Keine Chance!

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„Dann können wir uns endlich unseren Hochzeitsplänen widmen!", verkündete er feierlich und grinste schief.

„Du machst Witze!"

Al schüttelte den Kopf. „Nein. Ich muss dich nur mit dem Kreuz von Orion töten."

„Dann tu es endlich und labere nicht blöd rum!", blaffte ich und rüttelte an den Schnallen, um ihm deutlich zu machen, dass diese langsam wehtaten. Ich verzog das Gesicht.

„Geduld. Ich kann erst beginnen, wenn ich alle Zutaten zusammen habe!" Al ging zu einem schmalen Schrank, der sich an der Wand gegenüber von mir befand. Aus ihm holte er ein zehn Zentimeter großes Kreuz, ein Kelch und ein kleines Fläschchen hervor. Als er den Schrank wieder schloss, platzierte er die Dinge auf dem Metalltisch in der Mitte des Raums. Ich verfolgte jede seiner Bewegungen und die Unruhe in mir wurde immer stärker, während ich darauf wartete, dass er seinen Blick auf mich richtete. Ich fragte mich was er mit dem Zeug vor hatte. Nervös rutschte ich auf dem Stuhl hin und her. Ich hatte das Gefühl, dass dieser von mal zu mal unbequemer wurde.

„Was ist in der Flasche?", fragte ich den Engel.

Einen Atemzug lang hob er den Blick und seine eisblauen Augen sahen mich unverwandt an. Ich hielt die Luft an. Das passierte jedes Mal, wenn ich seinen Augen begegnete. Aus irgendeinen Grund waren sie mir vertraut und es hatte nichts damit zutun, dass sie mich ständig beobachteten. „Tränen einer Nixe" Al nahem das Fläschchen in die Hand und begutachte es. „War nicht leicht das Zeug zu bekommen.", stellte er klar und pustete den Staub von dem Korken.

„Aha" Ich sah mich wieder im Raum um und suchte nach einem neuen Gesprächsthema. Mir war langweilig. Es hatte eh keinen Sinn sich einen Fluchtplan zu überlegen. Ich war gefesselt und konnte mich nicht bewegen, sonst hätte ich schon längst das seltene Fläschchen zerstört!

„Warum bist du eigentlich gefallen?" Als der Engel nicht antwortete, reimte ich mir etwas zusammen. „Lass mich raten, deine Puff-Besuche gingen Herrn Gott auf den Sack?"

Al runzelte die Stirn. „Puff-Besuche?", wiederholte er. „Sehe ich wie ein Mann aus, der sich von Prostituierte unterhalten lässt?"

Ich nickte heftig mit dem Kopf. Er stieß einen kurzen Seufzer aus und begutachte weiter das Fläschchen. Das senkte meine Stimmung sogleich wieder. Ich hoffte auf ein schnelles Ende. Ich hatte vor dem Tod keine Angst. Er war unvermeidlich. Wohl eher hatte ich vor der Reinkarnation angst. Ich wäre danach nicht mehr die selbe und würde plötzlich ein ganz anderes Leben führen. Nicht nur mein Körper würde sich verändern, sondern auch meine Lebensweise. Blut würde plötzlich ein fester Bestandteil meiner selbst werden. Ich wäre darauf angewiesen! Bei dem Gedanken schüttelte es mich.

Al räusperte sich und klärte mich auf: „Ich wurde aus dem Himmel verbannt, weil ich mich verliebt habe." Er setzte sich auf einen schwarzen Drehstuhl.

Deshalb fällt man doch nicht gleich!"

„Wenn du dich in die falsche Person verliebst, dann schon.", erklärte er und drehte sich mit dem Stuhl einmal um die eigene Achse.

„In wen hast du dich denn verliebt?", fragte ich ihn neugierig.

Al sah mich mit einem vielsagenden Blick an und ich verstand. „Deshalb willst du mich also heiraten?", fragte ich ihn und er zuckte zur Bestätigung mit der Schulter. „Nach all den Jahren bist du immer noch nicht über mich hinweg?" Ich schenkte dem Engel ein selbstbewusstes Lächeln, streckte meine gefesselten Hände aus und tat so, als würde ich meine Nägel begutachten. Natürlich war das alles nur Show. Denn in Wirklichkeit war ich nicht so selbstbewusst, wie ich gerne vorgab zu sein. Vielleicht wollte auch ein kleiner Teil in mir Al provozieren. Ich hatte eindeutig zu viel David intus!

Verführerisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt