Kapitel 24

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Nach einer ausgiebigen Dusche und in neuen Klamotten verlasse ich das Bad. ,,Komm her, Süße", meint Nick und klopft neben sich auf das Bett. ,,Zeig mir mal deinen Rücken." Wortlos drehe ich mich und ziehe mein Shirt etwas hoch. ,,Es hat sich leicht entzündet. Ich mach dir was drauf." Er schmiert eine Salbe auf meine Wunde. ,,Du weißt, dass der Schlag nicht für dich bestimmt war." Nick macht mein Oberteil wieder ordentlich.
,,Das er für Liam war, macht es nicht besser." ,,Hätte ich gewusst, was es für Folgen hat, dann wärst du niemals dort unten gelandet. In dem Moment war ich nur so wütend, dann kann ich mich nicht beherrschen." ,,Ist doch egal." ,,Nein ist es nicht. Ich hab es verbockt. Schon wieder. Du solltest Angst vor mir haben, mich hassen. Und doch liegst du hier, als wäre alles normal."
,,Vielleicht weil mir einiges da unten klar geworden ist." Ich gähne einmal. ,,Macht es dir was aus, wenn ich etwas schlafe?"
,,An sich würde ich lieber weiter mit dir reden. Aber schlaf erstmal." Müde schließe ich meine Augen und döse in Nicks Armen weg.

Als ich aufwache liegen wir beide immer noch unverändert da.
,,Brauchst du etwas", fragt er und streicht ein paar verirrte Strähnen aus meinem Gesicht. Ich schüttel den Kopf und mache es mir bequem. ,,Jula, egal was da unten im Keller bei den Carimten passiert ist, du kannst nichts dafür, also wird dir nicht passieren. Das schwöre ich."
,,Weißt du noch wer Cisa ist?", frage ich leise. Nicks Hände verharren augenblicklich in meinen Haaren. ,,Wie... Ich mein... Das ist unmöglich. E...er hat den Angriff damals nicht überlebt." Ich merke wie Nick gerade am kämpfen ist. ,,Soll ich gehen?" ,,Erzähl bitte weiter", flüstert er und legt seinen Kopf auf meinem ab. ,,Wir waren gemeinsam dort unten. Oft hat er mir Geschichten erzählt, von dir oder ihm. Ich weiß, was er für dich war und bedeutete." ,,Aber in der Zelle war niemand mehr."
,,Er ist vorher gestorben. Cisa war zu schwach. Er meinte ich soll dir sagen, dass du für ihn immer wie ein Sohn warst und er dich über alles geliebt hat. Und er ist dir nicht böse, dass du ihn nicht rausholt hast. Es hatte bestimmt Gründe." ,,Vor einigen Jahren wurden wir von den Carimten angegriffen. Es war ein schlimmer Kampf, beidseitig gab es viele Tote. Cisa und ich waren mit bei den Vordersten, doch mit der Zeit wurde ich zurück gedrängt. Ich hörte den Schrei, seinen Schrei. Sein Blut, wie er zu Boden ging. Ich wollte zu ihm, allerdings hatten sie ihn schon fortgeschleppt, bis ich endlich an der Stelle angelangt war. Ich habe ihn für Tod gehalten. So einen Angriff hätte niemand überlebt." ,,Es ist okay. Er hat es selber gesagt." ,,Hat er noch etwas gesagt?" Ich denke an den Zeitpunkt zurück. ,,Du liebst ihn Jula, dass weiß ich. Und er liebt dich. Jemanden wie dich kann man nur lieben. Ihr gehört zusammen." Ich spüre, wie die Tränen in meinen Augen überhand nehmen und runterrollen. ,,Hey. Ganz ruhig."
Nick wischt mir vorsichtig die Tränen weg. ,,Geht wieder", murmel ich leise. Ein paar Sekunden ist es ruhig, bis ich wieder das Wort ergreife. ,,Mir ist da unten etwas klar geworden, Cisa hat auch dazu bei getragen. Trotz allem was passiert ist, hast du es immer später bereut und versucht es wieder gut zu machen." ,,Das ist das mindeste, was ich machen kann." ,,Nick, ich glaube... ich hab mich irgendwie in dich verliebt", nuschel ich leise. ,,Du hast was?" Überrascht zieht er seine Augenbrauen hoch und fängt dann an zu lächeln. ,,Wirklich?" Ich nicke und starre nervös auf meine Hände. Wieso sagt er nichts? ,,Weißt du Jula, schon lange wünsche ich mir, diese Worte aus deinem Mund zu hören. Ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann mal dazu fähig wäre, aber es geht mir genauso wie dir." Ich blicke zu ihm hoch. ,,Ich habe mich ebenfalls in dich verliebt", haucht er leise und küsst mich sanft.

,,Die Wunde ist schon gut verheilt. Diese Salbe hier morgens und abends drauftun, dann sollte es in wenigen Tagen komplett verheilt sein." Der Arzt drückt Nick eine Dose in die Hand. Ich richte schnell wieder mein Shirt. Auch wenn er nett und vorsichtig war, ich muss mich ihm ja nicht länger als nötig zeigen. ,,Boss, könntest du uns kurz alleine lassen? Ich würde gerne mal alleine mit Jula reden."  Nick knurrt einmal leise auf und wirft uns beiden einen mahnenden Blick zu. Sobald die Tür hinter ihm zu fällt, setzt sich Tristan neben mich. ,,Ich hab keine Ahnung was die Carimte mit dir gemacht haben, oder der Boss. Nur siehst du meiner Meinung nach nicht gut aus. Falls etwas ist, ich bin für dich da wenn du jemanden zum reden brauchst. Wenn du dir etwas antust..." Er macht eine kurze Pause und schaut mir eindringlich in die Augen. ,,Der Boss würde das nicht überstehen fürchte ich. Egal was er dir antut, oder jemand anderes, komm erst zu mir, ich kann dir helfen, ich habe das gelernt." ,,Solange es meinem Vater und Jason gut geht muss keiner was befürchten."
,,Du bist sehr stark Jula. Nicht viele würden all das durchstehen. Jetzt ab zum Boss, sonst bin ich einen Kopf kürzer." Er lächelt mich kurz an und steht wieder auf. ,,Am besten kommst du in drei Tagen noch mal vorbei, dann schaue ich mir deinen Rücken noch mal an. Bis dahin keine großen Aktivitäten, auch nicht mit dem Boss im Bett. Keine Anstrengungen, nichts." Ich laufe rot an und nicke peinlich berührt. ,,Danke", murmel ich und verlasse schnell das Zimmer. ,,Alles gut?" ,,Jaja", winke ich schnell ab und werde noch röter. ,,Jula!" ,,Später", antworte ich genervt und lasse Nick einfach stehen. Ich höre wie er laut ausatmet und hinter mir her kommt. 

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