Kapitel 5-1

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5. Das war wirklich erbärmlich, da brachte ich nicht mal einen Smalltalk zusammen... - TEIL 1


Was zuvor geschah...

Das Mädchen, welches mir nicht aus dem Kopf ging, da, dort stand sie, direkt vor meiner Tür, mit dem offensichtlichen Willen, sich mit mir zu unterhalten. Sie trat ein, als ich es ihr anbot und erklärte mir mit verwunderlicher Offenheit ihre Herkunft und dass sie keine Gefahr für unseren Stamm bedeutete, da sie zwar halb Vampir und halb Werwolf war, aber dennoch von denselben Vorfahren abstammte. Sie wirkte mir so vertraut, dass es mir nicht möglich war, infrage zu stellen, was sie mir gerade eben erzählt hatte. Dann ging sie, warf einen letzten Blick zurück, bevor sie verschwand. Davon abgesehen, dass ich zwei meiner Schwestern gefunden hatte, spürte ich tiefe Verbundenheit zu ihr.


Ich wurde erst dann aus dem Film, der sich die ganze Zeit über in meinem Kopf abgespielt hatte, herausgerissen, als jemand urplötzlich die Haustür aufriss. Billy erschien, mit Charlie, der seinen Rollstuhl schob, direkt hinter ihm. Ich grüßte Charlie mit einem Kopfnicken und rieb meinen Nacken, während er sich bereits wieder verabschiedete. Das laute Knallen der Tür, als sie zugeschlagen wurde, ließ mich erneut zusammenzucken. Als Billy dann neben mich kam, entstand ein Grinsen auf seinem mit Falten bedeckten Gesicht.

„Jake, hast du deinen Besuch bereits verabschiedet?"

Ich stöhnte, als mein Rücken bei der leichtesten Streckung knackte und fragte mich, wie lange ich so steif dagesessen haben musste: „Sie hatte nicht viel Zeit und musste wieder los, also..." Stopp, warte, was? Woher, zur Hölle, wusste mein Vater von dem Mädchen? Davon, dass sie hier war? Er konnte es gar nicht wissen, weder von meiner Begegnung mit ihr, noch von etwas anderem, das mit ihr in Verbindung stand. Wer hatte es ihm verraten? Embry, Quil, vielleicht wusste es inzwischen auch Sam? Nein, niemals, das traute ich ihnen nicht zu... Und dann traf sie mich mit voller Wucht, die Erkenntnis, dass er es von Anfang an gewusst hatte. Er war es doch gewesen, der darauf angespielt und mich gefragt hatte, ob im Wald alles ruhig wäre! So schnell wie mein Verstand begriff, kam auch die Wut, da war sie, und hüllte mich völlig in sich ein. Ich erhob mich sofort, wobei beinahe der Stuhl umkippte, auf welchem ich gesessen hatte, und stemmte die Hände auf den Tisch.

„Du wusstest davon? Du hast gewusst, dass jemand kommen würde und nicht irgendjemand, du weißt auch, wer sie ist?", fuhr ich ihn aufgebracht an, während die Entrüstung durch meine Glieder fuhr. Ich konnte einfach nicht fassen, dass er mich darüber im Unklaren gelassen hatte.

„Eine Maßnahme, dich selbst zu schützen.", antwortete er ruhig und sah mich ebenso friedlich an. Doch konnte ich diesem Frieden trauen, wenn seine Worte dem völlig widersprachen? Wusste er nicht, dass dieser Blick nicht reichen würde, um mich von meiner Wut abzubringen?

„Du wolltest mich - was? Schützen? Schützen? Wie lange hast du schon davon gewusst, ein paar Tage, Wochen oder sogar Monate? Und du hast es nicht mal in Erwägung gezogen, mir davon zu erzählen?"

Ich war rasend, völlig außer mir, weil er mir so vieles vorenthalten hatte. Nur ein falsches Wort und ich würde...Dinge anstellen, an die ich normalerweise nicht im Traum dachte. Weil ich so nicht war, weil mein Charakter Wut in diesem Ausmaß eigentlich nicht beinhaltete. Wie tief ging der Schmerz, wie verletzt und verraten fühlte ich mich? Ich wusste es nicht, konnte es nicht sagen.

„Was hättest du getan, wenn ich dir gesagt hätte, dass dort draußen jemand wäre? Jemand, der niemandem hier wirklich ähnelt? Ich hätte sagen können, Jake, da ist ein Mädchen, das sich gern mit dir unterhalten würde, ach, und so nebenbei, sie ist ein Hybrid, zur Hälfte Werwolf, zur Hälfte Vampir. Wie wäre das gewesen? Ich bin mir sicher, du weißt ganz genau, dass deine Reaktion völlig anders ausgesehen hätte."

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt