Kapitel 44-1

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44. Mehr schlecht als recht - TEIL 1


Was zuvor geschah...

Das Telefonat mit Charlie verriet mir, was ich sowieso schon zu wissen glaubte: Jacob sagte die Wahrheit und ich konnte ihm vertrauen. Bevor Carlisle mit Alice, Edward, Emmet, Rosalie und Esme nach Seattle aufbrechen konnte, bat ich ihn ebenfalls zu einem Gespräch. Ich musste mir wenigstens einer weiteren Person sicher sein, auf die ich zählen konnte, und so weihte ich ihn in das ein, was ich wusste. Doch Carlisle betonte, dass er die Versammlung einberufen würde, komme was wolle - und das, obwohl ich wusste, dass Jasper dafür sorgen würde, dass es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung kam.


Ich hatte nicht genug Zeit, um darüber nachzudenken, ob Sam eine größere Rolle spielte, als ich es vermutet hätte. Alles konzentrierte sich darauf, dass das Mädchen - Jess - die Fäden zog, wie es ihr gefiel. Alle glaubten, sie wäre die Ursache, weil zugegebenermaßen auch einiges darauf hindeutete. Aber wenn es sich dabei im Grunde nur um eine weitere Anwandlung von Sam handelte, mit der er versuchte, seinen Stamm vor uns Vampiren zu schützen... Das erklärte dennoch nicht, weswegen Jacob ihm nachfolgen sollte. Er hatte damit aufgehört, stur Sams Befehlen zu gehorchen, als er sich ihm mir zuliebe widersetzte und sein eigenes Rudel gründete. Es wäre mehr als nur widersprüchlich, nun damit aufzuhören. Aber selbst wenn er beteiligt war, was würde das ändern? Würde es überhaupt etwas ändern? Ich musste mich wohl oder übel später entscheiden, ob ich Jacob darauf ansprach.

Als ich die Tür hinter mir schloss, fuhr er zusammen. Allein der Ausdruck auf seinem Gesicht vermittelte mir, dass nichts so war, wie es sein sollte. Jasper hatte ein Problem und ich musste herausfinden, was es war. Ein einziger Schritt in seine Richtung reichte, um ihm ein nervöses Zucken seines Mundwinkels zu entlocken, dann wandte er sich ab und starrte weiter aus dem Fenster, fast als erwartete er jederzeit ihre Ankunft. Es war dumm und zugleich niederträchtig, das zu glauben. Einen Augenblick lang spielte ich mit dem Gedanken ihm zu sagen, dass sie nicht kommen würde, hielt es dann jedoch für besser, ihn nicht direkt zu konfrontieren. Da war noch genug, um ihn aus der Reserve zu locken.

„Du hast es geschafft.", sagte ich deshalb, und er schnaubte. Als er sprach, schwang ein Lächeln in seiner Stimme mit: „Beinahe." Dieses Wort war fast schon genug, um mich zur Weißglut zu bringen. Ich würde niemanden aufhalten, der ihn anzugreifen versuchte, auch wenn ich es zu gern selbst tun würde. Diese Erkenntnis schmerzte mich genauso sehr, wie sie mir Genugtuung bereitete.

„Ich wüsste nur zu gern, wozu das alles."

Er lächelte stumm, als genoss er die Tatsache, dass ich es nicht wusste und auch niemals erfahren würde. Es war ihm offenbar egal, was ich davon hielt oder von ihm selbst. Wenn er glaubte, dass das für ihn keine Rolle spielte, dann hatte er sich jedoch gewaltig geschnitten. Ich lockte ihn aus der Reserve, sei es mit meinen Worten oder Taten, also fuhr ich fort: „Und da bin ich nicht die einzige, Jacob sieht das ganz ähnlich." Es dauerte einen Moment, bis diese Aussage in ihm zu keimen schien. Dann hatte ich wieder seine Aufmerksamkeit und begegnete seinen forschenden Blicken, so als wöge er ab, ob ich die Wahrheit sagte.

„Das hast du nicht getan.", antwortete er schließlich monoton, weil er meine Behauptung als falsch enttarnt zu haben glaubte. Ich kam näher und versuchte, jeden Schritt so aussehen zu lassen, als meinte ich ihn auch so. Doch es fiel mir wesentlich schwerer, die Nerven zu behalten.

„Und was, wenn doch?"

„Jacob hätte dich von seinen Wachhunden zerfleischen lassen. Oder von ihr höchstpersönlich."

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt