Kapitel 22-2

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22. Auf einmal war alles weg, was bedeutend war. Angst, Hass und Verlust - das alles lag so nah beisammen. - TEIL 2


Was bisher geschah...

Der nächste Morgen zeigte, dass doch nicht alles so spurlos an ihr vorbeigegangen war, wie sie mich wohl hatte glauben machen wollen. Jess ging mir aus dem Weg, also stellte ich sie zur Rede und erfuhr, dass sie tatsächlich an Jaspers Seite in einer Neugeborenenarmee gekämpft hatte - und dass sie nur durch ihn wurde, wie sie nun war. Jasper lehrte sie, mit ihrer Gabe umzugehen, ließ sich aber gleichzeitig eine Art Hintertür offen, um Jess kontrollieren zu können. Doch unerwarteter Weise entwickelte sich unser Gespräch bald in eine vollkommen andere Richtung: Jess sagte, sie hatte immer zum Stamm zurückkehren wollen und dass Billy der einzige gewesen sei, der ihr das hätte ermöglichen können. Nur schien mir der Zeitpunkt, zu dem sie kam, und die Tatsache, dass sie sich ohne Grund um ihn gekümmert hatte, bis er gestorben war, alles andere als zufällig. Und sie bestätigte meine Vermutung - sie hatte von Billys Krankheit gewusst und auch, dass es seinen Tod bedeuten könnte. Und das brachte etwas in mir zum zerbrechen, von dem ich geglaubt hatte, es wäre unkaputtbar.


„Ich will, dass du gehst."

Nur ein Satz und fünf Worte und alles war vorbei, genullt wie eine Eieruhr. Ich konnte ihr nicht länger in die Augen sehen, doch sie wollte es mir nicht so leicht machen: „Warte einen Augenblick, ich meine - ich habe noch mehr zu sagen! Es ist nicht so, dass ich gewartet hätte, dass -"

„Ich will es nicht hören!"

Mit großen Schritten verließ ich den Raum, hoffte, sie so abzuhängen, doch das war ein dummer Irrglaube. Sie folgte mir, schnell und leise und gleichzeitig mit lauten Worten.

„Ich wusste es, aber das ist Ewigkeiten her! Ich kannte ihn und ich kannte dieses Geheimnis, das er sogar seiner Frau verschwiegen hat, aber..."

Hör auf!", ich drehte mich zu ihr herum, versuchte sie mit meinen Blicken zum Schweigen zu bringen, doch sie blickte nicht weniger scharf zurück: „Lass es einfach sein und erspar uns beiden die Qual." Eine Qual war es tatsächlich, zumindest für mich.

„Billy wollte zum Arzt gehen, er versprach es mir, als - Jacob Black!"

Es klang wie ein Befehl, obwohl es nur ein Name war. Wie konnte man so ergeben und gleichzeitig so herrschig sein? Diese Person vor mir war...sie war mir völlig unbekannt. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, als hätte ich all die Zeit eine rosarote Brille getragen. Trotzdem ließ ich sie sprechen, wenn auch nur noch dieses eine Mal.

„Damals war er bereits krank. Ich erinnerte ihn daran, was das bedeuten würde, wenn er nichts dagegen täte. Ich erinnerte ihn an euch, seine Kinder, und an seine Frau. Und er versprach mir, dass er sich darum kümmern und es aus der Welt schaffen würde, bevor auch nur irgendwer davon erfahren konnte."

„Wieso sollte er es dir sagen und nicht mir? Oder jemand anderem? Wieso gerade dir?"

Ihre Miene war undurchdringlich, hart wie Stein: „Er musste es nicht sagen. Ich habe es gesehen. Und ich habe ihn gewarnt, um euretwillen. Aber als ich zurückkam, war alles wie vorher. Er hat nicht auf mich gehört, ich meine, das musste er nicht, aber -" Ich stoppte sie mit einer einzigen Handbewegung.

„Das würde bedeuten, dass er sterben wollte. Und das glaube ich nicht. Das werde ich nicht glauben! Ich kenne ihn und ich kenne ihn wesentlich besser als du - und ich kann dir ganz sicher nicht mehr vertrauen, nach...nach all dem, das ich gehört habe."

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt