Kapitel 9-1

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9. Wenn man glaubt, dass man verfolgt wird, fangen langsam die Nerven an verrückt zu spielen. - TEIL 1


Was zuvor geschah...

In einem innigen Moment mit Renesmee erschien Garrett: Der Einzige, der mich davon abhalten könnte, Nessie zu sehen. Es gab wohl niemanden, den ich noch mehr verabscheute als ihn und das mochte bei mir schon etwas heißen! Ich verlor die Kontrolle und wurde so wütend, dass ich zu zittern begann. Zwar beruhigte sich die Situation schnell, aber ich konnte meinen Rausch nicht erklären. Während Renesmee mich allein ließ, beobachtete ich Esmes Empfang und empfand immer mehr Abscheu dabei. Ich rief mir in Erinnerung, dass keine der hier anwesenden Personen menschlich war, wo sie sich doch so verhielten. Sie spielten Familie, sahen jung aus und waren dabei viel älter als ich, und sie würden es bis in alle Ewigkeit tun. Ich hatte genug. Mein Kopf fühlte sich schwerer an, als er sollte, weswegen ich ohne ein Wort und auf Unauffälligkeit bedacht das Weite suchte. Meine Gedanken waren wirr, zeigten offensichtlich verlorenes Zugehörigkeitsgefühl, ich war so wütend, wollte tun, wozu ich bestimmt war. Wollte töten, was zu töten bestimmt war. Ich konnte nicht glauben, dass es wahr sein sollte, doch zeigte sich, dass nichts mehr der Wirklichkeit entsprach. Denn das war, wer ich immer war und sein sollte. Ich verwandelte mich, lebte diesen wilden Hass in mir aus, bis meine Pfoten wund vom Laufen und diese Gedanken endlich verschwunden waren.


Arbeiten, pah, dass ich nicht lachte. Was für ein mieser Verräter ich doch war, im Grunde musste ich es schon immer gewusst haben. Wirklich, ich hatte mir Mühe gegeben, meine Lüge in erzwungene Wahrheit zu verwandeln. Dass ich damit Billy dennoch allein ließ, tat nichts zur Sache, schließlich war er nicht völlig ohne Gesellschaft. Embry meinte, dass er sich gern darum kümmerte, doch würde das wohl keine Gewohnheit werden können. Sollte Billy jetzt wirklich ein Pflegefall sein, hatte ich ein echtes Problem, dass sich wohl nur mit fremder Hilfe irgendwie lösen ließ. Jess darauf anzusprechen wagte ich nicht, sie war ein Gast und hatte bekanntlich eigene Baustellen, auch wenn sie diese nur zu gern als unwichtig abstempelte. Von ihr hatte auch nach der gestrigen Feier noch nichts gehört, ebenso wenig wie von Renesmee. Renesmee. Ich wollte nicht daran denken, dass ich diesen Namen auf meiner Zunge als ungewöhnlich empfand. Doch verursachte er ein merkwürdig pelziges Gefühl, weswegen ich jeden Gedanken daran sofort verwarf.

Nach meiner kleinen morgendlichen Wanderung, die ich normaler Weise mit dem Motorrad bestritt, wandte ich mich verschlafen der Werkstatt zu, die bereits offen stand und mich willkommen zu heißen schien. Ich war ewig nicht mehr hier gewesen, schließlich arbeitete ich generell nach Lust und Laune und wurde auch dementsprechend bezahlt, aber das ließ Ryan sich nicht anmerken, während ich näher kam. Wie gewöhnlich grinste er verschmitzt und begrüßte mich mit dieser Erfurcht in den Augen, als könnte ich Himmel und Erde befehligen. Ich würde ihm niemals sagen wie lästig er eigentlich war, da es sich schlicht und einfach nicht gehörte. Außerdem musste ich noch eine ganze Weile mit ihm auskommen, weswegen ich mich ruhig verhielt und sogar überlegte, ob ich nicht vielleicht ein Wörtchen mit ihm wechseln könnte. Ryan drückte mir einen Ordner in die Hand und wies mich auf den neuen Wagen, welcher bereits auf der Hebebühne stand, hin, bevor er sich selbst einem Motorrad widmete. Ein dunkelrotes Mustang Cabriolet tat sich vor meinen Augen auf, groß und schwer und eindrucksvoll. Ein richtiges Prachtstück, so eines, dass man glatt alle Vorzüge hinwerfen, einsteigen und losfahren könnte, so selten waren derartige Autos hier geworden. Seufzend und wissend, dass der langweiligste Teil des Tages - womöglich auch der Woche, das hing davon ab, ob ich mich auch morgen noch für Arbeit begeistern konnte oder eher doch nicht - auf mich wartete, schlug ich den Ordner auf und führte mir die ersten beiden Seiten zu Gemüte. Nachdem ich fertig war, besah ich mir den Unterboden des Cabriolet genauer, der nicht nur laut des Berichtes, sondern tatsächlich einem einzigen Mienenfeld glich. Ich fragte mich wirklich, wie jemand, der die Mittel besaß, dieses augenscheinlich vollkommen nagelneue Fahrzeug sein eigenes zu nennen, derart schlecht fahren konnte.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt