Kapitel 16

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Tatsächlich kommt Nick kurze Zeit später wieder, doch er ist nicht alleine. Ein heulender Jason hängt in Nicks Armen und hat sein Gesicht in seinem Shirt vergraben. ,,Schau mal, da vorne ist Jula." Jason hebt seinen Kopf und reibt sich über seine roten Augen. Ich stehe auf und gehe zu den beiden. ,,Was ist denn los?" Beruhigend streiche ich ihm über den Kopf. Nick übergibt ihn mir und ich setze mich zurück auf das Sofa. Langsam beruhigt er sich wieder. Nick nimmt ebenfalls neben und platz. ,,Jetzt erzähl mal ganz ruhig was los ist." Vorsichtig löst er sein Gesicht von meinem Shirt.
,,Dad ist nicht da. Ich habe nach der Schule auf ihn gewartet aber er ist weg." Ein neuer Schluchzanfall erstickt seine Stimme. ,,Okay, weißt du was, er taucht bestimmt wieder auf. Wir gehen ihn jetzt suchen, ja?"
,,Glaubst du er ist wieder weg?", fragt Jason mit zitternder Stimme. ,,Nein", mischt sich jetzt Nick ein und streicht ihm fast väterlich über den Rücken.
,,Das hätte ich mitbekommen, weißt du. Immer wenn jemand das Lager verlässt, dann wird mir das mitgeteilt. Er ist noch hier, warscheinlich ging seine Schicht was länger." ,,Lass uns losgehen. Vielleicht ist er ja schon wieder im Zimmer und fragt sich jetzt wo du bist." Tapfer nickt Jason und steht auf. ,,Komm schnell Jula." Er nimmt meine Hand und zieht mich hoch.
,,Soll ich mitkommen." Ich schüttel den Kopf. ,,Wir machen das erstmal alleine. Wenn etwas ist, dann sage ich dir Bescheid."
,,Aber..." Ich unterbreche ihn mit einem mahnendem Blick und deute unmerklich auf Jason, welcher an meiner Hand rumzuppelt. Er nickt ergeben.

,,Dad ist immer noch nicht da", meint Jason enttäuscht, als wir in das leere Zimmer kommen.
,,Dann kommt er bestimmt bald. Weißt du was, du wartest hier auf ihn und ich gucke, dass ich ihn irgendwo auf den Fluren finde, okay?" ,,Ja", antwortet er und setzt sich auf das Bett mit Blick zur Tür. ,,Bis gleich." Ich drücke ihm einen Kuss auf den Kopf und verlasse das Zimmer. Planlos laufe ich durch die Gänge. Irgendwie klang das in der Theorie einfacher. Mittlerweile bin ich in den leeren, kleinen Gängen angekommen. Doch was sollte Dad hier machen? Also drehe ich wieder um will loslaufen, als mich zwei Stimmen erstarren lassen. ,,Ich sag es dir zum letzten Mal, du bekommst meine Tochter nicht." Das ist eindeutig mein Vater. Leise schleiche ich zu der entsprechenden Tür. ,,Ich werde immer für sie sorgen und du machst ein gutes Geschäft."
Ash. Ich glaube es echt nicht.
,,Nein. Ich verkaufe Jula nicht, Ende. Ich gehe jetzt und wehe du kommst mir noch einmal so blöd." Schritte erklingen in Richtung Tür. Hastig gehe ich ein paar Schritte zurück. ,,Glaub mir, wir sind noch nicht fertig." ,,Jaja komm, lass mich in Ruhe."
Mein Vater kommt aus der Tür und knallt sie hinter sich zu. Dann sieht er mich und für kurze Zeit entgleitet ihm sein Gesichtsausdruck. Allerdings fasst er sich ziemlich schnell, greift nach meinem Handgelenk und zieht mich rasch in den nächsten Gang rein. ,,Was machst du hier?" ,,Das selbe könnte ich dich auch fragen. Jason kam heute heulend zum Boss, weil du nicht gekommen bist." Er geht sich gestresst durch seine ebenfalls blonden Haare und lehnt sich gegen die Wand. ,,Tut mir leid. Eigentlich ging meine Schicht etwas länger, weil wir noch Besprechung hatten. Aber das wusste Jason eigentlich. Dann hat mich dieser Ash abgefangen und wollte dich kaufen. Er hat mir eine große Menge Geld geboten, aber ich würde dich niemals verkaufen, dass weißt du hoffentlich oder?" ,,Ja ich hab das Ende des Gespräches mitbekommen." ,,Jula, hör zu, du gehst nie wieder in die Nähe dieses Ganges klar? Wer weiß wozu der Kerl im Stande ist. Jason braucht dich, wenn mir etwas passiert hat er wieder nur noch dich. Außerdem könnte ich es niemals verkraften dich an dieses Ekelpaket zu verlieren."
,,Schon gut, Dad. Ich passe auf mich auf. Lass uns jetzt zu Jason gehen, er ist total fertig vor Angst." ,,Meine kleine Jula", murmelt er und zieht mich in einer Umarmung.

,,Nick, ich muss mit dir reden", fange ich sofort an, bevor er auch nur ein Wort sagen kann. Er steht von seinem Arbeitstisch auf. ,,Worum geht's?" ,,Nicht hier." Er stimmt zu und wir gehen in seine Wohnung. In meinem Lieblingssofazimmer zieht er mich sofort auf seinen Schoß. ,,Also, was ist so wichtig? Habt ihr euren Vater gefunden?"
Ich schaue raus in die beginnende Dämmerung. ,,Ja. Er hatte ein unfreiwilliges Gespräch mit Ash und..." Meine Stimme bricht ab. ,,Mit Ash? Jula rede mit mir, was hat der Typ gemacht?" ,,Er hat meinem Vater Geld für mich geboten", ende ich leise. ,,Was? Das wird der Bastard büßen", schreit Nick auf einmal, drückt mich von sich und springt auf. ,,Das bringt doch nichts." ,,Dein Vater hat doch abgelehnt oder?"
,,Natürlich. Er meinte auch ich soll mich von ihm fernhalten, aber du kennst Ash." ,,Dann landet er halt in den Zellen." Nick dreht sich um und geht Richtung Ausgang. Sofort springe ich auf und laufe hinter ihm her.

Nur noch ein Gang von Ashs Zimmer entfernt, versuche ich Nick noch mal aufzuhalten.
,,Bitte, es bringt doch nichts. Provozier ihn nicht." Sauer dreht er sich um und drückt mich gegen die Wand. ,,Ich bin der Boss ich kann machen was ich will. Und wenn es um deine Sicherheit geht, dann würde ich jeden, der sie gefährdet ohne zu zögern umbringen." Zum Ende hin wird er immer sanfter. Ganz kurz streift er meine Lippen und entfernt sich dann wieder.
,,Du bleibst hinter mir klar?" Zögernd nicke ich. Ohne Rücksicht zu nehmen schmeißt Nick die Tür auf. ,,Boss, welch eine Ehre", fängt Ash sofort an zu stottern und stellt sich gerade hin. Mit voller Wucht schmeißt Nick ihn auf den Boden.
,,Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte", zischt er und hockt sich vor Ash.
,,Was hab ich gemacht?" Er sieht sich um und entdeckt mich im Türrahmen. ,,Das mit Jula war nur ein Scherz. Nichts was man ernst nehmen kann", lacht Ash nervös. ,,Dann war das aber ein verdammt schlechter Scherz."
,,Boss, du wirst mir eh nichts antun", grinst Ash auf einmal.
,,Was macht dich da so sicher", kommt er zurück und man sieht, dass Nick kurz vor dem Ausrasten ist. ,,Der Clan würde fragen stellen, oder nicht? Und ich habe so gesehen nichts aufgefressen." ,,Dann denke ich mir eben was aus." ,,Sie werden trotzdem fragen. Es würde dein Image ordentlich runtersetzen." Meine Beine werden weich. Erpresst er gerade seinen Boss? Nick Leski lässt sich erpressen?
,,Heute hast du Glück gehabt. Ab sofort wirst du als Wachen gefeuert. Und ich will all deinen wertvollen Besitz. Morgen ist dein erster Tag als Tellerwäscher. Um fünf bist du in der Kantine." Er lässt den Kragen von Ash los, nicht ohne ihn nochmal wegzuschleudern. ,,Wir gehen", knurrt Nick, nimmt meine Hand und zieht mich aus dem Zimmer. Das letzte was ich sehe, ist ein ziemlich wütender Blick von Ash. Na toll, jetzt hasst er mich und will Rache. Nick wird mich bestimmt nie wieder aus der Wohnung lassen.

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