Kapitel 44-2

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44. Mehr schlecht als recht - TEIL 2


Was zuvor geschah...

Bevor Carlisle mit Alice, Edward, Emmet, Rosalie und Esme nach Seattle aufbrechen konnte, weihte ich ihn in das ein, was ich wusste, um mir wenigstens einer weiteren Person sicher zu sein, auf die ich zählen konnte. Doch er betonte, dass er die Versammlung einberufen würde, komme was wolle. Und so nutzte die ich Gunst der Stunde, um herauszufinden, was sich noch alles hinter Jaspers Fassade verbarg. Als ich ihn in ein Streitgespräch verwickelte, offenbarte er, dass er Jess aufgesucht hatte, um sie fort zu schicken - schließlich wolle sie ihn nur demütigen und Rache üben. Weil sie sich ihm jedoch widersetzte, obwohl er wohl eine gewisse Kontrolle auf sie ausüben konnte, plante er ihre andere Schwäche, ihre Familie, auszunutzen.


„Sie fühlt sich sicher, mit diesen Hunden an ihrer Seite. Ihr ist bewusst, dass sie sich nicht allein gegen mich auflehnen kann, sie braucht sie! Und das ist ihre Schwäche."

Sprach er hier gerade von einer Schwäche, die er auszunutzen gedachte? Allein bei der Vorstellung, was er sich darunter vorstellte, wurde mir übel. Wieso erzählte er mir das? Ihm müsste klar sein, dass ich nicht zulassen würde, dass irgendeinem von ihnen etwas passierte. Aber selbst wenn...nach allem, das ich nun über sie gehört und von ihr gesehen hatte, kam es mir nicht so vor als bräuchte sie auch nur irgendjemanden. Sie könnte stark genug sein, es mit zwei oder sogar drei wirklich starken Vampiren auf einmal aufzunehmen, weswegen also - ?

Jasper schnaubte und schüttelte den Kopf, als hätte er in Gedanken etwas hinzugefügt, das ihn belustigte. Dann sagte er, wie zu sich selbst: „Und er ist dumm genug, sich dafür benutzen zu lassen, dass sie ihre Brut austragen kann." Als wäre es nicht schon genug der wahnwitzigen Anschuldigungen, schien sich Jasper selbst übertreffen zu wollen. Dass es so sein musste, erkannte ich jedoch erst, als mir ganz langsam bewusst wurde, was er damit meinen könnte. Denn für mich war an keiner Stelle ersichtlich gewesen, dass es darauf hinauslaufen würde: weder auf diese Aussage seitens Jasper noch in Bezug auf Jess' Hintergründe allgemein.

„Wovon sprichst du?", fragte ich, dumm wie ich war, um eine Erklärung von ihm zu bekommen. Ich erntete prompt einen weiteren Lacher, nun mit Bitterkeit und tiefster Verachtung versetzt. Es wäre besser gewesen zu fragen, von wem er redete, weil mir das vielleicht schneller weitergeholfen hätte. So war es kaum möglich zu verstehen, wo er mit seinem Gedankensprung gelandet war.

„Jasper, was soll das heißen?"

Er fuhr zu mir herum, die Augen wie zu Schlitzen geformt und mit nahezu schneidendem Blick: „Das heißt, dass sie mit ihnen ins Bett steigen wird, du - wie kann man nur so blind sein? Sie braucht ihresgleichen, also lässt sie sich schwängern, am besten vom Häuptling höchstpersönlich." War - war es das, was er die ganze Zeit über im Hinterkopf hatte? Dass Jess nur zurückgekommen war, um sich an ihm zu rächen und dass sie nie vorhatte, ihre Familie zu finden, sondern ihre eigene zu gründen? Sie brauchte keine Verbündeten, zumindest nicht zur Unterstützung ihres Angriffs...das klang so an den Haaren herbeigezogen, dass es beinahe stimmen konnte.

„Selbst wenn sie das vorhätte, würde es doch viel zu lange dauern.", erwiderte ich, weil es das erste Gegenargument war, das mir einfiel. Mein Ton verriet weniger von meinem Unglauben, als er gesollt hätte, denn Fakt war, dass ich das für vollkommenen Schwachsinn hielt.

„Soll das dieser geheime Plan sein, den du beim letzten Mal erwähnt hast?"

Er antwortete nicht sofort. Würde das alles nicht auf eine so ernste Angelegenheit hinauslaufen, wäre es beinahe lustig gewesen. So jedoch überlegte ich fieberhaft, was ihn zu dieser Annahme brachte und, mehr noch, auf wen er dabei als Häuptling ansprach. Es traf mich wie der Schlag: „Du glaubst, sie und Jacob...?" Meine Stimme vibrierte vor Aufregung und Wut gleichermaßen. Es gab so viele Dinge, die darauf hingewiesen hatten und die ich von Renesmee hörte...und dann gab es wieder so vieles, das ich gesehen und das sich dadurch als ganz und gar anders herausgestellt hatte. Ich versuchte, Renesmees Enttäuschung und Sicherheit in dieser Sache zu verdrängen.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt