Kapitel 33-1

30 0 0
                                    

33. Vampirtöter - TEIL 1


Was zuvor geschah...

Als eine hitzige Debatte über mögliche Hintergründe entstand, verließ ich, mit dem Vorwand, Renesmee über die Geschehnisse zu informieren, den Raum, fest entschlossen, Jacob direkt zu konfrontieren. Nur kam es nicht dazu, denn ein Gespräch zwischen ihm und Renesmee drang an meine Ohren. Renesmee wollte sich entschuldigen, doch Jacob reagierte durchweg abweisend und erklärte schließlich, er könne sie nur glücklich machen und ihr ermöglichen, ihre Träume zu erfüllen, indem er sie freigab. Ich wusste nicht recht, ob ich verärgert oder beeindruckt sein sollte von seiner plötzlich erwachsenen Haltung. Doch als das Gespräch laut und schmerzlich ausging, Renesmees Herz brach und Edward davon erfuhr, folgte er Jacob wutentbrannt nach. Statt ihn jedoch zur Rede zu stellen, ging er auf ihn los.


„Weißt du, was das Schöne daran ist, wenn ich dir die Knochen breche?", fragte Edward mit einem unübersehbar überheblichen Lächeln und riss seinen Arm noch weiter in die Höhe, was Jacob aufstöhnen ließ: „Ich kann es immer wieder tun!" Damit verrenkte er den Arm ganz und gar unnatürlich und entlockte Jacob einen tiefgründigen, schmerzerfüllten Schrei.

Jacob wollte sich aus Edwards Griff ringen, doch er war zu fest. Einige Male nahm er Anlauf sich dagegen aufzulehnen, nur sank er immer wieder zurück auf die Knie. Ungläubig und erschrocken zugleich wollte ich mich noch einmal an Edward wenden, bevor die Situation außer Kontrolle geriet. Nur war ich viel zu langsam: Ohne Zögern erhöhte Edward den Druck auf Jacobs Handgelenk, drehte es in eine vollkommen abnorme Position. Und in einem einzigen grauenhaften Geräusch, das mir die Nackenhaare aufstellte, brachen sämtliche Knochen in Jacobs Arm. Ich riss die Hand vor den Mund, in der Hoffnung sie würde jeden Schrei abhalten, der mir die Kehle hinauf kroch, denn ich konnte ihn unmöglich so leiden sehen. War es denn nicht endlich genug? Hatte er nicht ausreichend Genugtuung zu sehen, wie Jacob sich am Boden vor Schmerz wand, den Arm merkwürdig von seinem Körper abstehend?

Als ich mich hilflos umsah, bemerkte ich die anderen nur wenige Schritte hinter mir, allesamt ebenfalls erstarrt. Ob sie nun Edwards Handeln verunsicherte oder Jacobs Niedergang, war nicht zu sagen. Womöglich sogar beides. Konnte denn niemand etwas einwenden? Diese Misere stoppen? Ich wendete meine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen zu und hätte nicht geglaubt, was ich da sah. Niemals dachte ich, dass Edward noch einmal auf ihn stürzen würde, nachdem er ihn so zurichtete, bis er es tatsächlich tat. Er holte aus, offensichtlich auf den am Boden liegenden Jacob abzielend, und ich hielt den Atem an, als plötzlich jemand unerwartet die Szene unterbrach und einschritt, während alle anderen nur zusehen konnten. Jacobs Begleitung lief seelenruhig auf beide zu und sorgte nur dadurch dafür, dass Edward innehielt. Offenbar verdattert starrte er das Mädchen an, das sich keine Sekunde lang für ihn interessierte, sondern sich stattdessen an Jacobs Seite niederließ und ihn mit einem einfachen Tätscheln seiner Schulter beruhigte. Sie machte Anstalten, ihn anzuheben und fortzubringen, doch Edward schien das selbst jetzt nicht zulassen zu wollen. Er packte Jacobs Knöchel, gerade als sie ihre Hände unter die noch unverletzte Schulter schob. Und erst das war es, was sie dazu bewegte, Edward anzusehen. Erst jetzt schien sie ihn wirklich wahrzunehmen und der Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet, was niemand hier zu sagen wagte. Noch niemals, so glaubte ich, hatte ich so viel Wut, Verachtung und Missbilligung aus einem Blick lesen können, wie aus diesem. Und es machte mich perplex, dass sie, die gerade eben noch so jung gewirkt hatte und fast unmerklich aufgetreten war, mich sofort wieder komplett eingenommen hatte. Mit der Sicherheit, die sie Jacob gegenüber anstrahlte, und Abneigung zugleich, wie sie sie Edward zuteil werden ließ, erschuf sie eine vollkommen neue Vorstellung meinerseits, was eine gespaltene Persönlichkeit war. ...nur schien diese Wirkung auf Edward weniger stark oder er ließ sich schlicht nicht anmerken, dass er ebenso fühlte. Was es auch sein mochte, er gab sich davon völlig unbeeindruckt.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt