Seokjin ließ seinen Finger unter die rote Mütze wandern und strich sanft über die weiche Kopfhaut des Jüngeren. Die beiden langen zusammen in Namjoons Bett. Im Gegensatz zu all den malen bei denen Seokjin in Namjoons Armen lag und er ihn fest an sich drückte, lag der Jüngere nun schlaff in seinen Armen und genoss Seokjins Streicheleinheiten. Die Wochen vergingen. Gestern hatten sie das Essen mit Namjoons Familie hinter sich gebracht und Seokjin hatte begonnen bitterlich zu weinen, als sich die Frau, welche durch all ihre Sorge so viel älter aussah, als Seokjin sie in Erinnerung hatte, verzweifelt an ihren schwachen Sohn geklammert hatte. Oder der kleine Junge, der sich an seinen Vater gekrallt hatte und bitterlich in sein Hemd geweint hatte. Nun verstand Seokjin wieso Namjoon es nicht übers Herz brachte bei ihnen zu bleiben. "Ich möchte nicht, dass sie mich das letzte mal sehen, während ich auf dem Sterbebett liege.", hatte er gesagt. Seokjin wusste auch, dass Namjoon Briefe für sie in seinen Nachtschrank gelegt hatte. Heute morgen waren sie nocheinmal für Namjoons Medikamente im Krankenhaus. Sie waren nun nur noch dazu da, um seine Schmerzen zu mildern. Seokjin hatte noch nie eine sterbende Person gesehen, aber er wusste, dass Namjoon es gerade tat. Namjoons Körper gab sich nun langsam geschlagen. "Ich liebe dich.", hauchte Seokjin. "Ich liebe dich so sehr." Namjoon hob seine Hand und legte sie sanft auf seine Wange, über die er strich, genauso wie durch das dichte pinke Haar des Älteren. "Ich liebe dich auch." Namjoon war müde. Er war so unglaublich müde. Doch auch wenn es normal für ihn war, dass all das ihn schläfrig machte, war er sich sicher, dass er nicht mehr aufwachen würde, wenn er sich nun einschlafen würde. Es würde alles vorbei sein. "Ich wünschte, ich wäre dir ein besserer Freund gewesen." Ertönte seine schwache Stimme. "Was?" Seokjins Finger hielten inne. "Ich wünschte, ich hatte dich zu mehr Dates ausgeführt, ich hätte dir ein schönes Geschenk gemacht oder hätte wenigstens einmal mit dir getanzt." Die Liebenden hatten Tränen in den Augen. "Tanzen?", fragte Seokjin lächelnd. Namjoon nickte. "Wie in den Liebesromanen." "Du bist der beste Freund, den ich mir vorstellen kann. Ich liebe dich vom ganzen Herzen." Namjoon setzte sich auf und kam zittrig auf die Beine. Erwartungsvoll hielt er Seokjin seine Arme entgegen. Seokjin stand auch von dem Bett auf und ergriff Namjoons große Hand. Umschlungen standen sie im Zimmer. Sie tanzten nicht. Keiner der beiden bewegte sich auch nur ein Stück. Sie lagen sich einfach in den Armen und jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Doch auch das konnte Namjoon nicht lange, denn von der Müdigkeit überrollte, ließ er sich schon nach wenigen Minuten in die Kissen sinken. Seokjin setzte sich neben ihn und drückte ihn einen kurzen gefühlvollen Kuss auf die großen Lippen. "Wir sehen uns im Himmel?", fragt Namjoon und bekam gleich noch einen letzten Kuss aufgedrückt. Ihr letzter Kuss. "Ja.", hauchte Seokjin, während ihm lächelnd die Tränen über die Wangen liefen. Langsam ließ er sich neben ihn auf das Bett sinken und nahm seinen geliebten Fest in den Arm, während Namjoon langsam die Augen schloss.
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