Kapitel 3

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,,Ich möchte dich mehr kennen lernen. Erzähl mir etwas über dich", bittet er mich. Das verwirrt mich etwas, aber ich will ihn nicht verärgern.
,,Mein ganzer Name ist Jula Amalia Narukta. Ich bin siebzehn und... naja also..." Hilfesuchend schaue ich ihn an. ,,Was soll ich denn erzählen?" Er grinst amüsiert. ,,Zum Beispiel wo du herkommst, warum du hier bist, was über deine Eltern." Ich nicke. ,,Früher haben wir im Matunka- Clan gewohnt. Doch von dort wurden wir verbannt."
Nervös knibbel ich an meinen Nägeln. ,,Warum?" ,,Meine Mutter starb ein Jahr nach Jasons Geburt an der Cholera- Epidemie. Ich hab dann für ihn gesorgt während mein Vater arbeiten war. Vor einigen Wochen jedoch wurde er auf einem Einsatz von seiner Gruppe getrennt und verschwand. Er wurde für tot erklärt und da wir nun die Leistung nicht mehr bringen konnten, dort zu wohnen wurde ich mit meinem Bruder weggeschickt." Er nickt verständnisvoll. ,,Das tut mir leid. Aber ich kann euch leider auch nicht ohne Gegenleistung hier wohnen lassen. Das wäre unfair." ,,Ich weiß. Es ist schon okay." ,,Gut, jetzt bin ich dran. Mein Name ist Nick Leski. Als mein Vater ebenfalls an der Cholera- Epidemie starb übernahm ich sein Amt. Meine Mutter ist nach meiner Geburt zu einem anderen Clan abgehauen. Ich bin übrigens 24. Willst du noch mehr wissen?" Ich schüttel den Kopf. Das waren mehr als genug Informationen. ,,Schau mich an." ,,Was?", frage ich verwirrt und lasse meinen Blick am Boden. ,,Schau mich an", knurrt er etwas wütend. Oh verdammt, ich hab vergessen, dass ich alles machen muss was er sagt. Langsam hebe ich meinen Blick und schaue in seine Augen. Endlich kann ich ihn mir mal von näher anschauen. Er hat braune Augen, einen gepflegten Drei- Tage- Bart, welcher ebenso wie seine Haare dunkelbraun sind. Die kantigen Kieferknochen geben ihm etwas leicht bedrohliches, es lässt ihn aber gleichzeitig sehr attraktiv wirken. ,,Du bist echt hübsch. Hattest du schon mal einen Freund?", fragt er und legt seine Hand unter mein Kinn. ,,Noch nicht", murmel ich leise und ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus. Er setzt sich etwas weiter auf die Kante des Sofas und drückt mich stärker in die Kissen. ,,Sehr schön", raunt er leise. Sein Atem strömt in mein Gesicht. ,,Keine Angst, ich tu dir nichts." Mit leichtem Druck drückt er seine Lippen auf meine. Da ich nicht weiß, was ich machen soll bleibe ich einfach still sitzen und versuche mich mit aller Kraft gegen den Drang ihn wegzuschubsen zu wehren.
,,Du bist tatsächlich noch sehr unerfahren. Aber keine Sorge, dass wird sich bald ändern." Ein leicht dreckiges Grinsen bildet sich auf seinen Lippen. ,,Komm. Ich zeig dir den Rest der Wohnung." Er steht auf und zieht mich hoch.

,,Du darfst jetzt gehen. Ich erwarte dich morgen zum Mittagessen hier, du wirst mit mir essen." ,,Ja", antworte ich leise. Er drückt mich leicht an die Wand neben der Tür. ,,Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Du gehörst mir. Ich bekomme alles mit." Ich nicke und drücke mich an ihm vorbei aus der Tür. Ich weiß, dass er mir hinterher schaut, also versuche ich möglichst selbstsicher zu laufen. Meine Schritte hallen laut an den Wänden zurück. Ich öffne die letzte Tür und atme tief durch. Was hab ich mir da nur eingebrockt. ,,Na Kleines, hattest du Spaß?", fragt mich eine der Wachen. Verwirrt gucke ich ihn an. Er fängt an zu lachen.
,,Glaubst du, du bist die Erste? Tu mir einen Gefallen und verlieb dich nicht. Und falls du jemand anderen willst, ich bin auch noch da." ,,Denkst du wirklich ich würde mit einem Dreckskerl ins Bett steigen? Lern erstmal wie man sich richtig wäscht", fauche ich und mache einen Abgang. ,,Tja Ash, sie hats dir gegeben", höre ich noch von der anderen Wache, bevor ich um eine Ecke gehe und die Treppe zu meinem Zimmer runterlaufe. Leise öffne ich die Tür und sehe wie Jason seelenruhig schläft. Ich ziehe meine Schuhe aus und lege mich dann zu ihm.

Jason ist in der Schule. Er war total begeistert, im alten Clan dürfte er noch nicht gehen. Und so wie ich ihn kenne wird er auch schnell Freunde finden. Mit schnellen Schritten laufe ich die Treppe hoch. Ich muss mich beeilen. Vor der Tür stelle ich mit Erleichterung fest, dass dieser Ash nicht da ist. Ein kurzer Wortwechsel mit der Wache genügt und ich befinde mich wieder im Vorraum. ,,Jula. Etwas spät nicht wahr?" ,,Tut mir leid", murmel ich und starre auf den Boden. ,,Guck mich an." Zögernd hebe ich den Kopf. ,,Es kommt doch nicht wieder vor, oder?" Schnell schüttel ich den Kopf.
,,Was war das gestern mit Ash?", fragt er weiter und kommt immer näher. Ich gehe ein Stückchen zurück. Ich hasse es wenn Leute mir zu nahe kommen. ,,Er hat angefangen. Ich hab mich nur verteidigt." ,,Bei sowas sagst du mir Bescheid, klar?" Seine Stimme wird lauter.
,,Ja", antworte ich und vermeide es immer noch ihn anzusehen.
,,Jetzt komm." Er entfernt sich wieder von mir. Endlich. Ich folge ihm in seine Wohnung und in das Esszimmer, wo das Mittagessen steht. ,,Setzt dich." Um ihn nicht zu verärgern, tue ich was er sagt und starre auf die Speisen vor mir. Das ist etwas ganz anderes als ich immer zu essen bekomme. Es gibt Fleisch und Gemüse, welches ich noch nie gesehen habe. Das alles duftet so köstlich, dass ich mich kaum beherrschen kann. ,,Bedien dich. Ist ja genug da." Nick nimmt sich von allem etwas, sein Teller quillt schon fast über. Ich schaue mir alles genau an und überlege, was ich mir als erstes nehme. Als erstes nehme ich mir ein Stück Fleisch. Es ist ewig her, dass ich welches hatte. Dazu Reis, den gab es manchmal zur Erntezeit bei uns. Ohne noch länger zu warten stecke ich mir eine Gabel mit den Köstlichkeiten in den Mund. Es schmeckt so unglaublich herrlich. Ich stopfe mich regelrecht mit Essen voll, wer weiß, wann ich das nächste mal so etwas bekomme. Obwohl Nick und ich sehr viel gegessen haben, ist immer noch genug für mehrere Leute da. ,,Nimm dir etwas für deinen Bruder mit. Ihr könnt beide etwas mehr auf den Rippen vertragen." Er gibt mir einen leeren Teller, welchen ich ebenfalls mit Gemüse, Fleisch und Reis belade. Vielleicht war das Angebot doch nicht so übel.
,,Wenn du möchtest darfst du wieder gehen." Überrascht schaue ich zu ihm. ,,Wirklich?" Er fängt an zu lachen. ,,Ich hab dich ja heute Abend noch mal. Außerdem muss ich noch ein paar Sachen erledigen."
,,Vielen Dank." Er nickt nur. Ich will gerade gehen, als er wieder anfängt zu reden. ,,Warte kurz." Er öffnet eine Schublade und holt eine kleine Dose raus. ,,Davon nimmt du eine am Tag. Am besten immer zur selben Zeit. Ich denke nicht, dass du schwanger werden willst oder?" Entsetzt sehe ich ihn an und werde rot, was bei ihm nur erneutes lachen auslöst. Er gibt mir die Dose und ich verschwinde schnell mit dem Teller in der Hand.

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