Kapitel 7-1

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7. Und weil das alles ja noch nicht reichte, kamen wir dann doch wieder ganz schnell zum Thema zurück. - TEIL 1


Was zuvor geschah...

Ich sollte Nessie nach Hause bringen, etwas war passiert, ein Angriff, und Alice musste dabei zu Schaden gekommen sein. Als wir ankamen, wartete man bereits auf uns, offensichtlich waren alle in Alarmbereitschaft. Ich hatte kaum Zeit mich von Nessie zu verabschieden, da schickte man sie schon nach drinnen. Ich fragte nach Alice, aber Edward wies mich an, ebenfalls nach meiner Familie zu sehen und sicher zu stellen, dass alles in Ordnung war. Doch im Halbdunkel stieß ich urplötzlich auf Jess. Da ich den Gedanke nicht loswurde, dass sie etwas mit all dem zu tun hatte, stellte ich sie zur Rede - schließlich hatte sie sich selbst in unheimliche Gefahr gebracht, weil niemand etwas von ihr wusste. Sie gestand, Alice' Gabe benutzt zu haben, um etwas über ihre eigene Zukunft zu erfahren, verriet jedoch nicht, was sie dadurch in Erfahrung gebracht hatte. Um sie zu schützen entschied ich dennoch, sie für die Nacht bei mir zu Hause zu behalten.


Sie verwirrte mich, alles an ihr war verwirrend, brachte mich aus dem Konzept und dem Gleichgewicht. Ich handelte völlig widersprüchlich, konnte selbst nicht mehr nachvollziehen, warum überhaupt. Und schon wieder machte es mich verrückt, nicht sicher zu wissen, ob sie noch hier war. Was, wenn sie sich wirklich verdrückt hatte? Ich konnte nicht umhin, nachzusehen. Aber als ich die Decke anhob und aus dem Bett kroch, fiel mein Blick auf den flackernden Lichtschein, der unter der Tür aufleuchtete. Jess war mein erster Gedanke, Billy mein zweiter. Es war schwer, die Augen offen zu halten, als ich mich erhob und zur Tür schlich, um diese leise zu öffnen. Offenbar hatte ich weniger geschlafen, sondern die ganze Zeit über wach gelegen. Ich sah durch den kleinen offenen Spalt nach draußen, konnte aber nicht mehr sehen als vorher. Ich öffnete, machte einen Schritt und erblickte Jess im Kerzenlicht auf dem Sofa sitzend. Sie hatte die Beine angezogen und ihren Kopf darauf gebettet und starrte aus dem Fenster. Erst, als ich näher kam, bemerkte ich, dass es offen stand und schauderte prompt beim ersten mir entgegen schlagenden Luftzug, dessen eisige Kälte mich völlig einhüllte. Da ich nicht mehr als eine schlabberige Hose trug, fühlte es sich umso kühler an, auch wenn ich natürlich nicht fror.

„Alles okay?", fragte ich leise und deutete an, dass ich mich neben sie setzen wollte. Abrupt rutschte sie beiseite und ich ließ mich nieder, sie keine Sekunde aus den Augen lassend.

„Ich kann nur nicht schlafen.", erwiderte sie und sah mich an, die Schatten ihrer Augen schienen vom Kerzenschein langgezogen.

„Ist das Sofa zu hart?" Ich grinste, ihre leere Miene brachte mich dazu, zu scherzen, weil ich sie aufmuntern wollte, aber ich hätte wissen müssen, dass sie nicht wie erwartet reagierte. Sie setzte sich aufrecht hin, als würde ihr ein Besenstiel im Rückrat stecken und wandte sich dann wieder dem Fenster zu.

„Das wegen gestern tut mir wirklich leid, ich stand neben mir, ich hätte das nicht tun dürfen. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, auch wenn ich nicht garantieren kann, dass das nicht noch mal passiert."

Sie klang so ernst, aber auch ehrlich, dass ich ihr gar nicht mehr wütend sein konnte. Vielleicht war ich das auch nie gewesen, schließlich ging es hier nicht um Wut, sondern Sorge.

„Ich werd' drüber hinweg kommen. Und offensichtlich hat es niemand mitbekommen, also hatten wir Glück.", versicherte ich ihr, dass es nicht länger von Bedeutung war und ich bereits darüber hinweg gesehen hatte. Doch anstatt mir zu zeigen, dass sie verstand, dass ich ihr das nicht nachtragen würde, schwieg sie. Es wurmte mich, dass sie dem offenen Fenster mehr Beachtung schenkte als mir und deshalb begann ich nach einem Thema zu suchen, um sie in ein Gespräch zu verwickeln. Während ich sie so ansah, fiel mir auf, dass sie nicht im geringsten müde wirkte und kein einziges Mal von einem Gähnen oder auch nur dem leisen Flattern ihrer Augenlider überfallen wurde. Wenn ich ehrlich war, kam mir das mehr als nur komisch vor und ich begann mich zu fragen, wo sie wohl normalerweise schlief. Ich hielt mich schwerfällig davon ab, zu gähnen, doch es gelang mir nicht wirklich.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt