestimmte Häuser zu. Unter ihnen war jemand den sie kannte. Er war jung, vielleicht Ende Zwanzig. Tom Riddle. Er war also schon lange so ein gefürchtetes Monster. Als er sich gerade dem Haus zu wandte in dem sie sich befand, drehte sie sich zu dem Mann hinter ihr um. „Verstecken sie sich. Ich lenke sie ab" Der Mann wurde blass und schüttelte den Kopf. „Gehen sie!" sagte Joanna energischer und zog ihren Zauberstab. Er verschwand hinter einer Tür, als sie die Eingangstür aufriss.

Tom Riddle stand direkt vor ihr und starrte sie an. „Ich kenne dich" sagte er mehr zu sich selbst. Dabei starrte er sie an, als hätte er einen Geist gesehen. „Du siehst noch genauso aus" Mit diesen Worten streckte er die Hand aus und berührte eine ihrer Locken. Die Hexe bemühte sich so still wie möglich zu stehen. Sie musste etwas tun, um ihn von dem Haus abzulenken. Langsam und so unauffällig wie möglich zog sie die Tür hinter sich zu und trat einen Schritt auf Tom zu. Er lächelte. Voldemort lächelte! Das war unheimlich seltsam, sodass für einen kurzen Moment Joannas Maske ins Wanken kam. 'Konzentrier dich. Du musst ihn hier weg locken' Fieberhaft überlegte sie, wie sie ihn von hier weg bringen konnte. Womit ließ sich ein Mann am besten ablenken.

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie kam sich vor, als würde sie George betrügen, als sie Tom küsste. Aber in diesem Moment hatte sie keinen anderen Ausweg gesehen, um dem Mann im Haus das Leben zu retten. Schnell trat sie zurück wie ein schüchternes Schulmädchen es tun würde und senkte den Blick. Tom sah sie verwirrt an und grinste dann. „Wir können da gerne später weiter machen, aber erst muss ich in dieses Haus" Erschrocken sah sie wieder auf. Es hatte nicht funktioniert. „Nein!" Sie hob den Zauberstab und richtete ihn auf den jungen Mann. Er würde nicht noch mehr Leben nehmen. Riddle lachte und trat mit hochgehobenen Händen einen Schritt zurück.
„Aber aber Süße. Ich bin nicht dein Feind." Er grinste hämisch und zeigte auf das Haus. „Das sind doch alles nur Schlammblüter und deren Unterstützer" Scheinbar ermutigt das Joanna nichts erwiderte, trat er wieder einen Schritt auf sie zu. „Ich scheiße auf euren Wahn von reinem Blut. Ihr seid einfach krank!" Sie war wütend und noch mehr machte sie sich Sorgen. Wieso hatte das verdammt nochmal nicht geklappt. Sie wollte den Zauberstab nicht gegen ihn einsetzen. Die anderen Todesser würden hier her kommen. Sie biss sich auf die Lippe. Noch immer war die Slytherin nicht fähig einen anderen Menschen zu verletzen.

Scheinbar hatte sie zu lange gezögert, denn Tom machte einen Satz auf sie zu und griff ihren Zauberstab. Er hielt ihre Arme umklammert und hatte ihren Kirschholz Zauberstab in der Hand. Verdammt! Warum hatte sie ihm nicht einfach einen Cruciatus Fluch auf den Hals gehetzt. „Es ist ja beinahe süß wie du für die eintrittst." meinte er verächtlich und drückte ihr einen Kuss auf den Hals. Angewidert drehte sie den Kopf weg. ‚Komm schon, dir muss was einfallen' Weil sie die Überraschung auf ihrer Seite hatte, schaffte sie es sich zu befreien und ihm mit Schwung den Ellenbogen gegen die Nase zu schlagen. Ihr Zauberstab fiel aus seiner Hand und landete 3 Meter hinter ihm. Tom krümmte sich und hielt sich die Nase. So schnell Joanna konnte, rannte sie zu ihrem Zauberstab und schaffte es gerade so seinen Zauber zu blocken. „Miststück!" Ein rotes Rinnsal lief aus seiner Nase und tropfte von seinem Kinn auf den Boden. „Gleichfalls" murmelte sie und zeigte dann auf ihn. „Expelliarmus!"

