Bilder die nicht vergehen

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Die nächsten Tage waren der Horror für die junge Hexe. Ständig tauchten diese Bilder vor ihren Augen auf. Sie konnte sich nicht konzentrieren und ließ den Unterricht schleifen. Als sie jetzt ihren Freunden aus dem Weg ging, ließen sie es geschehen. Sie schienen zu spüren, dass es ihr nicht gut ging.


Die Lehrer jedoch waren nicht begeistert von einer unaufmerksamen Schülerin. Professor Snape bat sie um ein Gespräch nach dem Zaubertränkeunterricht. „Was ist los mit ihnen?" Eigentlich hatte sie vorgehabt mit Professor Dumbledore zu sprechen, doch wieso nicht auch mit ihrem Hauslehrer. Sie erzählte ihm von den Bildern die sie quälten und einfach nicht los ließen. Die ganze Zeit hörte er aufmerksam zu und nickte gelegentlich. Von den seltsamen Zeitreisen erzählte sie ihm nichts, weil sie wusste dass nur wenige Hexen und Zauberer dazu fähig waren. Nach ihrer Erklärung blieb es lange still. Tränen liefen ihr aus Verzweiflung das Gesicht nach unten. Snape legte die Fingerspitzen aneinander und sah sie über sein Pult an. „Nun ja entweder sie projizieren die Erinnerungen einer anderen Person...." Sie schüttelte den Kopf. „Nein die Person lebt noch" Der Professor nickte. „Oder sie haben Visionen" stellte er nüchtern klar.

Joanna riss vor Schock die Augen auf. Zwar würde es das alles erklären, aber es würde auch bedeuten dass sie Cedric verlieren würde. Sein Tod schien nur eine Frage der Zeit zu sein. 'Bitte lass das nicht wahr sein' Sie legte die Hände vor das Gesicht und musste sich anstrengen nicht wieder zu weinen. Wieso konnte sie nicht einfach verrückt sein? Das würde alles leichter machen. Joanna nahm die Hände vom Gesicht und sah ihr Gegenüber an. „Danke Professor" Er nickte und sah schien zu überlegen. „Ich kann ihnen leider nicht sagen wie man das los wird" Die Hexe biss sich auf die Lippe und nickte. Dann musste sie wohl lernen damit zu leben.

Mit hängenden Schultern verließ sie den Raum und seufzte. „Joanna?" Sie blickte auf und sah George auf sich zukommen. Es war merkwürdig wie leicht sie die Zwillinge jetzt unterscheiden konnte. Nicht einmal für ihn konnte sie gerade ein Lächeln aufbringen. „Was ist los?" Wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen. Der Junge trat auf sie zu und zog sie in seine Arme. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie dort stand und weinte, aber er beklagte sich nicht. Er fragte auch nicht mehr was los war, wofür sie im Moment dankbar war. Ohne es zu wissen, nahm er ihr eine unglaubliche Last ab.

Irgendwann sah sie ihn an. „Entschuldige" murmelte sie mit brüchiger Stimme. Statt eines lustigen Spruchs und einem Grinsen im Gesicht, sah er sie besorgt an. Er wischte die Tränen weg und sah sie lange an. „Ich bin für dich da, egal was passiert" Joanna nickte und vergrub ihr Gesicht wieder an seiner Brust. „Danke" Eigentlich hatte die Hexe jetzt Unterricht, aber sie war einfach nicht fähig sich von der Stelle zu bewegen.

Professor Snape kam aus seinem Klassenzimmer und sah die beiden Schüler mit geschürzten Lippen an. „Ich melde sie für heute krank, Miss Diggory. Aber sie sollten vielleicht mit Professor Dumbledore darüber reden" Erstaunt sah sie ihren Lehrer an und flüsterte ein Danke. Am Anfang des Jahres hatte sich jeder über diesen Mann beschwert. Doch scheinbar hatte er auch seine guten Seiten. „Mr. Weasley vielleicht begleiten sie die junge Dame besser zum Schulleiter" rief er noch und verschwand dann um die nächste Ecke. Die beiden sahen sich verwirrt an. „Das war seltsam" meinte George. Dagegen konnte Joanna nichts sagen. Er begleitete sie tatsächlich bis in den zweiten Stock. Vor dem Wasserspeier blieben sie stehen und der Junge sah sie genau an. „Was ist eigentlich los?" Sie nahm seine Hand und zog ihn zum Wasserspeier. „Komm einfach mit" Seltsam unruhig folgte er ihr. Joannas zitternde Hand legte sich den Greifförmigen Türklopfer. Einen Moment später hörte man ein ‚Herein' durch die Tür.

Aufmunternd drückte George ihre Hand und öffnete ihr die Tür. Albus Dumbledore saß hinter einem großen Schreibtisch und las gerade ein Buch. Sein Blick war freundlich, als er die beiden entdeckte. Durch eine Handbewegung ließ er zwei Stühle vor dem Tisch erscheinen. Während des Gesprächs wirkte Dumbledore sehr fasziniert. Irgendwann landete Fawkes, der Phönix des Professors, auf Joannas Schulter. „Interessant er mag dich" Die Hexe lächelte leicht und sah dann zu dem Jungen neben ihr. Der Gryffindor sah leicht erschüttert aus und war ein wenig blasser geworden. „Professor was soll ich denn jetzt machen? Es treibt mich in den Wahnsinn"

Er überlegte eine Weile und ging dann zu einem der Regale. Mit einem dünnen, in Leder gebundenen Buch kam er wieder. „Nehmen sie sich den Tag frei und versuchen sie ein wenig Ruhe zu finden." Sie nickte, doch das löste noch lange nicht ihr Problem. Der Schulleiter reichte ihr das Buch. „Vielleicht kann ihnen das helfen" Die Schrift im Buch war alt und kaum lesbar. Wenn sie sich anstrengte konnte sie den Titel entziffern. ‚Prophezeiungen und was sie bedeuten' Dankend nahm sie das Buch an, wohl wissend dass es ihr nicht helfen konnte. Es war offensichtlich, dass der Schulleiter wollte, dass sie diese Fähigkeit einsetzte. „Passen sie auf sie auf Mr. Weasley" Als ob jeder merken würde, dass ihr seine Gesellschaft gut tat, bat ihn jeder bei ihr zu bleiben. War das so offensichtlich?

Beim raus gehen, ließ sie Fawkes an seinem Platz zurück und wartete dann auf George. Er war unglaublich still seit sie angefangen hatte über all das zu reden. Jetzt lief er schweigsam neben ihr her und sah auf seine Füße. Die Hexe verstand warum er so verwirrt bei der Situation war. Ihr ging es ja auch nicht anders. „Wie lange ist das schon so?" Joanna beobachtete genau seine Reaktion. Sie war nicht mehr fähig zu weinen, sondern war einfach erschöpft. „Seit ich Cedric umarmt habe" murmelte sie wahrheitsgemäß. George hielt sie fest. Er sah aus als würde er etwas sagen wollen, überlegte es sich aber wieder anders.

Verwirrt folgte sie ihm als er weiter lief. Durch die Ländereien, an der Eulerei vorbei bis kurz vor Hagrids Hütte. Am Hang setzte er sich auf einen der Felsbrocken und reichte ihr die Hand, um ihr zu helfen. Als wäre es das Normalste auf der Welt zog er sie wieder in seine Arme und lehnte seinen Kopf an ihren. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach während sie ins Leere starrten. Wie sollte das alles nur weiter gehen? In nicht ganz 2 Wochen würde die zweite Aufgabe stattfinden. Ob er da sterben würde? Die Hexe hoffte noch immer, dass sie einfach nur verrückt war. Doch die Lehrer glaubten ihr. Hieß das nicht dass es wirklich real war? „George ich hab Angst vor dem was kommen wird" Es war das erste Mal, dass sie das vor einem Menschen zugab. Wenn sie genau darüber nachdachte war es auch das erste Mal dass sie wirklich Angst hatte. Sie wusste, sie konnte auf ihre Freunde zählen. Doch wie sollte sie ihrem dickköpfigen, starrsinnigen Bruder das Leben retten, wenn er sich wie ein Arschloch verhielt?

Nicht alles ist so wie es scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt