"Was führt dich her?", frage der alte Mann, als er Namjoon einen Tee hinstellte.
"Ich weiß nicht. Ich denke, ich musste einfach mal raus.", nuschelte der Blonde.
"Und gibt es dafür einen Grund?", fragte der Ladenbesitzer und ließ sich gegenüber des Jüngeren nieder.
Namjoon zuckte mit den Schultern und sah auf seinen Schoß.
"Ich wohne momentan bei meinem Freund.", sagte er dann leise.
"Seit wann hast du denn einen Freund? Haben wir uns so lange nicht gesehen?" Der Verkäufer lächelte Namjoon an und nahm einen der Kekse, die auf dem kleinen runden Tisch standen.
"Bester Freund.", korrigierte Namjoon traurig lächelnd.
"Ich sehe schon." Der alte Mann lehnte sich zurück und sah Namjoon an, der mit seinen Fingern spielte.
Ihm war es unangenehm. Es kam ihm so vor als könnte sein Gegenüber ihm direkt in die Seele sehen. Er fühlte sich ertappt. Er wusste, dass er durchschaut wurde.
Aber Menschen hatten nunmal Emotionen. Die einen waren leicht zu durchschauen, die anderen weniger und manche spielten all ihre Gefühle wie eine perfekt sitzende Rolle.
Namjoon war hatte sich immer für jemanden gehalten, dessen Gefühle nicht leicht zueraten waren. Aber seitdem er Seokjin kannte, wusste er, dass er viel gespielt hatte. Seitdem er offen mit all seinen Gedanken sein konnte wusste er bei wie vielen er seine Unzufriedenheit überspielt hatte.
Seiner Familie, seinen Professoren, seinen Freunden, nie hatte er ein Wort darüber verloren und egal was war, er hatte gelächelt.
Nur der Ladenbesitzer wusste, was in ihm vorging. Aber er wusste ja auch, was Namjoon nun empfand.
Namjoon würde die Menschen auch gerne so gut lesen können, aber er konnte es einfach nicht.
"Was hält dich davon ab ihm die Wahrheit zusagen?"
Namjoon sah erschrocken hoch. Dachte er soetwas wäre leicht?
"Er ist mein bester Freund.", gab Namjoon nocheinmal zu verstehen.
"Bedeutet das etwa, dass man sich nicht ineinander verlieben darf?", frage der Ältere nach.
Namjoon wollte gerade etwas erwidern, als er weiter sprach:
"Ich verstehe deine Ängste und kann sie nachvollziehen. So eine Freundschaft aufs Spiel zusetzten macht das ganze auch nicht leichter, aber ist es all das wert, wenn du heute in diesen Zustand vor mir sitzt? So habe ich dich noch nie gesehen."
Namjoon seufzte. Er hatte recht, er fühlte sich Elend. Mut hatte er trotzdem nicht.
"Ich fühle mich ein wenig hilflos. Es ist-" Namjoon wurde von der kleinen Glocke über der Tür unterbrochen. Ein Postbote kam rein und hielt ein Packet unter seinem Arm.
Namjoon wollte aufstehen, als der alte Mann sich schon mit knackenden Knochen erhoben hatte.
Namjoon ließ sich wieder fallen und sah auf seine Finger.
"Vielleicht ist ja etwas schönes für dich dabei." Er hielt Namjoon den Karton hin. Dieser nahm ihn an und der Ältere ließ sich wieder auf dem Sessel nieder.
"Es tut nicht weh in seiner Nähe. Ich fühle mich nur verunsichert. Ich will nicht, dass sich etwas ändert. Ich will ihn nur weiterhin in den Arm nehmen können und ich habe Angst, dass ich es danach nicht mehr kann.", beendete Namjoon das, was er sagen wollte.
"Hälst du ihn für so eine Person? Denkst du er würde dich so fallen lassen?"
"Es wäre nicht mehr so wie heute.", dachte Namjoon, zuckte aber nur mit den Schultern.
"Er ist wie die Frau in dem Buch.", sagte er leise.
"Was?", fragte der alte Mann ungläubig.
"Ich sehe ihn genauso wie der Mann im Buch den Engel sieht."
Der alte Mann lächelte und sah aus dem Fenster. Namjoon meinte in seinen Augen die ersten Tränen zu sehen, doch er schloss kurz die Augen und sagte ohne den Blonden anzusehen:"Weißt du, in einen Engel verliebt man sich auf den ersten Blick."
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Wings || Namjin
FanfictionNur er sah seine gebrochenen Flügel. ______ BoyxBoy! Don't like it, don't read it!