Abenteuer mit Folgen:

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Der Gesichtsausdruck von Blaise sprach Bände, als er die beiden Zauberer vor der Halle sah. Gerade als der Fluch seinen Zauberstab verließ, griff Joanna nach Georges Arm. Mit der gesamten Kraft ihrer Gedanken sprang sie durch die Zeit und riss ihn mit sich.

Von Schmerzen gekrümmt landete sie auf den Knien. „Joanna!" George lief auf sie zu und versuchte ihr aufzuhelfen. „Das sollten wir so schnell nicht wieder machen" keuchte sie und ließ sich von ihm in die Arme ziehen. Erst jetzt sah sie sich um. Wo bei Merlins Bart waren sie gelandet? Es war stockdunkel und kein Licht war zu sehen. Kälte durchdrang ihre dünne Schuluniform und beim ausatmen bildeten sich Wölkchen. „Was hast du gemacht?" George, der ihr so nah war, dass sie etwas erkennen konnte, war kreidebleich im Gesicht. „Wir sind durch die Zeit gesprungen" erklärte sie nüchtern. Das Ganze machte ihr nicht mehr so sehr zu schaffen, wie noch am Anfang. Lediglich die Schmerzen machten ihr zu schaffen, so sehr, dass sie sie in die Knie gezwungen hatten. „Wir mussten da weg" versuchte sie ihm klar zu machen. Der Gryffindor schüttelte den Kopf. So oft er ihr zugehört hatte, wenn sie erzählte was sie durchmachte. Das hier war etwas völlig anderes. Selbst durch die Zeit zu springen verängstigte ihn sichtlich.

Langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit und man konnte einzelne Silhouetten erkennen. Die beiden befanden sich auf einer Straße, die mehr einem Schotterweg glich. An deren Ende leuchtete ein einzelner, schwacher Lichtpunkt. Die Hexe löste sich aus der Umarmung, als sie ihn entdeckte. Versuchsweise machte sie einen Schritt und stolperte. Starke Hände hielten sie aufrecht. Wieder sah sie sich um. Alles hier war so vertraut. Woran hatte sie bloß gedacht? An gar nichts. Doch da war etwas. Sie wollten um jeden Preis in Sicherheit. Nicht ihretwegen sondern wegen dem Jungen der sie noch immer fest hielt. Wenn sie genau darüber nachdachte gab es nur einen Ort an dem sie sich völlig sicher fühlte.

Das Haus der Diggorys lag am Ende einer langen gewundenen Straße, umgeben von großen Buchen und Blumenfeldern in lila, blau und rosa. Sie mussten in einem Jahr gelandet sein, als ihre Mutter noch lebte, denn genau dann war es hier sicher gewesen. Seit ihrem Tod war sie von diesem Ort geflüchtet. Die meiste Zeit hatte sie bei ihrer Großmutter verbracht. „Komm mit" sagte die Hexe, bis ihr bewusst wurde, dass sie noch immer nicht aus eigener Kraft stand. „Kannst du denn laufen?" fragte er und sah sie besorgt an. Das wusste sie dummerweise selbst nicht. Vorsichtig machte sie wieder einen Schritt, seine Arme als sichere Stütze. Es funktionierte.

Gemeinsam folgten sie der Straße. Sie waren soweit am Stadtrand, dass das nächste Haus von hier aus nicht zu sehen war. In der Ferne hörte sie zwei Stimmen, klar die von Amos und Evelyne Diggory. Joanna blieb stehen und versichte die beiden in der Dunkelheit auszumachen. Sie standen vor der Haustür und stritten, was sie während ihrer Kindheit oft gemacht hatten. „Was ist wenn einer der beiden diese Scheiße auch kann?" Die Stimme ihres Vaters bebte vor Zorn und ließ sie zusammenzucken. Ihre Mutter dagegen blieb völlig ruhig. „Das haben sie nicht" meinte sie voller Überzeugung. Amos schien nicht völlig überzeugt, nickte aber und verschwand in das Innere des Hauses.

Als könnte Evelyne ihre Tochter hier draußen spüren, blickte sie sich um. Der Schrei eines Babys war durch die geöffneten Fenster zu hören und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Haus. Schnellen Schrittes verschwand auch sie im Inneren. Die Ganze Zeit hatte George stumm neben Joanna gestanden und alles verfolgt. „Ich dachte deine Mutter wüsste es" murmelte er. „Meine Mutter weiß es auch" gab die Hexe zurück. Jetzt da sie die Reaktion ihres Vaters gesehen hatte, verstand sie warum Evelyne gelogen hatte. Er betrachtete es, genau wie seine Tochter anfänglich als Fluch. Die beiden waren sich wohl doch ähnlicher als sie dachten. Sie schmunzelte, als sie an Cedrics Gesichtsausdruck dachte, wenn sie ihrem Bruder das erzählte. Er würde sich schlapp lachen.

„Wie kommen wir zurück, Jo?" Verwirrt sah sie George an. „Zurück?" Die Hexe hatte ganz vergessen, dass er noch neben ihr stand. „Ja nach Hogwarts. In unsere Zeit" Seine Stimme klang beinahe panisch, als sie keine Reaktion zeigte. „Ja ja ich weiß was du meinst" Sie grübelte. Was hatte sie beim letzten mal gemacht, um gleichzeitig den Ort zu wechseln? Ihr Anker stand neben ihr, also musste sie sich etwas anderes einfallen lassen. „Ich könnte meine Mutter fragen" sagte sie. Es war mehr laut gedacht, als wirklich ernst gemeint. George raufte sich die Haare. „Und dann deinem Vater begegnen?" Die Frage mochte auf das Zeitspringen bezogen gewesen sein, trotzdem klang sie eher unsicher über die Tatsache Amos kennenzulernen. Joanna schüttelte den Kopf. Sie griff nach seiner Hand und schloss die Augen.

„Es ist wie beim Apperieren, nur dass man sich auf eine Zeit und einen Ort gleichzeitig konzentriert" erklärte sie. Das vertraute Kribbeln setzte ein. „Joanna mir ist nicht wohl dabei. Ich bin noch nie apperiert und selbst da kann man zersplittern" Die Augen der Hexe öffneten sich wieder und sie sah ihn an. „Vertrau mir" flüsterte sie. Der Gryffindor holte tief Luft und zog sie an sich, als würde er so nicht verloren gehen. Joanna konzentrierte sich auf alles, was sie mit Hogwarts verband. Die große Halle in der hunderte Kerzen unter der Decke schwebten, die Bibliothek mit ihrem Duft nach alten Büchern und zum Schluss fixierte sie ihre Gedanken auf den Slytherin Gemeinschaftsraum. Den dunklen Raum mit dem flackernden Kaminfeuer, ihre Mitschüler, das Wappen mit der Schlange an der Wand. Als der Schwindel endlich einsetzte, hielt sie sich an George fest.

Als es wieder ruhig wurde, öffnete sie langsam die Augen. „Ähm Jo hier stimmt etwas nicht" Die beiden waren ohne Zweifel durch die Zeit gereist, aber in welches Jahr wusste sie nicht. „Das ist nicht Hogwarts" stellte sie nüchtern fest. Es war anstrengend und schwierig präzise durch die Zeit zu springen, aber noch schwieriger wenn man jemanden mitnahm. Warum hatte sie nicht nachgedacht, bevor sie gehandelt hatte? Sie hätte George einfach schubsen sollen. „Verdammt" Joanna löste sich von George und tigerte auf und ab. Am Ende der Straße stand noch immer das Haus. Nur wirkte es jetzt beinahe verwaist. Mit einem unguten Gefühl lief sie darauf zu, drehte sich aber wieder um als George ihr nicht folgte. „Komm wir haben keine Wahl"

Mit jedem Schritt wurde das ungute Gefühl größer und an der Tür wusste sie auch wieso. Die Gärten waren Grau und überwuchert, die Haustür war eingetreten. „Oh mein Gott" Das Innere des Hauses sah nicht anders aus. Möbel waren umher geworfen worden und teilweise in ihre Einzelteile zerlegt. Das Bücherregal das schon seit Jahrzehnten neben dem Kamin stand, war komplett verschwunden und die Bücher in Fetzen gerissen. Was war hier nur geschehen? Würde es in vielen Jahren passieren oder schon bald? Wo war ihr Vater? Frage um Frage schlitterte durch ihren Kopf und ließ ihr keine Ruhe. Bevor sie weiter gehen konnte, klappten ihre Beine unter ihr zusammen.

Der Schwindel kam plötzlich und unerwartet, als würde die Zeit spüren, dass sie sich im falschen Jahr befand. George fing sie auf, bevor sie auf dem harten Boden aufschlagen konnte. Kurz darauf wirbelten Farben vor den Augen der Beiden, bis es schließlich schwarz wurde. Entsetzt schnappte er nach als es dunkel wurde. Dieses Mal bekam er genau mit was geschah. Die Hexe spürte wie seine Arme sie stärker festhielten. Schmerzhaft wurde ihr die Luft aus der Lunge gepresst, als sie auf George landete. Ihm musste es noch schlimmer ergehen, da er auf den Holzpaneelen des Astronomie Turmes aufschlug. Glücklicherweise waren sie hier gelandet und nicht im Slytherin Gemeinschaftsraum. Das hätte für eine Menge Aufregung gesorgt. Der Junge unter ihr versucht sich aufzurichten, was ihm wegen Joanna die noch auf seiner Brust lag, nicht gelang. Mühsam versuchte sie jetzt auch sich zu erheben. Es ging nicht. Kaum das sie einen Finger rühren konnte. „George ich kann mich nicht bewegen" hauchte sie. Ihre Stimme war kratzig und klang überhaupt nicht wie ihre. Nach und nach kehrte zwar das Gefühl in ihren Körper zurück, wurde aber durch einen stechenden Schmerz ersetzt. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Wir müssen dich auf die Krankenstation bringen" murmelte der Gryffindor und schaffte es sie neben sich auf dem Boden zu legen. Kurz darauf wurde sie von ihm zu Madam Pomfrey getragen. Er versuchte ihr zu erklären, dass sie gestürzt war. Joanna jedoch hob einfach die Hand an sein Gesicht. „Sag ihr einfach die Wahrheit" Dann überrollte sie die Dunkelheit.  

Nicht alles ist so wie es scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt