[A/N: Hallo Herzchen ❤ Die liebe milenabluemchen hat ein wunderbares Interview mit Skye und Kassy (den Seniors ;)) geführt. Es hat viel Spaß gemacht und wer das lesen möchte, findet es auf ihrem Profil in der Story 'Talk to me'. ❤]
Ich hätte mit vielen gerechnet, mit einem romantischen 5-Sterne-Restaurant, mit einem bayrischen Kellergewölbe, einer äthiopischen Bar, mit allem, ehrlich. Nur nicht mit einem Travestieclub.
»Diesen Laden hast du ganz zufällig gefunden?«, frage ich, nicht ohne Hintergedanken. Ein wenig mehr Ehrlichkeit von ihm wäre nicht verkehrt, finde ich. Das wäre er mir zumindest schuldig.
»Ist ja nicht unbedingt auf der Hauptstraße liegend.«
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er diese Lüge nicht mehr aufrecht erhalten kann, irgendwann wird er einbrechen und es mir sagen, ganz sicher.
»Ich fand den Namen sehr passend«, erwidert Jonas lediglich und setzt sich an die Bar, an der sich noch niemand tummelt. Ohnehin ist es überraschend leer, auch wenn es mitten in der Woche und noch keine zwanzig Uhr ist. Ein bisschen mehr hätte ich ja doch von dieser Stadt erwartet.
»Was kann ich den beiden Minderjährigen denn andrehen?«, fragt uns die Kellnerin, ein nicht gerade älter aussehendes Mädchen mit lila Haarspitzen. Wenn ich nur mutiger gewesen wäre, früher. Ausgefallene Haarstyles auszuprobieren habe ich mich noch nie getraut.
»Ein Bier und eine Apfelschorle«, bestellt Jonas und zieht aus seiner Jackentasche sein Portemonnaie, in dem er seinen Ausweis verstaut hat. Ist nicht das erste Mal, dass er das machen musste. Wer hätte gedacht, dass die Kontrollen doch so verschärft sind?
Während sie unsere Bestellung holt, beuge ich mich näher zu Jonas. Nicht weil die Musik zu laut ist, denn im ganzen Club ist es unerwartet leise. Abgesehen von zwei, drei der Künstler – deren Outfits wirklich umwerfend sind, um das mal nebenbei zu erwähnen – scheinen kaum Gäste anwesend zu sein.
»Kann ich mir mal kurz dein Handy borgen?«
Jonas scheint nicht mit dieser Frage gerechnet zu haben, reicht mir aber kommentarlos sein Smartphone. Mutig. Was ich damit alles anstellen könnte ... Oder da geht einfach nur wieder das schriftstellerische Gehirn mit mir durch. Es gibt sicher Menschen, die jetzt Jonas gesamte Vergangenheit aus diesem kleinen Ding herausholen könnten, mit keinen drei Sekunden Zeit dafür. Allerdings weiß ich, dass er jede seiner Apps mit einem Passwort geschützt hat, sogar die Bildergalerie. Und ich bin nun einmal kein Technikgenie, ich komme mit meinem netbook zurecht, kann ein Handy im alltäglichen Gebrauch bedienen und das reicht mir.
Zahlen hingegen konnte ich mir schon immer unheimlich gut und schnell merken, was mir leider auch nicht im Matheunterricht geholfen hat. Es hilft mir jetzt jedoch, als ich ohne nachzudenken Dianas Nummer tippen kann, um sie anzurufen.
Ich telefoniere jeden Morgen mit Papa, wie verkehrt kann es da sein, meine beste Freundin anzurufen? Sie habe ich am meisten angelogen, am meisten betrogen. Sie wird sauer auf mich sein und mich anschreien, weil ich nicht einmal mein Handy mitgenommen habe und sie somit im Stich lasse. Was ich verdiene.
Vielleicht kann ich dafür sorgen, dass sie mich nicht hasst, denn das will ich ihr ja dann doch nicht antun. Auf Tote sauer zu sein, ist blöd.
Erst beim fünften Klingeln geht sie dran, was mich nicht weiter überrascht. Diana hat, wie fast alle, die ich kenne, ihr Telefon auf stumm. Wenn es den ganzen Tag klingeln und vibrieren würde, würden wir wohl alle durchdrehen. Mehr als sowieso schon.
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Everyday at 5AM
General Fiction»Jeden Morgen um fünf Uhr steht er auf. Er stellt die Kaffeemaschine an, er putzt sich die Zähne, holt die Zeitung herein, lässt unseren Hund Unicorn in den Hinterhof und dann kommt er zu mir ins Zimmer, um nach mir zu sehen. Jeden Morgen um fünf Uh...