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"Setzt dich doch, Junge.", lächelte der Ältere und Namjoon sah erschrocken hinter sich, wo der Mann mit zwei Gläsern und einer Wasserflasche zurück in den Ladenbereich kam.
Kurz sah er wieder aus dem Schaufenster, doch die Gestalt war fort. Wo war er? Wie war er so schnell verschwunden? Auch wenn es stark regnete, Namjoon sah ihn genau, so als wäre er heller als alles andere um ihn herum. Namjoon fand ihn fesselnd, auch wenn er ihn kaum gesehen hatte. Wie er dort im Regen saß und es schien, als würde es ihm nichts ausmachen, dass die Tropfen mit rasender Geschwindigkeit auf ihn hinab rauschten. Er stach hinaus, auch wenn es nur seine Umrisse waren. Namjoon wendete sich von dem großen Schaufenster ab und setzte sich neben den alten Mann auf ein altes Ledersofa.
"Hast du was interessantes gesehen?", fragte dieser, da ihm das Verhalten des Studenten nicht entgangen war.
"Einen Jungen.", antwortete der Blonde.
"Bei dem Wetter? Hoffentlich kommt er schnell heim.", meinte der gutmütige alte Mann.
"Er saß auf der anderen Straßenseite und als ich wieder hin gesehen hab, war er schon weg.", beschrieb Namjoon grob das Geschehen. Doch er fand, dass der Junge viel mehr war. Irgendwie ging ihm der Schatten nicht mehr aus dem Kopf.
"Der arme holt sich noch den Tod." Und damit trank der Alte aus seinem Glas.
Namjoon nickte, denn er hoffte ebenfalls, dass es ihm gut ging. Regen und Dunkelheit war keine gute Kombination. Vorallem nicht in der Stadt.
"Ich würde dich nach Hause fahren, doch ich habe selbst kein Auto." Namjoon bedankte sich bei dem Besitzer und meinte, das dies überhaupt kein Problem sei.
Nach ein paar Gläsern Wasser und angeregten Gesprächen mit dem Geschäftsführer, war der Regen endlich schwächer geworden. Namjoon verabschiedete sich von dem alten Mann und nahm sich das Buch, welches er heute Abend auf jeden Fall anfangen würde.
Mit schnellen Schritten ging er durch die Stadt. Der Regen war nämlich keines wegs angenehm. Als er endlich  unter dem schützenden Dach der Bushaltestelle stand, zog er das Buch unter seiner Jacke hervor und sah es sich noch genauer an. Erst jetzt fiel ihm das kleine goldene Detail auf. Vorne auf dem Cover waren zwei kleine, wirklich kleine Flügel abgebildet. Schöne große Engelsflügel, so wie sie sich jeder vorstellte. Wenn der alte Mann recht hatte und der Autor die Engelsfrau wirklich kannte, sich sogar in sie verliebt hatte, sahen Engel dann wirklich so aus? Namjoon hielt das Buch an seinen Körper gedrückt und hob den Kopf, um zu sehen, ob schon ein Bus in Sicht war. Doch sein Blick wurde von etwas anderen aufgehalten. Etwas was erneut auf der anderen Straßenseite stand. Es war stockdunkel, doch Namjoon hatte es sich nicht eingebildet. Der Junge, ja eher Mann, schien heller als seine Umgebung. Namjoon würde fast sagen, er leuchtet, doch da hätte er sich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Doch nun sah er ihn deutlicher. Nur sein Körper wurde von der Dunkelheit verschluckt. Er sah Namjoon an. Das leicht rosane Haar hing ihn im Gesiicht. Namjoon konnte es einfach nicht glauben, dass dieser Junge wirklich so herausstach. Träumte er?
Der Fremde war komplett durchnässt. War er nicht Heim gegangen?
Namjoon würde ihn gerne fragen, doch er konnte den Eingriff ins Privatleben noch nie wirklich leiden.
Und so sahen er und der Fremde sich weiterhin an, schienen einander zu studieren. Doch der Bus versperrte darauf beiden die Sicht.

Wings || NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt