Geschwister verstehen auch nicht alles

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Tage später war das Thema Zeitspringen noch immer ein Tabu. Seit ihrem gemeinsamen 'Abenteuer' verbrachte Joanna täglich mindestens eine Stunde auf der Krankenstation. Es hatte sie extrem geschwächt und der Schwindel behielt sie fest im Griff. Sie war in ständiger Angst erneut in eine andere Zeit zu springen und vielleicht nicht wieder zu kommen. Madam Pomfrey hatte lange Zeit mit der Hexe über das Problem gesprochen, wusste aber nicht was sie noch tun konnte. Ihr waren die Hände gebunden und nicht einmal Professor Dumbledore wusste was er tun konnte. So schleppte sie sich Tag für Tag zum Unterricht in der Hoffnung auf Besserung. Natürlich fiel auch Cedric irgendwann auf, dass mit seiner Schwester etwas nicht stimmte. Eigentlich hatte sie das Thema, wenn möglich, die nächsten Jahre komplett meiden wollen. Doch er ließ ihr keine Wahl.


In einer ruhigen Ecke der Bibliothek stand er jetzt vor ihr und sah sie mit großen Augen an. „Und Dad hatte keine Ahnung?" Die Hexe schüttelte langsam den Kopf, um den Schwindel nicht noch zu verschlimmern. „Dann musst du es ihm sagen!" meinte Cedric mit lauter werdender Stimme. Sie lachte freudlos und zog das Buch, auf ihrem Schoss, ein Stück näher. „Warum lachst du?" fragte er herausfordernd. „Diese verstaubten Schinken können dir auch nicht helfen" Cedric zeigte auf die Regale hinter ihm. Er war aufgebracht, aber das war kein Grund Bücher als Schinken zu bezeichnen. Er hatte noch nie die Liebe zu Büchern geteilt, die sie und ihre Mutter hatten. „Cedric, du hättest ihn hören sollen. Er hasst Moms Fähigkeit" versuchte sie ihm mit ruhiger Stimme verstehen zu geben. Das dumme war, dass er ihre Lage in keiner Weise nachvollziehen konnte. Noch immer war er der Einserschüler, Vertrauensschüler und dazu noch Quidditchkapitän. Es konnte nicht besser für ihn laufen. Wieso also versuchen die Sorgen der kleinen Schwester zu verstehen? Zwar war sie daran gewöhnt, doch es stimmte sie traurig.

Er lief vor ihrem Stuhl auf und ab. Eine Weile blieb es still, während der große Hufflepuff nachdachte. „Na ja vielleicht hat er recht" murmelte er vor sich hin. Seine Schwester knallte lautstark das Buch zu und stand auf. Cedric hatte ja schon immer hinter ihrem Vater gestanden, aber wenigstens einmal hätte sie auf seine Unterstützung gehofft. Was hatte sie auch erwartet? Nicht einmal die Wahl des Sprechenden Hutes konnte er akzeptieren. So oft er auch sagte, es wäre OK, so oft sah sie die Lüge in seinen Augen. Er würde nie Slytherin akzeptieren. Der bösartige Unterton wenn er über ihr Haus sprach war Zeichen genug. „Joanna was soll das denn?" rief er hinter ihr her, als er merkte das sie gegangen war.

Sie brachte das Buch wieder an seinen Platz und drehte sich zu ihrem Bruder um. „Sag es schon Cedric. Selbst für eine Hexe bin ich eine Abart" Wütend rauschte sie an ihm vorbei und verließ die Bibliothek. Wenn sie stehen geblieben wäre, hätte er es geleugnet. Tief in ihrem Inneren kannte die Hexe aber die Wahrheit. Noch mehr Lügen hätte sie nicht ertragen.Tränen brannten in ihren Augen. Ob aus Trauer oder Wut konnte sie nicht sagen.

//Cedric//

Cedric blickte seiner Schwester verwirrt nach, als sie aus der Bibliothek verschwand. Nie hätte er es gewagt sie als Abart zu bezeichnen. Doch so ungern er es auch zugab, er sah in ihr keine Normale Hexe. Sicher hätte Dumbledore gesagt sie wäre etwas besonderes, aber er kannte die Wahrheit. Sein Vater hatte oft genug gesagt, man darf nicht mit der Zeit spielen. Genau das tat sie aber, sie spielte. Noch dazu mit ihrem Leben und das aller anderen. Sie musste endlich aufwachen und erwachsen werden. Sein Vater hatte recht behalten, dass die Gabe seiner Mutter krank war. Außerdem hatte Joanna diese Visionen, die die ganze Situation noch verschlimmerten.

In all den Jahren hatte man sie zurecht abgeschirmt und ihr nichts von den 'Talenten' in der Familie gesagt. Doch er wusste Bescheid. Jahrelang hatte also seine Mutter gelogen. Wer hätte gedacht, dass seine kleine Schwester deshalb zu einer Gefahr werden konnte. Langsam folgte er der Slytherin. Schon der Gedanke an dieses Wort bereitet ihm Bauchschmerzen. Monate waren jetzt vergangen seit der Hut beschlossen hatte, sie zu den Schlangen zu schicken. Ausgerechnet seine süße unschuldige Schwester. Doch so sehr es ihn auch störte, ändern konnte er es nicht. Alles Murren und Knurren, jeder Aufstand brachte sie nur weiter von ihm weg. Soweit dass sie bereits wie eine Slytherin gehandelt hatte. Inständig hoffte er, dass er Joanna auf der guten Seite halten konnte. Es hatte ihm das Herz gebrochen, sie so zu sehen.

Am Ende des Ganges stand einer der Weasley Zwillinge seiner Schwester gegenüber. Es gab das Gerücht, dass sie mit einem von ihnen zusammen war. Cedric hatte keine Ahnung mit welchem der beiden. Irgendwie gefiel ihm die Vorstellung nicht sie an der Seite eines Weasleys zu sehen, noch dazu einem dem die Schule egal war. Das Ganze war aber immer noch besser als Malfoy, Zabini oder einen anderen dieser Idioten.

Sicher waren es größtenteils Vorurteile die ihn so denken ließen, doch er hatte es die letzten Jahre mit eigenen Augen gesehen. Slytherins waren kein guter Umgang. Der plötzliche Sinneswandel von Draco Malfoy, der doch tatsächlich mit einer Ravenclaw zusammen war, konnte ihn nicht täuschen. Jahre hatte er sehen können, wie der weißhaarige Junge Gryffindors wie Neville, Harry und Hermine das Leben schwer machte. Es gab sicher noch andere die unter ihm gelitten hatten. Der Hufflepuff richtete seine Augen wieder auf seine Schwester und deren Freund. Die beiden schienen über etwas zu streiten.

„Wir müssen darüber reden" hörte er Joanna sagen. Der Gryffindor schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. Was wohl mit den beiden los war? Es widerstrebte Cedric seine Schwester zu beobachten, doch er hatte das Gefühl sie verheimlichte etwas vor ihm. Sicher hatte er sich ihr gegenüber nicht als Ansprechpartner Nummer 1 erwiesen in letzter Zeit. Gerade als er gehen wollte, hörte er den Weasley „Joanna!" rufen. Seine Schwester lag in dessen Armen, das Gesicht kreidebleich. Unruhig ging er auf die beiden zu. „Keine Sorge George" Der Hufflepuff zuckte zusammen, als er die schwache Stimme hörte. Jetzt wusste er immerhin mit wem er es zu tun hatte. „Es geht schon wieder" Sie klang unheimlich liebevoll, als würde dieser Kerl ihr wirklich etwas bedeuten. Nach und nach kehrte die Farbe wieder in ihr Gesicht zurück. Das hatte Joanna also gemeint, als sie sagte es ginge ihr nicht gut.

 Das hatte Joanna also gemeint, als sie sagte es ginge ihr nicht gut

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Am liebsten hätte Cedric sie ins St. Mungos gebracht, dort konnte ihr vielleicht geholfen werden. Ein kleiner Zweifel blieb aber. Genauso wie der Gedanke, dass es kaum sinnvoll war, sie gegen ihren Willen dort hin zu bringen. So musste er hilflos dabei zusehen, wie seine kleine Schwester von George auf die Krankenstation getragen wurde. Es gab nur eine Person die ihm einfiel ihr zu helfen. Schnellen Schrittes lief er zur Eulerei und gab seiner großen braunen Eule einen Brief:

Komm nicht erst zur dritten Aufgabe.
Wir brauchen dich.
Du musst Joanna helfen.

Cedric  

Nicht alles ist so wie es scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt