Kapitel 9

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Müde stehe ich in der Kälte und warte auf den Bus. Wie immer bin ich die einzige an der Haltestelle. Von weitem sehe ich wie die Lichter des Busses näher kommen. ,,Hi", grüße ich den Busfahrer beim einsteigen. Die zwei üblichen Leute sitzen an ihren Stamm Plätzen. Wir grüßen uns ebenfalls und ich setze mich nach ganz hinten. Müde schließe ich wieder die Augen und der Bus ruckelt los zur nächsten Station. Eigentlich steht dort niemand, aber heute hält er an. Ein Junge in meinem Alter steigt in den Bus. Keine Ahnung wer das ist, eigentlich kennt hier jeder jeden. Er setzt sich ein Stück von mir weg.
,,Neu hier?" Er sieht mich  verwirrt an und schaut sich um.
,,Dich meine ich. Sonst ist keiner hier." ,,Ja sind gestern hergezogen." ,,Gefällst dir hier? Ich bin übrigens Emily."
,,Jonathan. Aber nenn mich Jo. Ziemlich öde hier wenn man aus Köln kommt. Kann man hier Fußball spielen?" ,,Ja hier gibts ne Mannschaft. Morgen ist Trainig, wenn du willst kannst du vorbei kommen." ,,Spielst du da auch?" Ich nicke. Der Bus hält wieder und Tom steigt ein. ,,Na Emi. Siehst ja richtig wach aus."
,,Sei leise und lass mich in Ruhe. Das da ist übrigens Jo, unterhalt dich mit ihm, dann kann ich schlafen." ,,Oh wie freundlich", bedankt Tom sich und wendet sich zu Jo. ,,Neu?" Er nickt. Mehr bekomme ich nicht mit, ich mache meine Augen zu und schlafe. ,,Emi wir müssen raus." Ich öffne meine Augen. ,,Mmh", murmel ich und nehme meine Tasche. Wir gehen aus dem Bus und zum zweiten Bahnsteig in den nächsten Bus. Noch ist der Bus leer, doch hier in Asseln steigen immer viele ein, um in die nächst größere Stadt zur Schule zu fahren. Dort müssen Tom und ich dann noch mal umsteigen, um zu unserer Schule zu kommen. Dann können wir entscheiden, ob wir zehn Minuten zur Schule laufen oder noch einen Bus nehmen. Je nach Zeit und Lust. Jo steigt in einen anderen Bus, doch ab jetzt sehen wir ihn eh jeden Morgen.

,,Hey", begrüße ich Svenja, welche immer als erste da ist. Da wir drei alle von einem Minidorf kommen sind wir immer so früh da. Leider fährt Svenja anders. Ich lege meinen Ordner auf den Tisch und setze mich neben Tom und gegenüber von Svenja. ,,Kein Bock auf Didaktik", sage ich genervt. ,,Ich auch nicht. Frau Lewis nervt so." Svenja verdreht die Augen. Nach und nach füllt sich das Klassenzimmer und Frau Lewis kommt rein. ,,Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen. Bevor wir anfangen muss ich mit Ihnen noch ein paar Sachen für die Klassenfahrt regeln." Frau Lewis setzt sich.
,,Wohin fahren wir noch mal?", fragt Maria. ,,Oh Gott", murmelt Tom leise und schlägt sich an die Stirn. Svenja guckt mich mit ihrem typisch aggressiven Blick an, den sie immer drauf hat, wenn sie jemand nervt, was meistens bei Maria der Fall ist. ,,Nach Holland", sagt Sina laut.
,,Ach ja richtig. Und wann?"
,,Nicht ihr ernst", murmel ich. Andre stöhnt genervt auf.
,,Morgen", sagt er aus Spaß und verdreht die Augen. ,,Hä? Echt jetzt?" ,,Nein du Idiot vor den Sommerferien. Das dauert noch ein halbes Jahr", gibt Noel zurück. ,,Noel", sagt Frau Lewis mahnend. ,,Ja sorry, hab es vergessen." ,,Ist ja nicht das erste Mal", sage ich leise und mein Gruppentisch fängt an zu lachen. Maria wirft uns einen wütenden Blick vom anderen Tisch zu. ,,Schön, dass das jetzt geklärt ist. Können wir?", fragt unsere Lehrerin ungeduldig und fängt an uns über verschiedene Sachen auf der Klassenfahrt zu informieren.

Mit meinem Longboard fahre ich die Dorfstraße Richtung Fußballplatz. Ich hab zwar heute kein Training, aber ich trainieren ein paar jüngere Mannschaften mit Tom zusammen. Mein bester Freund wartet bereits an der Einfahrt seines Hauses, ebenfalls mit seinem Longboard. Als ich auf der richtigen Höhe bin beschleunigt er und kurz darauf fahren wir nebeneinander her. Hier ist sowieso fast nie ein Auto. ,,Alles klar bei dir?" ,,Jap." Da es nichts zu bereden gibt fahren wir einfach nur unseren Weg bis zum Sportplatz. Da wir uns nicht mehr umziehen müssen, schließen wir unsere Sachen weg und gehen zum Materialraum.
,,Also Tom was läuft da jetzt mit Mara?", frage ich grinsend.
,,Ich weiß nicht wie ich sie fragen soll." ,,Gib mir dein Handy."
,,Was? Nein." ,,Sonst klappt es nie." ,,Na gut. Wehe du versaust es." ,,Niemals. Ich weiß wie Mädchen das haben wollen", antworte ich kichernd und nehme Toms Handy an. Ich nehme einen Ballsack in die eine Hand und entsperre sein Handy. Ich lese kurz den Chat durch, damit ich Toms Schreibstil kopieren kann. ,,Freitag hast du Zeit, oder?" Er nickt.

Tom: Hast du Freitag eventuell Lust mit mir was zu machen? Hab da noch nichts vor würde mich freuen ❤

,,Mach das Herz weg." ,,Nö", antworte  und drücke auf absenden. Die beiden schreiben schon länger mit Herz und von Mara weiß ich, dass sie in Tom verknallt ist. Bis jetzt konnte ich sie noch nicht verkuppeln, aber das wäre dann ja jetzt getan. Mit Tom zusammen verteile ich Hütchen auf dem Rasen. Dann nehme ich mein eigenes Handy raus und warte auf die Kleinen. Mein Handy fängt an zu vibrieren und ich nehme Marcos Anruf an. ,,So Kleine, was ist los?" ,,Es ist wegen Papa. Als ich Samstag nach Hause kam hing er immer noch am Computer und war am arbeiten. Um halb eins."
,,Als ob? Okay was schlägst du vor? Mir ist auch aufgefallen, dass er immer so müde und fertig aussieht." Ich lehne mich an den Zaun. ,,Da ja bald Weihnachten ist habe ich gedacht wir könnten den beiden mal Urlaub schenken. Frei nehmen können sie sich ja einfach."
,,Und da brauchst du meine Hilfe, weil dein Geld nicht reicht stimms?" ,,Ja sorry ich mach nun mal grad meinen Führerschein und verdienen tue ich auch nicht so gut." ,,Schon gut. Woran hast du da so gedacht?" ,,Ich hab ein richtig geiles Hotel in den Alpen gefunden. Mit viel Wellness- Angeboten, All- Inklusive und mega Aussicht. Ich kann dir mal nen Link schicken. Und vom Preis geht es voll klar."
,,Das hört sich gut an. Wie lange willst du denn sturmfrei haben?" ,,Zwei bis drei Wochen würde ich sagen." ,,Gut. Ich schaue mir alles mal an, wir sprechen uns noch mal."
,,Ja. Danke. Bis später." Ich lege auf. ,,Na, gehts euch gut?", begrüße ich die Kleinen, welche bereits neben Tom sitzen und es gar nicht mehr abwarten können. ,,Emily, weißt du was", fängt Emma, eins der drei Mädels in der Mannschaft an zu reden. ,,Was denn?" ,,Ich war mit meinem Papa und meiner Mama und meinem Bruder und meiner Schwester bei meiner Oma", erzählt sie mir stolz. ,,Oh toll. War es da schön?" Sie nickt.
,,Wir haben ganz viel gespielt."
,,Schön. Möchte noch jemand etwas erzählen?" Lars zeigt auf.
,,Was möchtest du sagen Lars?", fragt Tom. ,,Ich war mit meinem Papa im Schwimmbad. Und dann wir ganz viel gerutscht."
,,Das hat bestimmt Spaß gemacht. Noch jemand?", fragt Tom weiter und eröffnet so unsere wöchentliche Erzählrunde.

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