Voldemorts Zauberstab wurde ihm aus der Hand gerissen und landete direkt vor den Füßen der Hexe. Sie hob ihn genau in dem Moment auf, als Stimmen in der Ferne erklangen. Die Todesser mussten sie gehört haben. ‚Nichts wie weg' Sie rannte so schnelle sie nur konnte durch die Gassen, wohl wissend das der dunkle Zauberer direkt hinter ihr war. Wenn sie es schaffte, seinen Zauberstab mitzunehmen würde er vielleicht weniger Schaden anrichten. Vor dem Drei Besen bemerkte sie den Schwindel und stolperte über einen losen Stein. Der Stab rutschte aus ihrer Hand, während sie in einer Regenpfütze in ihrer Zeit landete. Verdammt! Das hätte besser laufen können. „Joanna! Alles ok?" rief Juna und kam auf sie zu gerannt. Glücklicherweise hatte niemand ihren Ausflug in die Vergangenheit bemerkt. Die Leute hatten sich zurückgezogen, da es jetzt in Strömen goss. „Komm wir gehen rein" sagte die Ravenclaw und half ihrer Freundin auf.

Im Drei Besen setzten sich die beiden an einen Tisch in der hintersten Ecke und bestellten Butterbier. Der Wirt betrachtete die Hexen unglücklich, was wohl an Joannas triefnassen Sachen lag. „Wo warst du?" fragte ihre Freundin, als das Butterbier da war. „Das glaubst du mir nie" Die Hexe seufzte. „Ich weiß nicht in welchem Jahr es war, aber dort war Tom Riddle." Junas Augen wurden groß. „Hat er dir etwas getan?" Die Hexe schüttelte den Kopf und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Als sie die Ereignisse mit ihrer Freundin noch einmal durchging, wurde ihr schlecht. Was hatte sie nur getan? „Fühlst du dich schlecht weil du die Vergangenheit geändert hast?" Die Slytherin schüttelte den Kopf. „George wird mir das nie verzeihen. Ich habe dieses Monster geküsst, Juna!" Die Angesprochene schüttelte den Kopf und tätschelte ihre Hand. „Er liebt dich und außerdem hast du im Affekt gehandelt. Du wolltest doch nur den Mann beschützen" Sie lächelte. Ihre Freundin verstand es wirklich sie aufzumuntern. Sie hoffte nur Juna würde Recht behalten. „Hey ihr beiden" Mit diesen Worten trat Draco zu ihnen. Er umarmte Joanna und küsste dann seine Freundin. Die beiden waren schon süß. „George scheint auch gleich hier her zu kommen" sagte er beiläufig. Joanna biss sich auf die Lippen. Wie sollte sie ihm das erklären. „Ich werde ein bisschen spazieren gehen" sagte sie und griff nach dem mittlerweile wieder grünen Pünktchen Schirm.

Vor der Tür traf sie genau auf George, dem sie eigentlich aus dem Weg gehen wollte, bis sie sich eine Erklärung zurechtgelegt hatte. Sicher könnte sie es verheimlichen und er würde es nie erfahren, aber so war sie eben nicht. Das schlechte Gewissen hielt sie umklammert wie eine Schraubzwinge. „Hey" sagte der Gryffindor und lächelte strahlend. Die Hexe stand wortlos vor ihm. ‚Sag was verdammt. Sag was' dachte sie, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Das Lächeln auf seine Lippen verblasste. Er musterte sie besorgt. „Alles ok?" Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe wirklich Mist gebaut..."  

Nicht alles ist so wie es scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt