Kapitel 31-2

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31. Licht funkelnder Sterne - TEIL 2


Was bisher geschah...

Renesmees Beziehung schien in Schwierigkeiten, doch im Gegensatz zu Edward glaubte ich, ihr alle Entscheidungen dieser Art selbst zu überlassen. Schließlich ließ sich für uns nicht feststellen, ob Jacobs Zurückgezogenheit oder Renesmees Abenteuerlust ursächlich waren. Doch als Alice scheinbar eine Vision ereilte, fiel diese Thematik unter den Tisch. Nur war dies kein gewöhnlicher Ausblick in die Zukunft, sondern eine vollkommene Leere, die nichts als unbändigen Schmerz über sie brachte. Alice begann zu schreien und sich zu winden, und sank schließlich in sich zusammen. Sie sagte, dass jemand kommen würde, und offensichtlich hatte ebendiese Person sie aus ihrer eigenen Vision herausgedrängt. ...zu guter Letzt war es dann auch noch Edward, der verkündete, dass er unsere Gedanken nicht länger hören konnte.


Edward, was ist los?", hakte Carlisle nach. Der Ausdruck auf Edwards Gesicht wechselte von verwundert zu überrascht und schließlich verriet ein Zucken seines Mundes die Anspielung eines Lächelns: „Es ist...so still. Ich kann eure Gedanken nicht hören."

„Du - was?"

Ein nervöses Kribbeln stieg hinter meinem Nabel hervor und gab mir das Gefühl, ich hätte gestern abgelaufenes Essen zu mir genommen. Das Reh hatte jedoch durch und durch quietschfidel auf mich gewirkt.

„Kein Wort, gar nichts."

Das war absurd. Es gab nur eine Ausnahme für Edwards Gabe: mich. Ich wünschte mir, es wäre dabei geblieben. Carlisle erhob die Hand, als wollte er dem bereits begonnenen Durcheinander Einhalt gebieten: „Wenn Alice keine Visionen sehen kann und Edward keine Gedanken hört...Bella, Jasper, was ist mit euch? Was, wenn es alle Gaben betrifft?"

„Das wäre eine Möglichkeit.", bestätigte Edward. Ich versuchte, in mich hinein zu hören und mein Schutzschild zu greifen. Es dauerte einen Moment...

„Ich kann nichts fühlen.", sagte Jasper. Und auch ich musste bald darauf zugeben: „Es ist weg." Einfach weg, von mir genommen wie heimliches Diebesgut. Und plötzlich wurde mir auf einen Schlag bewusst, wie schutzlos ich nun war. Offen für Edward, der nichts in mir lesen konnte, und angreifbar für jemanden wie Jane, die jedes Fünkchen Verstand durch reinen Schmerz austreiben konnte. Ich konnte niemanden beschützen. ...ich war schlicht wertlos, sollte das hier ein Angriff durch wen auch immer sein.

„Das kann nicht sein."

Esme schien in bodenlose Verzweiflung zu stürzen. Selbst Carlisles Nähe konnte sie nicht besänftigen, sie schien es nur schlimmer zu machen.

„Es ist eine Gabe.", sagte Carlisle, als wäre er felsenfest davon überzeugt. Nur half uns das Wissen darum wenig, wenn wir dem ausgeliefert waren.

„Es ist ein Werwolf."

Rosalie verschränkte die Arme, ich hingegen wollte protestieren. Das würde keinen Sinn ergeben. Nur pflichtete Edward ihr bei, nein, mehr noch: „Es ist Jacob."

„Das ist nicht Jacob!", reagierte ich sofort darauf, doch nur einen winzigen Augenblick später konnte ich es riechen. Tatsächlich war das der Geruch eines Wolfes...oder auch nicht. Wild, abstoßend und gleichzeitig ganz leicht und weniger drückend. Nicht süß, aber etwas dazwischen. Wie Gras im Sommer und Schnee im Winter zugleich. Und jeder hier wurde sich dessen immer mehr bewusst. Wenn es ein Wolf war, so kam er nicht allein. Wenn nicht, sollten wir jede Chance nutzen, den Feind auszumachen, bevor er uns zu nahe kam. Aufregung durchfuhr mich wie ein Schwarm Bienen und ich erhob mich, doch Carlisle und Edward machten mir beide direkt und stumm verständlich, dass jede Bewegung und jedes Wort zu unserem Nachteil sein könnte. Und dann läutete die Türklingel, dem rasselnden Geräusch einer fallenden Guillotine gleichkommend.

Daylight - Bis(s) zur letzten Sekunde [The Twilight Saga]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt