Kapitel 34-2

31 1 0
                                    

34. Herzschmerz - TEIL 2


Was zuvor geschah...

Weil es der aufgekommenen Diskussion über die vorgefallenen Umstände an Gewissheit und Fakten fehlte, kümmerte ich mich stattdessen um Renesmee. Wie zu erwarten war sie am Boden zerstört, doch neben der tiefgründigen Traurigkeit und Schuldgefühlen hatte sie auch einen starken Hass entwickelt - gegen das Mädchen namens Jess. Sie behauptete, dass sie sich in ihre Beziehung eingemischt und Jacob abgeschirmt hätte. Statt seine Begründung, er wolle sie glücklich machen, für wahr zu nehmen, hielt sie die Fremde für den Ursprung allen Übels. Möglichkeit, dass sich Jacob aufgrund Renesmees Freiheitsdrang vernachlässigt fühlte und sie beide aneinander vorbei gelebt hatten, blieb offen. Renesmee vermutete stattdessen, dass Jacob nicht nur eine neue Schwester gefunden, sondern sich auch in das Mädchen verliebt hatte.


„Ich dachte, es liegt an mir. Aber was, wenn er sie liebt?"

Wenn er sie liebte? Seine Schwester?

„Das glaube ich nicht. Renesmee, das glaube ich nicht. Jacob ist...auf dich geprägt. Und er ist keiner von diesen Jungen, die Mädchen erobern, nur um sie erobert zu haben. Er war so lange an deiner Seite, er war alles für dich. Er wurde zu dem, was du brauchtest. Wenn er jemanden liebt, dann dich.", widersprach ich und versuchte, so überzeugend wie nur möglich zu klingen. Jedoch machte es mich stutzig, wie sie darauf gekommen war, dass er tatsächlich in seine leibhaftige Schwester verliebt wäre. Zweifelsohne war sie schön und folglich auch begehrenswert, ich wusste nicht um ihre inneren Werte und ob sie denn welche besaß, doch dass gerade Jacob dem verfallen sein sollte, war für mich nicht glaubwürdig.

„Sie hat ihn eingenommen. Sie k-kann ihn steuern, i-ich...weiß es.", beharrte Renesmee schluchzend und versuchte, sich die schwarzen Augenringe wegzuwischen, jedoch ohne Erfolg. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und rieb vorsichtig mit meinen Daumen über die gerötete und schon wunde Haut unter ihren Augen. Sie sah mich dankbar an, wirkte aber, als könnte sie meine Arbeit gleich wieder zunichte machen.

„Erzähl' mir von diesem Mädchen.", forderte ich sie mit einem Lächeln auf, um einerseits mehr über unser Gegenüber zu erfahren und andererseits ihren Drang, sich mitzuteilen, zu stillen.

„Ich konnte sie nicht leiden, schon als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Sie ist so unscheinbar und trotzdem...ich weiß nicht, sie hat irgendetwas an sich. Jacob bemerkt das offenbar gar nicht, aber mir - ...sie macht mir Angst."

Nach einem kurzen, mich verunsichernden Innehalten fuhr sie fort, etwas bestärkter, als ihre vorherige Aussage angedeutet hatte: „Ich habe bisher nicht viel mitbekommen, woher sie kommt und alles, aber sie ist kein Neuling. Kein junger Wolf, dem man noch beibringen müsste, dass er Jagd auf Vampire zu machen hat."

„Woher weißt du das?"

„Ich - weiß es nicht.", gestand sie und das verwirrte mich: „Sie wirkt Jacob ebenbürtig. Er trifft keine Entscheidungen für sie, sie treffen sie zusammen. Oder...oder sie trifft sie. Zumindest hatte ich das Gefühl, es wäre so. Jake ist nicht mehr er selbst, seitdem er sie kennt. Er ist nicht mehr der Jake, der mich auf seinem Rücken überallhin getragen hat. Oder der mit mir auf einen Schulball gehen würde." Ich bezweifelte, dass Jacob jemals freiwillig mit zu einem solchen Ball gehen würde, wäre es nicht Renesmee, die ihn fragte. Ich kannte das Prinzip der Prägung nicht von vorne bis hinten, aber ich wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab, als denjenigen, auf den man sich prägte, glücklich zu machen. Eigenes Glück existierte nicht mehr. Ob es das war, was Jacob störte? Oder hatte tatsächlich seine Begleitung etwas damit zu tun?

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt