Kapitel 23-1

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23. Und so erfuhr ich was es hieß, ausgeliefert zu sein. - TEIL 1


Was zuvor geschah...

Ich war so verwirrt von Jess' Lügen und Wahrheiten, dass ich sie zum Gehen aufforderte. Dennoch richtete sie einige letzte Worte an mich, die es nur schlimmer machten, behauptete, Billys Krankheit gesehen und ihn gewarnt zu haben und dass er ihr versprochen hätte, es aus der Welt zu schaffen. ...doch das hatte er offenbar nicht. Und ich würde niemals glauben, dass er sterben wollte, weil ich ihn kannte - und das wesentlich besser als eine dahergelaufene Fremde. Ich hatte ihr zu sehr vertraut und sie enttäuschte mich. Oder hatte mich auch mein Vater enttäuscht? Ich wusste es nicht zu sagen. ...die folgende Zeit zog sehr langsam an mir vorbei, ich arbeitete nur und schlief und Renesmee versetzte mich, weil ihr ihr Abschluss und das Lernen im Moment wichtiger waren als alles andere. Tatsächlich fühlte ich mich, als wäre nicht nur das Leben, sondern auch die Prägung stehen geblieben. Embry und Quil versuchten, mich am Wochenende in die Stadt zu schleppen, um mich aufzumuntern, doch so recht funktionieren wollte es nicht. Schließlich kam ich mit Embry ins Gespräch über Nessie und auch über Jess, was meine Hoffnung, er würde mehr wissen als ich, zunichte machte. Er wusste sogar noch weniger.


„Sie ist nicht mehr hier."

„Was soll das heißen, sie ist nicht mehr hier? Wohin soll sie denn gegangen sein?"

Noch ein Schulterzucken, doch es machte Embry wütend: „Ihr habt gerade erst ihr Zimmer eingerichtet, wieso sollte sie da verschwinden?" Sie war nicht verschwunden, ganz im Gegenteil. Ich war der Magier mit dem Verschwindekabinett.

„Sie ist weg, Punkt. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen."

Okay, jetzt begann er, sich wirklich aufzuregen. Vielleicht hätte ich das einfach für mich behalten sollen...

„Mach den Mund auf, Jacob, wo ist sie hin? Was soll dieser Zirkus?"

Es gab keine Magie im Zirkus. Das war was für Zaubershows. Er stand auf, als wollte er gehen und sich direkt auf die Suche nach ihr machen. Ich seufzte: „Sie ist weg und sie wird wahrscheinlich nicht wiederkommen, klar? Ich weiß nicht, wohin."

„Aber du weißt, wieso."

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich antwortete nicht. Embry schüttelte den Kopf: „Rede mit mir, was ist los? Wieso sollte sie gehen? Du willst mir doch nicht sagen, dass das deine Schuld ist." Sagen wollte ich ihm gar nichts. Nur fiel mir unangenehm auf, dass er sich viel zu sehr für sie interessierte. Mehr, als gut für ihn war...und für mich.

„Wir hatten vielleicht eine kleine Auseinandersetzung, aber mehr auch nicht."

Ich verdiene es nicht mehr, mit dir an einem Tisch zu sitzen. Ihr Verrat fühlte sich wie mein eigener an, allein das war unerträglich. Ich hasste mich dafür und Embry tat das nun auch: „Und da hältst du es nicht für nötig, mal was zu sagen? Hast du schon angerufen, ob sie bei jemandem ist? Emily oder Leah? Jenny?" Wenn sie sagte, dass sie ging, dann wahrscheinlich eher nicht nur eine Tür weiter. Wenn ich verlangte, dass sie ging und sie das auch noch als richtig empfand, dann wohl eher weit, weit weg. Also schüttelte ich den Kopf und senkte den Blick, weil ich es nicht länger ertrug, wie vorwurfsvoll er mich musterte.

Quil kam gerade zurück, als Embry begonnen hatte, herumzutelefonieren, und hockte sich neben mich, wobei er schon seine zweite Flasche öffnete. Die erste war wohl Wegzehrung gewesen.

„Was ist denn mit ihr?", fragte er und prostete mir zu, aber ich ignorierte ihn. Ich war schuld und ich...ich fühlte mich so verdammt mies dabei. Ich fühlte mich allein und leer und einfach nur schlecht. Und das, obwohl ich richtig gehandelt und sie zurecht fortgeschickt hatte. Jetzt zweifelte ich nicht nur an mir, sondern auch daran, dass das, was ich ihr vorwarf, im Grunde gar nicht so schlimm war. Vielleicht hatte sie es wirklich ganz bewusst nicht gesagt, weil es so besser war und weil ich es nicht zu wissen brauchte. Vielleicht hätte es dabei bleiben sollen... Manche Dinge taten einem gut, gerade weil man nichts von ihnen wusste.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt