Page three

3.7K 359 20
                                    

Das Leuten der Glocke, welche über der alten Holztür des kleinen Ladens hing,  kündigte einen neuen Kunden an. Namjoon war wie so oft der einzige in dem kleinen Laden. Die meisten gingen früher, vorallem die alten. Er begrüßte den alten Verkäufer, der hinter seinem Tresen saß. Er war der dritte Besitzer dieses Ladens. Vor ihm wurde er von seinem Vater und Großvater geführt, doch sein Großvater hatte den Laden schnell an seinen Vater übergeben, da er ihn erst eröffnet hatte, als dieser schon erwachsen war. Ja, Namjoon hatte schon das ein oder andere interessante Gespräch mit dem alten Mann geführt. So suchte er zuerst nach dem Buch welches er haben wollte und ging an die Kasse. Der Laden war alt und mancher würde sagen staubig, doch Namjoon fand ihn ein wenig märchenhaft und hier drin wirkte es so, als wäre man abgeschottet von der Außenwelt. Er mochte es, denn der alte Besitzer war ein netter Mensch, der Namjoons Ansichten vertrat. Deswegen blieb der Laden auch so, wie er war. Natürlich musste der alte Mann sich auch sein Brot verdienen, und das verstand Namjoon auch. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass der der buckelige Mann viel mit diesen Laden verdiente, aber er meinte es würde reichen und solange er über die Runden kommen würde, würde er hier auch nichts verändern. Das fand Namjoon beeindruckend. Dieser Mann blieb sich selbst treu. Die alten Holzregale würden heute wohl sehr teuer sein und der Laden an sich wäre für Sammler ein Paradies, trotzdem kannte ihn kaum einer.
Mit seinem Buch in der Hand ging der Blonde zur Kasse, wo er das Buch bezahlte. Obwohl meist nicht mehr als zwei Ausgaben des Buches in den Regalen stand, bekam Namjoon immer das, was er wollte.
"Schön dich wieder zu sehen.", fing der alte Mann an.
"Gleichfalls. Wie war Ihr Tag?", fragte er höflich, obwohl ihm schon öfter angeboten wurde, doch informell mit dem netten Verkäufer zu reden.
"Wie immer, Jungchen. Tag ein, Tag aus, immer das selbe.", murrte der Mann hinter der Kasse.
"Verständlich. So ist es doch immer.", erwiederte der Größere.
"Ich habe ein neues Buch fertig gelesen. Es ist schon alt, aber es ist besonders. Es ist fast so, als hätte der Autor es wirklich erlebt.", beschrieb der Mann, der eigentlich schon sein Arbeitsleben hinter sich haben sollte.
"Worum ging es?", fragte Namjoon, da er sich gerne über gute Literatur unterhielt.
"Engel. Der Autor schien sich in einen Engel verliebt zu haben. Einen Engel, mit gebrochenen Flügeln."
"Wieso sollte der Autor es erlebt haben?", fragte der Erwachsene.
"Man merkt es. Wenn man es liest, ist sein Glück und der Schmerz schon fast zu spüren. Und wie er die Engelsfrau beschreibt, als wäre sie das schönste Geschöpf, welches er je gesehen hat. Das kann er sich nicht ausgedacht haben, Namjoon. Ich habe schon viele verschiedene Bücher in meinem Leben gelesen und ich bin mir sicher, dass dieser Mann hier seine Geschichte erzählt."
Namjoon blickte zu dem Buch, welches neben dem Verkäufer lag. Dieser schob das Buch, mit einfachem braunen Stoffbund zu ihm und Namjoon blätterte ein wenig durch die Seiten.
"Steht das zum Verkauf?", fragte er.
"Ich schenke es dir."
Doch Namjoon schüttelte den Kopf, gab dem Verkäufer das Geld für das Ausgesuchte Buch. Doch er nahm sich das abgenutzte, in Stoff umhüllte Buch und ließ, das neue liegen.
Das Buch hatte seine Neugier geweckt.
"Es wird dir gefallen.", versicherte der alte Mann.
"Es regnet draußen in Strömen. Setzt dich, ich mache dir einen Kaffee."
Überrascht sah Namjoon aus dem Fenster, er hatte den starken Regen gar nicht gehört, doch der Verkäufer hatte recht, es regnete in Strömen. Man konnte gerade mal die Schatten der Häuser erkennen.
Namjoon trat näher ans Fenster, als er eine Gestalt erspähte, die auf der anderen Straßenseit auf einem Blumenkasten saß. Wahrscheinlich ein Mann.
Was tat er dort draußen? Er würde sich noch den Tod holen.

Wings || NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt