Kapitel 20-1

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20. Der Floh - TEIL 1


Was zuvor geschah...

Jess überredete mich dazu, einen Ausflug ins Grüne zu machen. Wir unterhielten uns über dieses und jenes, die Vergangenheit, meine Familie... Nur Jess selbst wollte dazu nichts weiter sagen. Als sie schließlich meinte, dass sie gern zurück wolle, um mit dem Renovieren anzufangen, war ich mir sogar beinahe sicher, dass sie etwas verschwieg. Doch ich beschloss, sie später darauf anzusprechen. Als wir jedoch gerade einmal zur Hälfte mit dem Streichen fertig waren, erwartete mich Besuch - und nicht irgendwer: eine vollkommen aufgelöste Renesmee fiel mir in die Arme. Sie hatte von Billys Tod erfahren und wollte für mich da sein, doch sie machte es damit nur schlimmer. Als sie dann auch noch Jess' Anwesenheit bemerkte, konfrontierte sie mich wutentbrannt damit, dass ich sie nicht angerufen hatte und stattdessen Jess ihr vorzuziehen schien. Der Tod meines Vaters und wie niederschmetternd er für mich gewesen war, musste vollkommen an ihr vorbeigegangen sein. Mit Jess hingegen war das anders, sie war gekommen und hatte sich um mich gekümmert und es hatte keinen Anruf dafür gebraucht, nicht einmal ein Wort.


Hoppla.

„Das hast du gerade nicht wirklich gesagt, oder?"

Oh, doch... Und wie ich das gesagt hatte. Es erfüllte mich so sehr mit Stolz darüber, dass ich ihr gegenüber standhaft blieb, dass ich beinahe vergaß, was so schlimm dabei war. Sie machte auf dem Absatz kehrt und hätte mich stehen lassen, wäre ich ihr nicht hinterher gelaufen, um sie an der Haustür abzufangen: „Warte kurz, ja? Du hast das ganz falsch verstanden, ich..."

„Ich glaube nicht, dass es da was falsch zu verstehen gab. Im Gegenteil, du warst sogar sehr deutlich."

Sie schob sich an mir vorbei und als ich ihr nachblickte, glaubte ich, erneut zuzulassen, dass jemand mein Leben verließ. Jemand, der mir mehr bedeutete, als es wohl mit Worten je ausgedrückt werden könnte.

„Du lässt sie ziehen?", fragte Jess neben mir: „Du hast ihr gerade sehr wehgetan." Als ob ich das nicht wüsste.

„Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll."

Dass es die Wahrheit war, erkannte ich erst, als ich es mich selbst sagen hörte. Jess legte ihre Hand auf meine Schulter und war so vorsichtig dabei, dass ich es gar nicht bemerkt hätte, würde ich es nicht aus dem Augenwinkel sehen.

„Ich will nicht, dass du sie meinetwegen verlierst. Es gibt keinen Grund dafür, mich vor ihr zu verteidigen. Sie ist nicht die Erste, die mich nicht akzeptieren kann, aber das ist in Ordnung. Ich kann damit umgehen, weißt du? Aber du kannst nicht damit umgehen, was es für dich bedeutet. Was es bedeutet, sie zu verlieren."

Auch wieder wahr. Ich musste sie zurückholen: „Sie glaubt mir nicht." Was, wenn sie mir nicht verzeihen würde, dass mein Mund schneller war, als mein Kopf?

„Doch, das tut sie. Sie ist noch fast ein Kind, Jacob, jetzt tut es ihr schon leid, nicht an dich gedacht zu haben. So sind Kinder nun einmal."

„Sie ist kein Kind."

„Beweis' es mir, indem du ihr nachläufst. Beweis' es mir, indem du mir danach erzählst, dass es anders gekommen ist, als ich es erwartet habe.", hielt sie dagegen und brachte mich tatsächlich dazu, mich dafür zu entscheiden. Zwar wusste ich noch immer nicht, was ich ihr sagen sollte, aber wenn Jess recht hatte, spielte das sowieso längst keine Rolle mehr.

Sie schien bemerkt zu haben, was ich vorhatte: „Wir sehen uns, wenn du das in Ordnung gebracht hast. Und dann wird renoviert."

Nessie hatte mir keine Chance gegeben, sie einzuholen. Stattdessen ließ sie mich ihr bis nach Hause hinterher rennen: „Wenn du nur eine Sekunde warten würdest, Ness..." Tatsächlich war ich außer Atem, als sie sich zu mir herumdrehte und mir den Eingang zu ihrem Zimmer versperrte. Sie wirkte sehr hart und das machte es nicht gerade leichter für mich, weil es nur zeigte, wie verletzt sie war. Langsam näherte ich mich, wollte behutsam sein, um ihr nicht wieder wehzutun. Aber sie zu behandeln, als wäre sie ein scheues Reh, das jeden Moment wieder davonlaufen könnte, schien ihr auch nicht zu gefallen.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt