Page thirty five

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Seufzend stellte Namjoon den Karton auf der Küchentheke seiner ersten eigenen Wohnung ab.
Von jetzt an war sein Leben wohl so trostlos wie davor. Tag ein Tag aus das selbe und kein Seokjin, der ihn zum lachen brachte.
Er vermisste ihn jetzt schon.
Sein Leben würde von nun an wieder so verlaufen, wie er es verabscheute. Seokjin hatte ihn abgelenkt, doch nun, wo er fort war, sah Namjoon die Welt wieder wie zuvor. Die Farben, die Seokjin in sein Leben gebracht hatte, waren nun verblasst. Sein Leben wirkte grau.

Wie schon gesagt, Namjoon hasste sein Leben nicht, er hasste das Leben an sich.

Seokjin hatte ihm all seine Zweifel genommen und erst jetzt merkte Namjoon, dass er die Rosarote Brille aufgehabt hatte, von der alle sprachen. Doch jetzt war sie weg und Namjoon wünschte sich, er hätte sie nie aufgesetzt.
Denn nun sah die Welt für ihn nur noch trostloser aus.
Lustlos machte sich der Blonde auf den Weg in sein Zimmer. Eine heiße Dusche würde jetzt bestimmt guttun. Da er noch nichts ausgepackt hatte, musste er sich seine Sachen aus den Kartons zusammensuchen.
Als er an seine Socken wollte, öffnete er einen etwas kleineren Karton. Doch anstatt seiner Socken sah er ein goldenes Paar Flügel. Ihm fielen seine gestrichen Klamotten aus der Hand und mit zitternden Fingern griff er nach dem Gegenstand.
Mit feuchten Augen blätterte er die letzte Seite auf.

Aber ich würde auf sie warten.
Ich würde immer auf sie warten.
Wenn Sie das hier lesen, warte ich warscheinlich immernoch.
Vielleicht sind wir auch schon wieder vereint.
Eines Tages werden wir wieder vereint sein.

Aber nun warte ich auf sie.

Auch er würde auf Seokjin warten. Vielleicht wartete Seokjin auch auf ihn. Aber eines Tages würden sie wieder vereint sein.
Ob der Autor es schon war?
Plötzlich klappte Namjoon sein Buch zu. Die Dusche war vergessen und schnell rannte er das Treppenhaus herunter und stand direkt in einer der kleinen Nebenstraßen der Innenstadt.
Schnell trugen seine langen Beine ihn durch die Straßen. Mache warfen dem Blonden schiefe Blicke zu, doch dieser war nur auf sein Ziel konzentriert.
Er konnte ihm vielleicht helfen.
Er musste ihm helfen.
Die Klingel über der Tür kündigte einen neuen Kunden an.
Der alte Mann sah zur Tür, wo Namjoon stand und sich im kleinen Laden umsah.
"Namjoon? Wieder auf der Suche nach einem neuen Buch?" Als Namjoon der Stimme folgte, erblickte er den alten Mann und ging auf ihn zu. Erstaunt sah der Besitzer den jungen Mann an, denn er hatte sich nicht mal die mühe gemacht ihn anzulächeln.
"Du hast es geschrieben, oder?" Namjoon legte das Buch auf den kleinen Wagen mit mehreren Bücherstapeln drauf.
Der Mann sah auf das Buch. Die goldenen Engelsflügel auf dem Cover erinnerten ihn an all das vergangene. Er nickte.
"Kam sie je zurück?", fragte Namjoon und sah den alten Mann an, welcher traurig über das Buch strich.
"Die Person über die du sprachst war auch ein Engel, nicht wahr?", fragte der alte Mann.
"Ja." Namjoons Augen begannen wieder zu brennen.
"Und er ist ebenfalls gegangen."
"Du musst verstehen, Namjoon. Ein Engel ist am glücklichsten, wenn er ein Engel ist. Alles andere zerstört sie. Auch wenn es jetzt schmerzt, dem Engel wird es besser gehen. Und das ist es doch, was man sich für seine Liebe wünscht."
Namjoon sah auf seine Finger. Er wusste, dass der Mann recht hatte. Doch trotzdem hatte er irgendwie gehofft, er könnte ihm Hoffnung geben. Aber alles was er tun konnte, war dem Jungen zu sagen, dass es besser so war. Der Jüngere müsste jetzt nach vorn blicken und sich nicht an der Vergangenheit festhalten, wie er es getan hatte.
"Aber Nein, sie kam nicht zurück. Nicht ein einziges mal."

Wings || NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt