[A/N: Dieses Bild will ich euch halt auch nicht vorenthalten, Herzchen. Ich war mal wieder spontan 😄 Ein paar erinnern sich vielleicht an 'The moon and I' - Ich bin eben eine Mondfreundin, durch und durch. Denkt nur an unsere Moon-Familie ;)]
Er ist Raucher. Ich müsste vielleicht nur einen Blick in seine geöffnete Tasche werfen, um seine Zigaretten zu sehen, doch die leichte Angespanntheit verrät ihn.
Raucher oder Junkie, doch für Letzteres sieht er zu gepflegt aus.
Ein weiterer Tick von mir ist das Beobachten und Studieren von Menschen. Was mich in den Augen vieler vermutlich zu einer Stalkerin macht, aber so ist das nicht. Ich bin Autorin. Na ja, ich schreibe halt. Inspirationen finde ich immer in meiner Umgebung. Schon seit meiner Kindheit gebe ich den Hotelgästen Hintergrundgeschichten und erfinde Abenteuer, die sie vielleicht hinter sich oder vor sich haben.
Kein Wunder, dass ich selbst eines erleben wollte.
Da wir noch immer in dem Zug festsitzen, der uns weit, weit in den Norden unseres Landes bringen sollte, bleibt mir nicht viel übrig, als den Fremdenzu beobachten.
»Der Fremde im Zug«. Kein allzu schlechter Titel für eine Kurzgeschichte. Wenn ich noch Zeit für ein anderes Projekt als diesem hätte.
»Wie lange stehen wir jetzt schon?«
Sänger ist er jedenfalls nicht, seiner Stimme nach zu urteilen. Ich würde ihn auch nicht für einen Musiker halten, wenn er nicht den Gitarrenkoffer dabei hätte. Er scheint gerade einen Auftritt hinter sich zu haben, seinem Anzug nach zu urteilen. Die Sonnenbrille, die er noch immer nicht abgesetzt hat, irritiert mich, doch sie schmälert nicht das Interesse an ihm. Im Gegenteil.
Wenn ich mir auf die Schnelle einen Charakter für ihn ausdenken müsste, wäre er wohl der klassische Junge mit tragischer Hintergrundgeschichte, der durch einen Zufall auf ein unscheinbares Mädchen trifft, sich wie ein Arschloch aufführt, was doch nur dazu führt, dass die beiden sich verlieben.
Wie gut dass ich solche Geschichten nicht mehr schreibe.
»Seit zwanzig Minuten«, erwidere ich und klappe mein Notebook zu. Wenn ich nur sein nervöses Herumgezapple beobachte, stellen sich bei mir alle Haare auf. So kann ich sicher nicht schreiben und wenn ich nicht schreiben kann, kann ich mich auch mit ihm unterhalten.
Scheiß auf meine Regeln für diesen Trip, keine Bindung zu irgendwem aufzubauen.
»Davor standen wir doch auch schon.«
»Die Gewitter der letzten Stunden haben viele Schäden angerichtet. Wir sind schon auf der Ausweichstrecke, aber manchmal muss man eben Geduld haben.« Ich lehne mich gemütlich zurück und ziehe die Jacke von Diana fester um mich. Es ist kühler als erwartet, besonders für Spätsommer.
»Hast du einen Termin, oder wieso bist du so auf die Zeit fixiert?«
Er schaut nur kurz auf und ich wünschte, seine Augen sehen zu können. Sie verraten viel mehr über die Menschen, als man gemeinhin annehmen könnte.
Doch das Glück ist mir nicht hold. Wie so oft.
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Everyday at 5AM
General Fiction»Jeden Morgen um fünf Uhr steht er auf. Er stellt die Kaffeemaschine an, er putzt sich die Zähne, holt die Zeitung herein, lässt unseren Hund Unicorn in den Hinterhof und dann kommt er zu mir ins Zimmer, um nach mir zu sehen. Jeden Morgen um fünf Uh...