Familie Fraser

1.5K 106 44
                                    

"David bitte. Lass uns doch drüber reden.", stammelte ich. Tränen stiegen mir in die Augen und ich versuchte dagegen anzukämpfen, mich nicht heulend auf den Boden zu werfen und um Verzeihen zu bitten.

"Ich bin ein Vampir und es ist normal sich von Menschen zu ernähren!", knurrte David. Er riss meinen Kopf hoch und versank seine Zähne in mir.

Ich schrie und trommelte mit geballten Fäusten auf seinen breiten Rücken ein. Doch damit machte ich es nur noch schlimmer. "Lass mich los!"

Seine Fangzähne steckten tief in meiner Haut, als wären sie dort festverankert. Ich mochte das Gefühl ausgesaugt zu werden nicht. Ich fühlte mich wie ein Orangen Trinkpäckchen, die ich immer als kleines Kind getrunken hatte.

Meine Nerven lagen blank. Ich versuchte die Schmerzen zu vergessen und konzentrierte mich stattdessen auf meine Atmung, wie ich's sonst immer bei Panikattacke tat. Ich spürte, wie ich langsam ohnmächtig wurde. Alles drehte sich. Als hätte jemand meine Sinne mit einer Bowlingkugel umgekegelt. Meine Füße sackten unter mir ein. Schwarze Flecke bildeten sich in meinem Blickfeld und raubten mir die Sicht. Ich keuchte, wollte nach Luft ringen, doch das verursachte nur noch heftigere Schmerzen. Ich schloss kraftlos die Augen, doch bevor ich das Bewusstsein verlor, ließ David von mir ab. Wenige Sekunden später landete etwas warmes, nasses auf meiner Wange. Ich öffnete verwirrt die Augen einen spaltbreit. David hatte sich ins Handgelenk gebissen und wollte mich mit seinem Blut füttern. Es sah verführerisch aus und bei dem Anblick lief mir förmlich das Wasser im Mund zusammen.

Ich schloss wieder die Augen und hieß die Dunkelheit mit ausgebreiteten Armen willkommen. Mein Körper war wie gelähmt, deshalb wehrte ich mich auch nicht, als David sein Handgelenk gegen meinen Mund presste. Sein Blut roch metallisch. Als es in meinen Mund lief, löste es in mir eine wahre Explosion aus. Doch es dauerte nicht lange, da war der Arm auch schon wieder weg.

Ich spürte wie sich langsam meine Wunden schlossen. Ich konnte nicht schreien, nichts sagen, mich nicht bewegen. Also lag ich gelangweilt da und wartete darauf, dass meine Kräfte wieder zu mir zurückkehrten. Ich verspürte das dringende Bedürfnis David eine zu scheuern. Diese Sache werde ich  niemals vergessen. Schließlich war Verzeihen keine Pflicht! Soll doch Lilith ihm vergeben.

David nahm mich auf seine Arme und trug mich in mein Zimmer, dort setzte er mich aufs Bett.

"Keine Sorge, dir wird es gleich wieder besser gehen. Ein Wunder das du nicht ohnmächtig geworden bist.", bemerkte David und setzte sich neben mich.

Ich öffnete den Mund um zu antworten, doch es kam kein Laut heraus. Also starrte ich ihn weiterhin böse an. Ein Wirrwarr der Gefühle wütete in mir. Ich hatte angst vor David (und das zu recht) und war darüber entsetzt, wozu er imstande war. Ich hätte nie gedacht, das er mir jemals so wehtun würde. Aber jetzt sah ich ihn mit anderen Augen und das klar und deutlich.

David unterbrach meine Gedanken, indem er einen Versuch startete meine Wange zu berühren. Wahrscheinlich um das restliche Blut wegzuwischen. Ich zuckte automatisch zurück und war selbst über meine Reaktion überrascht. Mit zusammen gekniffenen Augen und zitternden Händen saß ich da und wünschte mir, David würde endlich verschwinden.

"Ich hasse dich.", flüsterte ich. Meine Stimme zitterte. Dieser Satz tat mir im Herzen weh. Obwohl ich selbst nicht verstand warum. Ich war über meine eigenen Worte entsetzt und wünschte mir ich hätte sie nie ausgesprochen, doch es war zu spät.

War das wirklich das was ich fühlte? Hass? Nein, dass war es nicht. Doch der Schmerz an meinem Hals erinnerte mich daran, was Davids mir angetan hatte und ich kochte wieder vor Wut.

Verführerisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt