Wahre Gefühle

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Doch ich musste zusehen, wie Al Carter packte und ihm gnadenlos das Herz aus der Brust riss. Keine Minute später übergab ich mich. Ich fühlte mich hitzig und schwach. Tränen liefen mir über die Wangen und ein Schluchzer erzitterte meinen Körper. Ein weiterer Würgeschwall kam über mich und ich kippte samt Stuhl in die Brühe hinein. Ich sah zu, wie Al jeden abschlachtete den ich mochte...

„Hör auf!", schrie ich verzweifelt. „Bitte!", flehte ich ein weiteres Mal als keine Reaktion kam. „Ich tu auch alles was du willst!"  Tiefe Erleichterung überkam mich, als Al Jason los ließ.

„Kann ich mich auf dein Wort verlassen?" Ohne weiter drüber nachzudenken, willigte ich ein. Al stieg über die leblosen Körper drüber und steuerte auf mich zu. Ein Panther warf sich auf den Engel, doch der wehrte ihn mit Leichtigkeit ab. Jason rote Spitzen tauchten in meinem Sichtfeld auf. Er hatte sich unverwandt vor mich gestellt. „Wenn du Jane willst, musst du erst an mir vorbei!", schrie er und warf mir einen siegessicheren Blick zu. Ein Knurren drang aus Al's Kehle. Ich war überrascht, dass Jason sich für mich einsetzte. Nichtsdestotrotz hatte er keine Chance gegen den mächtigen Engel und landete kurzer Hand in Mitten der zugrunde gegangenen Meute.

„Wie erbärmlich!", zischte Al. Er wandte sich den anderen zu und erhob seine Hände. "Verschwindet! Oder es wird euch genauso ergehen wie euren Kameraden!"

Einer aus Carters Rudel trat hervor und schrie: "Glaubst du ernsthaft, wir lassen dich ungestraft davonkommen? Du hast unseren Anführer auf dem Gewissen!"

Al lachte. Mit seinen riesigen Flügeln produzierte er einen kräftigen Windstoß und machte alle damit bewegungsunfähig. Mein Mund öffnete sich wie bei einem Fisch, der an einer Aquariumscheibe klebte. Das darf doch nicht war sein! Superman hätte keine Chance gegen diesen Engel!

"Narren", murmelte er und schenkte mir ein siegessichres Lächeln. Er rückte sich den großen Tisch zurecht und ließ sich auf seinen schwarzen Drehstuhl fallen. Carters Herz, das er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, legte er auf den Tisch. Auch das seltene Fläschen und eine Spritze mit Blut fanden auf dem Tisch platz. Als ich die Spritze genauer betrachtete, erkannte ich sofort dass es sich hierbei um Reinblüterblut handelte. Es war heller und flüssiger als normales Blut, fast wie Wasser. Unwillkürlich machte ich mir Sorgen um David und fragte mich ob er sich wieder erholt hatte.

Al kramte einen kleinen Mixer aus dem schmalen Metallschrank und warf die Zutaten hinein. Bei dem Anblick musste ich fast ein weiters Mal brechen. Al sah das und musste lachen. Wie konnte man nur so kaltherzig, schadenfroh und Menschen verachtend sein? Er bewegte sich langsam auf mich zu und ging vor mir in die Hocke um mir aufzuhelfen.

"Brauchst du vielleicht Hilfe?"

Ich schüttelte den Kopf und verzog den Mund. Der Engel ignorierte meine Antwort und richtete mich samt Stuhl wieder auf.

"Besser?" Ich antwortete nicht und starrte stattdessen auf meine Hände, die verrenkt in meinem Schoß lagen.  Al brummte resigniert und begab sich wieder zum Mixer. Paar Sekunden später ertönte das laute mechanische Schnarren des Geräts. Ich kniff die Augen zusammen, um den Inhalt nicht sehen zu müssen.

„Ziemlich praktisch! So etwas hätte man schon vor Jahren erfinden sollen, hätte damals einiges erleichtert." Das Scharren hörte auf. Ich öffnete vorsichtig die Augen. Al fühlte die dicke, klumpige Flüssigkeit in ein Glas. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Er konnte es wahrscheinlich kaum erwarten, mir das Zeug einzuflößen. Er befreite mich von meinen Fesseln, zog mich zum Tisch und presste seinen Körper an meinen Rücken. Ich wehrte mich nicht. Meine Beine gaben unter mir nach und ich fand mich erneut auf dem Boden wieder. Ich zitierte. Der Engel strich mir sanft über die Haare und sagte: "Du brauchst keine Angst haben. Ich mache es kurz und Schmerzlos. Du wirst sehen, dann wird alles wieder gut." Ich nahm seine weniger beruhigende Worte nur dumpf war. Schwarze Flecke bildeten sich in meinem Sichtfeld. "Trink"
Ich schüttelte den Kopf und presste meine Lippen fest aufeinander. Al setzte das Glas an meinen Mund, versuchte mit einer Hand diesen zu öffnen und mich gleichzeitig festzuhalten. Ich verlor den Kampf und als die Substanz in meinen Mund gelangte, zerschnitt ein schriller Schrei die Luft: „Tu's nicht!" Doch da war es schon zu spät. Al legte schnell seine Hand auf meinen Mund, damit ich den Inhalt der Flasche nicht mehr ausspucken konnte. Das Zeug war so ekelhaft, dass Tränen mir über die Wangen rollten.

Verführerisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt