Kapitel 29-2

77 0 0
                                    

29. Der schiefe Haussegen - TEIL 2


Was zuvor geschah...

Wie angekündigt beließ es Sam für die verbleibende Woche dabei. Er schien uns Zeit lassen zu wollen, um selbst einzusehen, dass unsere Hoffnung vergebens war. Da ich eine Lösung finden wollte, die die Mehrheit von uns zufriedenstellte, sah ich inzwischen keinen Weg an einem Gespräch vorbeigehen - und dabei würde sich dann entscheiden müssen, wie wir handelten. Um wenigstens das absegnen und einige weitere unausgesprochene Dinge klären zu können, beschloss ich mit Sam zu sprechen. Offensichtlich wollte er mich auf seiner Seite wissen, aber wir gerieten erneut wegen Jess aneinander. Nach einigen unüberlegten und viel zu offenen Bekenntnissen meinerseits schien er jedoch langsam nachzugeben.


„Ich erwarte einen Vertrauensbeweis."

Diese Reaktion war fast genauso bescheuert: „Du brauchst gar nichts zu erwarten, nachdem du sie als Abschaum bezeichnet hast!" Ich würde diese Worte nicht vergessen. Er hatte Glück, dass ich ihm nicht auf der Stelle die Gedärme herausgerissen hatte, weil ich in dem Moment einfach zu sprachlos war, um angemessen zu reagieren.

„Das war vielleicht etwas zu viel. Ein Mittel zum Zweck."

„Welcher Zweck?"

Er saß da so seelenruhig auf seinen fünf Buchstaben, während er das sagte, dass mir das Essen von vorgestern bereits die Speiseröhre nach oben zu steigen drohte.

„Nicht nur ich bin der Meinung, dass wir zu wenig über sie wissen. Einige im Rudel sind verunsichert, und ich kann es ihnen nicht verübeln."

„Einige in deinem Rudel, Sam.", präzisierte ich seine Aussage: „Weil du sie Glauben gemacht hast, Jess wäre der eigentliche Feind. Weil du sie mit deinen elenden Vorwürfen angesteckt hast." Er verleugnete es nicht.

„Stimmt sie einem Gespräch zu?"

Ich hob die Schultern: „Woher soll ich das wissen? Entschuldige dich und dann werden wir schon sehen, wozu sie bereit ist." Das gefiel ihm augenscheinlich nicht, doch ich würde keinen weiteren Vorschlag machen. Daran führte nun einmal kein Weg vorbei. Wenn er sich nicht eingestehen konnte, dass er sie niederträchtig und unfair behandelte, dann konnten wir diese Sache direkt vergessen.

Als er zu einem weiteren mir womöglich missfallenden Satz ausholte, fiel die Haustür ins Schloss. Unsere Köpfe schnellten nahezu gleichzeitig in dieselbe Richtung und es verging lediglich der Bruchteil einer Sekunde, bis wir beide begriffen, wer da wie versteinert stand und mindestens ebenso ungläubig zurückstarrte. Mein Blick wanderte zur alten Pendeluhr an der Wand und mein Herz rutschte eine Etage tiefer. Ich hatte die Zeit vergessen...und Sam, der sowieso schon zu spät zu unserer vereinbarten Besprechung gekommen war, hatte das nicht gerade besser gemacht. Jess machte auf der Stelle kehrt.

„Jessica, bitte!, kam es daraufhin von Sam, der wohl beleidigt schien ob dieser offensichtlichen Verweigerung, ihm auch nur zu begegnen. Da ich sowieso schon stand und diese Chance, die Sache zu klären, bereits durch meine Finger davon gleiten sah, folgte ich ihr im Laufschritt. Obwohl sie es eilig zu haben schien, sich zu verdünnisieren, erwischte ich sie in der Küche: „Warte doch mal!"

„Worauf? Dass er da weitermacht, wo er aufgehört hat? Habe ich nicht nötig, vielen Dank.", fuhr sie mich im Flüsterton an. Ihre Augen machten deutlich, dass nicht viel fehlte, bis sie entschied Sam mit eigener Hand Beine zu machen. Es war einer dieser immer selteneren Momente, in welchen ihre sonst so geschickt verborgene Wut an die Oberfläche trat.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt