Kapitel 10-1

72 3 0
                                    

10. Wie das erste Kapitel in einem romantischen Roman... Nur weniger kitschig und gefühlvoll. - TEIL 1


Was zuvor geschah...

Embry, der sich für mich um Billy gekümmert hatte, riet mir, meine Entscheidung erneut zu überdenken. Vielleicht wäre es wirklich besser, meinen Vater wieder zurück ins Krankenhaus zu bringen. Ich wollte den Gedanke nicht fassen, doch er kam mir wie von selbst. Es war schlimmer geworden. Nachdem er gegangen war, erwartete ich Besuch von Jess, da ich ihr vorgeschlagen hatte, wieder über Nacht hier zu bleiben. Sie versprach mir ein Treffen mit ihrer Schwester Jennifer für den morgigen Tag, um sie kennenzulernen - ein Tag, an welchem ich auch mit Sam ein Gespräch würde führen müssen... Ich wusste, dass ich Jess ihm gegenüber verteidigte mit allem, das ich hatte, war mir aber dennoch unsicher, ob es genug sein würde. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war Jess fort. Um auch für diesen Tag Billys Versorgung abzusichern, rief ich Charlie an, welcher ihn mit zum Fischen nahm.


Ich hing das Telefon ein und wusch meine verdreckten Hände, bevor ich mich in der Küche auf die Suche nach etwas Essbarem machte. Charlie hatte Billy wie erhofft mit zum Fischen genommen und angerufen, um mitzuteilen, dass er Billy für eine Nacht bei sich behalten würde. Es gab wohl keine bessere Lösung für den heutigen Tag, an welchem ich ohnehin genug Nerven würde lassen müssen. Ich nahm mir ein Stück hart gewordenes Brot und etwas Käse und tat mich schwer daran, meinen grummelnden Magen damit satt zu bekommen. Während meine Gedanken zu einem köstlichen, warmen Abendessen abdrifteten, näherte sich draußen ein Wagen. Mein Wolfs-Ich witterte Sam, meinen ewigen Konkurrenten und Alpha des zweiten Rudels unseres Stammes. Er mochte in die Jahre gekommen sein, doch hatte sein Blick - eher zu meinem Nachteil - nie an Schärfe verloren. Ich öffnete ihm die Tür und bat ihn herein, überzeugte mich währenddessen davon, dass ihn heute keine seiner unzähligen Launen her führte. Aber er wirkte erstaunlich ruhig und gefasst und meine Hoffnung, dass ich mit einem Gespräch all seine Zweifel zerstreuen könnte, wuchs. Doch bevor meine Euphorie in noch ungeahnte Höhen stieg, wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: „Ich habe gehört, sie wohnt hier?" Der Ton, mit dem er zu mir sprach, ließ mich gedanklich ein paar Schritte zurücktreten. Ich fragte mich, ob er es von Embry wusste, doch das würde voraussetzen, dass Jess und ich nicht vorsichtig genug gewesen waren. Nur zu gern würde ich mich dafür ohrfeigen, aber das würde zweifellos eine merkwürdige Vorstellung liefern, wenn ich Sam dabei so direkt gegenüber stand. Was ich jetzt wirklich brauchte, waren gute Argumente und eine wasserdichte Strategie. Allerdings konnte ich mich nicht daran erinnern, jemals gute Überredungskünste besessen zu haben.

„Nur zeitweise, schließlich ist Billy auch noch da."

Das klang, als würde ich ihn loshaben wollen. Ich verfluchte es, mich nicht auf diese Unterhaltung vorbereitet zu haben. Aber hätte mich das wesentlich weiter gebracht? Ich begegnete Sams düsteren Blicken, während er sich im Wohnzimmer umsah.

„Hat Embry mit dir gesprochen?", fragte er neutral, zu neutral. Ich nickte: „Er hat mich angerufen. Aber warum kommt das so früh? Ich dachte, -"

„Ja, genau das dachte ich auch."

Er wandte sich um und lächelte, doch mir war nicht ganz klar, was das bedeuten sollte. Es schien echt, vielleicht war ich aber auch einfach nicht in der Lage, hinter seine Fassade zu sehen.

„Na ja, aber was einmal beschlossen ist...ich kann die Ältesten nicht anzweifeln, also bleibt nur, ihre Entscheidung zu respektieren. Sie haben zugestimmt, die Mädchen aufzunehmen, weil sie augenscheinlich Teil eines Rudels sind.", erklärte Sam und machte deutlich, dass er das anders sah: „Ich habe versucht, mit ihnen zu sprechen, aber man hat mir gesagt, es wäre nur zu unserem Schutz." Wenn Jess für eines sorgen konnte, dann für Schutz. Andererseits wäre es auch möglich, dass sie das genaue Gegenteil bewirkte. Mich verwunderte der Beschluss der Ältesten, schließlich kannten sie beide genauso wenig wie ich und Sam - oder irrte ich mich? Wer wusste das schon so genau.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt