Kapitel 7

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„Ich kenne euch." rief Carly irgendwann gespielt freudig. „Wir sind uns gestern begegnet." Ich hob den Blick und sah die Reaktion in den Gesichtern der anderen, die ich erwartet hatte. Doreen, April und Natalie waren nicht sehr erfreut. Adam und Liam wirkten überrascht, Nick verwirrt, weil er sich wohl nicht mehr an sie erinnerte, Patrick und Mike sahen sich verständnislos an und Hughs Gesicht zeigte wie immer keine Regung. Aber er hatte mich auch schon wieder fixiert. Kurz verfingen sich unsere Blicke ineinander und wieder erinnerte ich mich an Hughs Worte, seine Wärme, und die Intensität, mit der mich beides in seinen Bann zog.

Carly stand auf. Die anderen beiden taten es ihr gleich. „Oh ich müsst Livs Freundinnen sein." sagte Mike und kam auf die drei zu. Sie lächelten falsch. Mike schien das entweder nicht zu merken, oder es interessierte ihn einfach nicht. Vielleicht sah er nur Brüste und viel Haut, weswegen sich sein Hirn abschaltete.

„Ja wir kennen uns seit der High School." Ich unterdrückte den Drang den Kopf zu schütteln und sah wieder in mein Buch. Ich hasste diese Falschheit. Ich hasste sie so sehr. Außerdem wollte mir partout nicht einfallen, wer die anderen beiden Frauen waren.

Die drei stellten sich vor und Mike und er schien gleich Feuer und Flamme für sie zu sein. Sie unterhielten sich eine Weile über belangloses Zeug. Dann erschienen zwei kleine Füße in meinem Blickfeld. Ich hatte irgendwie ein leichtes Déjà-vu.

„Hey." begrüßte ich Nick, als er mich anlächelte. „Du Liv? Das mit gestern tut mir wirklich leid." Überrascht schloss ich mein Buch und kniete mich hin, um mit Nick auf einer Augenhöhe zu sein. „Nick, es muss dir nicht leidtun, denn mir tut es nicht leid, dass ich dir hinterhergesprungen bin. Im Gegenteil, ich würde es wieder machen." sagte ich und wuschelte ihm kurz darauf durch seine rotblonden Haare. Nick sah mich mit runden Augen an. Schließlich nickte er. Ich konnte Hughs prüfenden Blick wieder förmlich auf mir spüren. Dachte er, dass ich es bereute?

Hinter Nick, sah ich, wie Mike um die Freundinnen von Carly je einen Arm legte. Er sah in die Runde und verabschiedete sich. Carly sah kurz zu Hugh und dann zu mir. Dann glitt ihr Blick zu Patrick, aber der schein gerade in diesem Moment ein tiefes Gespräch mit Doreen führen zu müssen. Carly seufzte. Dann würde sie sich mit Elliot zufriedengeben müssen. Wieder glitt ihr Blick zu Hugh. Ob sie sich Hoffnungen machte, bei ihm landen zu können? Die Antwort bekam ich nicht, da kurz darauf Elliot Carlys Namen rief. Sie verabschiedete sich gespielt traurig und ging zu ihm herüber. Wo war der hergekommen? Hatte sie ihn eben nicht noch gesucht? Mein fehlendes Interesse für meine Umgebung, zahlte sich wohl gerade aus.

„Also über eure Freundschaft" April malte Anführungszeichen in die Luft. „solltet ihr nochmal reden." Ich nickte. „Ich glaube da habe ich etwas nicht ganz mitbekommen. Unter anderen ihre Namen." April und die anderen sahen mich eine Weile überrascht an und fingen dann an lauthals zu lachen. Ich wusste nicht, was genau so lustig an meiner Aussage gewesen sein sollte, aber wollte auch nicht nachfragen, weil das sicher seltsam gewesen wäre. Immerhin war es nur die Wahrheit gewesen. Ja, meine Kommunikationsfähigkeiten hielten sich wirklich in Grenzen.

„Können wir uns zu dir setzen?" fragte Natalie. Ich sah um mich herum. Genug Platz war da. Daher nickte ich. Nachdem sich die anderen ausgebreitet hatten, schleifte Nick Adam und April sofort ins Wasser. Patrick und Doreen folgten ihnen.

„Wie geht es deiner Schulter?" fragte Natalie, während ihr Mann ihren Rücken eincremte. Automatisch legte ich meine rechte Hand auf meine linke Schulter. Der Badeanzug verdeckte natürlich rein gar nichts. Mein Strandkleid hatte Ärmel gehabt, sodass man es nicht gesehen hatte, aber bei dem Badeanzug war das eine andere Sache. Natalie folgte meiner Handbewegung und ihr Blick wurde mitfühlend.

„Es ist erträglich." Natalie nickte. „Du bist also kein Mensch, der gern Phrasen wie „es geht mir gut" benutzt, oder?" fragte sie lachend. Ich schüttelte langsam den Kopf. Nein das tat ich wirklich nicht. Ich hatte früh gelernt so wenig wie möglich aber so viel wie nötig von mir zu geben. Das war irgendwann zur Gewohnheit geworden und störte mich mittlerweile auch nicht mehr. Da aber eine unangenehme Stille zu entstehen drohte, fragte ich: „Macht ihr alle einfach nur so zusammen Urlaub?" Natalie und Liam nickten. Da Hugh zu meiner rechten irgendwo saß, die anderen beiden aber links vor mir, konnte ich ihn nicht sehen. Aber es war ganz angenehm seinen Blick nicht erwidern zu müssen, denn er hing ganz klar auf mir.

Bis du wieder LächelstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt