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Gedankenverloren ging er durch die Straßen. Er musste an diesen Jungen kommen. Mit dem Verkäufer konnte er nicht reden. Zu groß war die Angst, das er ihn erkennen würde. Ihm rannte die Zeit davon. Er musste schnell handeln. Er musste sich selbst retten. Es war ein Fehler herzukommen. Nie hätte er sich seiner Neugier hingeben dürfen. Ihm wurde immer gesagt, dass Fehler zum Leben dazu gehören würden. Und sein Leben war noch lang, wenn seine Neugier ihn nicht ins Grab bringen würde. Sein Körper würde nicht sterben, doch er würde das verlieren, was ihn zu dem machte, was er war. Seine letzte Hoffnung würde sterben und er würde zu einem grauen, leblosen Wesen werden, wie sie alle auf diesen Planeten herum liefen. Der junge Mann wollte weinen, wie schon so oft die letzten Tage. Er musste zurück. Er wollte nicht hier bleiben.

Namjoon saß gelangweilt in einer seiner Vorlesungen. Wie die meisten hatte er den Kopf auf seine Hand gestützt und versuchte den Worten des Professors zu folgen. Er wollte nach Hause. Wollte sich vor das Buch setzten und endlich erfahren, wie der Autor den Engel beschrieb. Eigentlich glaube Namjoon nicht an solche Dinge, doch seitdem er dieses Buch besaß, juckte es ihn in den Fingern zu wissen, ob es diese Wesen wirklich gab. Er sah zu seiner Tasche, in welcher er das Buch sah. Er konnte sich einfach in der Pause in ein schönes Cafe setzten und ein wenig zu lesen. Zu ihm nach Hause würde es zu lange dauern. Vielleicht war doch keine schlechte Idee sich eine eigene Wohnung zu suchen, eine die in der Nähe der Uni wäre. So könnte er, wenn er keine Vorlesung hat, kurz nach Hause. Er riss seinen Blick vom Buch los und hörte die letzten zwanzig Minuten seinem Professor zu. Schnell packte er seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg. In dem Cafe waren immer viele Studenten. Namjoon schob es darauf, dass die Cafeteria einfach überteuert war. So setzte er sich an einen der wenigen freien Tische, bestellte sich einen Kaffee und zog das Buch aus seiner Tasche. Namjoon dachte, dass nun wieder der immer gleiche Tagesablauf des Ladenbesitzers beschrieben wird, doch dieser entschied sich nach der Arbeit spazieren zu gehen, da -wie dieser meinte- es ihm an Ideen fehlen würde.
Gespannt blätterte Namjoon weiter. Er hoffte, dass die Veränderung im Tagesablauf der Hauptfigur endlich zum Engel führen würde.
"Ist hier noch frei?", hörte er eine helle, weiche Stimme sagen. Namjoon hob den Kopf an und sah direkt in zwei braune Augen, die ihn anstrahlten. Der Blonde konnte seinen Augen nicht trauen. Es war der junge Mann, der im strömenden Regen stand. Auch jetzt wirkte er wieder so strahlend. Auch der Pinkhaarige musterte den Anderen. Er hatte ihn schließlich auch noch nie richtig sehen können. Der größere von beiden hatte große, volle Lippen und das kurze blonde Haar stand ihm, fand der Andere. Auch Namjoon konnte den Blick nicht von dem Pinkhaarigen nehmen. Doch er riss sich zusammen und nickte.
"Ist noch frei." Seine dunkle Stimme verpasste den Fremden eine Gänsehaut. "Danke.", sagte dieser wieder sanft. "Ich darf mich doch setzten?", fragte er noch einmal nach.
"Natürlich.", antwortete der Blonde. Der Kleinere setzte sich gegenüber von ihm hin und sah auf die Karte. Namjoon wollte wieder auf sein Buch sehen, doch erwischte sich immer wieder dabei, wie er zu dem Fremden hinüber sah.
Sollte er mit ihm reden? Sie kannten sich doch gar nicht.
"Mein Name ist übrigens Kim Seokjin.", nahm sein Gegenüber ihm die Entscheidung ab.
"Kim Namjoon."

Wings || NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt